Schon in der fünften Kurve krachte es beim Start in den Belgien-GP zwischen zwei alten Rivalen und mehrmaligen Formel-1-Weltmeistern. Bei einer spektakulären Kollision in Les Combes nahm Fernando Alonso mit seinem Alpine den Mercedes von Lewis Hamilton auf die Hörner, nachdem die beiden dank starker Starts bereits um den zweiten Platz gekämpft hatten.

Hamiltons Mercedes stieg auf, flog in die Auslaufzone und setzte hart wieder auf dem Asphalt auf. Zwar versuchte der Brite noch weiterzufahren, doch der W13 war rechts hinten schwer beschädigt und verlor sofort viel Flüssigkeit. In Blanchimont musste Hamilton das Auto schließlich auf Anweisung der Box abstellen. Der Wasserdruck fiel in den Keller. Das löste ein Safety Car aus.

Alonso geht Hamilton an: Kann nur von Platz 1 starten

Fernando Alonsos Alpine, der auf dem Boden geblieben war, schien robust genug, um den Crash ohne großen Schaden zu überstehen. Er konnte weiterfahren - und ließ daraufhin seinem Ärger über Hamilton in einem aufgeladenen Funkspruch sofort Luft: "Was für ein Idiot! Die Tür von außen zuzumachen! Wir hatten einen Mega-Start, aber dieser Typ weiß nur, wie man auf dem ersten Platz startet und fährt!"

Alonso war bei der Kollision das Auto auf der Innenbahn gewesen. Hamilton hatte außen hin zu Les Combes attackiert, und war beim Einlenken bereits etwas vor dem Alpine - aber noch nicht vorbei. Trotzdem lenkte er immer weiter ein, drückte Alonso auf den Kerb, und schließlich ging Alonso der Platz aus. Die Kollision, Vorderrad an Hinterrad, folgte.

Alonso fluchte in der nächste Runde weiter: "Aber warum? Warum machst du da die Tür zu? Das verstehe ich nicht." Als er Hamiltons gestrandeten Mercedes passierte, signalisierte er ihm mit erhobenem Zeigefinger seinen Missmut.

Hamilton will nicht mit Alonso reden

Hamilton entschuldigte sich am Funk gleich beim Team: "Tut mir so leid, Jungs." Direkt nach dem Rennen nahm er die Verantwortung auf sich. "Wenn ich mir die Bilder ansehe, war er in meinem toten Winkel", erklärte er gegenüber Sky F1. "Ich habe ihn nicht gesehen." Alonsos Funk-Tirade interessierte ihn nicht: "Es ist mir egal, was er sagt. Es war mein Fehler, er war in meinem toten Winkel. Sowas passiert."

Mit Alonso ein klärendes Gespräch führen, darauf hat Hamilton allerdings auch keine Lust. "Ich meine, das hätte ich getan - bis ich gehört haben, was er gesagt hat", stellt er nach dem Rennen klar. "Gut zu wissen, wie er über mich denkt. Besser, dass es jetzt raus ist, was er denkt. Wie gesagt, es war keine Absicht, ich nehme die Verantwortung auf mich. Das machen Erwachsene so."

FIA-Stewards sprechen Hamilton frei

Die Stewards untersuchten den Zwischenfall nur für wenige Minuten, dann sprachen sie Hamilton frei. Zwar hielten sie fest, dass Alonso keinerlei Schuld trifft: "Alonso hat sein Auto nach innen von der Ideallinie wegbewegt, ist mit beiden rechten Reifen komplett auf den Kerb und sogar ein bisschen innerhalb des Kerbs gefahren. An keinem Punkt schien Alonso die Kontrolle zu verlieren oder Untersteuern zu haben."

Hamilton wird aber angerechnet, dass sich der Zwischenfall schon in der ersten Runde ereignete. Es habe viel Bewegung relativ zu anderen Autos in den ersten Kurven gegeben, sagen die Stewards. Daher wurde Hamilton nicht bestraft.

Alonso freut sich über Schuldeingeständnis

Ein nach dem Rennen von einem fünften Platz besänftigter Alonso akzeptiert die Entscheidung: "Sowas passiert. Besonders in der Kurve, da ist immer viel los, viele kürzen normalerweise in Kurve sechs ab und kommen in sieben zurück, das ist sicher eine schwierige Stelle. Es war ein Renn-Unfall, da gibt es nichts zu sagen."

Hamiltons Schuldeingeständnis besänftigt ihn ebenfalls: "In der Hitze des Gefechtes versuchst du da den Windschatten zu holen, spät zu bremsen, einzulenken, da verschätzt du dich manchmal mit dem Autos, wo jeder ist." Ein paar kleine Seitenhiebe kann er sich trotzdem nicht verkneifen: "Ich weiß nicht, ich passe normalerweise besser auf." Und darauf angesprochen, dass er im Duell mit George Russell später zurücksteckte: "Natürlich. Wenn du ins Ziel kommen willst."

"Es ist nur bitter", ärgert sich Alonso. "Wenn ich von P2 oder P3 losfahre passieren diese Dinge immer. Wenn ich von P12, P13 losfahre, habe ich ein sauberes Rennen." Immerhin ist der Alpine robust gebaut, Alonso kam mit einem lockeren Kotflügel und einem teilweise abgeknickten Endplate davon, was reichte, um am Ende sogar noch von Charles Leclercs Strafe zu profitieren und den fünften Platz zu erben.