Ferrari trampelt seit Monaten in der Formel-1-WM von einem Fehlschlag in den nächsten. Seit Mattia Binotto beim Großen Preis von Frankreich angekündigt hatte, dass man die verbleibenden zehn Rennen in der laufenden Saison gewinnen könne, läuft für die Scuderia gar nichts mehr nach Plan.

Das Rennen von Carlos Sainz beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort war ein Sinnbild dieser Ferrari-Misere. Nachdem dem Spanier im Qualifying noch weniger als eine Zehntelsekunden zur Pole Position gefehlt hatte, ging es am Renntag von Anfang an in die falsche Richtung.

Keine Chance gegen Charles Leclerc

"Es war ein ganz schlechter Tag für uns. Wir sind in alle möglichen problematischen Situationen im Rennen gekommen", resümierte er. Dass Sainz über den gesamten Rennverlauf die Pace von Teamkollege Charles Leclerc nicht mitgehen könnte, war dabei nur ein kleineres Problem. Als kostspieliger erwiesen sich die Boxenstopps.

Vor allem die Auswirkungen des zweiten Stopps kosteten ihm mehrere Positionen. Sainz war nach seinem Reifenwechsel direkt vor Fernando Alonso in die Fastlane eingebogen. Da der Asturier stark verlangsamen musste, wurde das mit einer 5-Sekunden-Rückversetzung geahndet wurde. Eine Strafe, für die der Madrilene kein Verständnis aufbringen kann.

"Ich dachte, ich hätte jemandem das Leben gerettet und nicht eine gefährliche Situation ausgelöst", schimpfte Sainz. Was aber war passiert? Während der 28-Jährige seinen letzten von drei Boxenstopps absolvierte, steuerte auch Lando Norris die Box an. Deshalb herrschte beim Boxenpersonal von McLaren, die direkt vor Ferrari in der Boxengasse platziert sind, etwas Verkehr.

Sainz erklärt: Ferrari und ich haben nichts falsch gemacht

"Zum dem Zeitpunkt als mich die Mechaniker losschickten war Fernando weit hinten", erklärte Sainz, "das Problem war, dass ich für diesen McLaren-Mann bremsen musste, der mit dem Wagenheber in meine Exit-Linie rannte. Dieses Bremsmanöver generierte den Unsafe-Release".

Die Onboard gibt Sainz zumindest teilweise recht. Er musste tatsächlich für die McLaren-Boxencrew verlangsamen. Andererseits lässt es sich argumentieren, dass Ferrari bei einem Stopp direkt eine Box weiter eine Verzögerung antizipieren hätte müssen. Für die Stewards änderte die Argumentation des Ferrari-Piloten jedenfalls nichts an dem Umstand, dass Sainz zu spät in die Fastlane einbog.

Der ehemalige McLaren-Pilot ärgerte sich: "Ist es meine Schuld oder die Schuld des Teams? Nein! Es liegt an dem Mann mit dem Wagenheber von McLaren, der in meine Fahrtlinie gerannt ist." Fernando Alonso, der durch den ausscherenden Sainz verlangsamt wurde, beschwerte sich am Funk dass er beinahe mit dem Ferrari kollidiert sei. "Ich bin mir sicher, dass Fernando ein bisschen übertreibt, damit ich eine Strafe bekommen habe", warf Sainz seinem Landsmann vor.

Sainz landete nach der Umsetzung der Strafe anstatt auf P5 nur auf der achten Position - also hinter Alonso. Bereits beim seinem ersten Stopp gab es bei Ferrari ein Boxenstopp-Drama: Das Team hatte einen Reifen noch nicht parat. Das Resultat war ein zwölf Sekunden andauernder Reifenwechsel. Ohne diesen Team-Fehler wäre Sainz wohl erst gar nicht in diese knifflige Situation bei seinem dritten Reifentausch gekommen.