Die geplanten Änderungen am Unterboden für das Jahr 2023 waren das Streitthema im Formel-1-Paddock beim Frankreich Grand Prix. Viele Sprachen von einer Begünstigung des Mercedes-Teams, andere wiederum ärgerten sich darüber, wie spät im Jahr diese Regeländerungen nun eingeführt werden könnten. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte kein Verständnis für die Pläne der FIA: "Wir sind an einem Punkt im Jahr angelangt, auch aufgrund des Budget Caps, wo es einfach zu spät ist."

Die Teams sind bereits mitten in der Entwicklung der Fahrzeuge für die nächstjährige Saison. Änderungen der Regeln sind daher problematisch und Christian Horner denkt dabei nicht nur an sein eigenes Team. "Ich glaube, es ist sogar ein noch größeres Problem für einige der kleineren Teams. Da gibt es einige, die nicht die Ressourcen hätten, um zu reagieren. Was immer auch beschlossen wird, muss vernünftig sein", appellierte der Brite an die Verantwortlichen.

Horner: Geht nicht um Sicherheit, sondern Performance

Die Regeländerung gegen das Auftreten des Porpoising sollten unter dem Argument der Sicherheit durchgesetzt werden. Dies stößt Horner sauer auf: "Die Sicherheit macht es einem leicht, hinter einer solchen Entscheidung zu stehen, denn dann wird es nicht in einer Kommission oder dem Weltrat besprochen." Angesichts der letzten Rennen wundert sich Horner über die Notwendigkeit einer neuen Regelung: "Ich habe hier [in Frankreich, Anm. d. Red.] keine Probleme gesehen und das gilt eigentlich für die letzten drei oder vier Rennen. Da gab es überall keinerlei Probleme. Es braucht einfach eine Lösung mit gesundem Menschenverstand, ohne das Regelwerk für nächstes Jahr umzuschreiben."

Der Red-Bull-Boss machte letztlich keinen Hehl daraus, worum es wirklich geht. "Ich stelle in Frage, dass es sich um ein Sicherheitsproblem handelt. Es ist die Entscheidung des Teams, wie es mit seinem Auto operiert. Du kannst das Porpoising sehr einfach beenden, aber dann musst du Performance opfern", sprach der 48-Jährige die Möglichkeit einer Erhöhung der Bodenfreiheit durch die betroffenen Teams an.

Der hüpfende Mercedes von Baku stieß die Porpoising-Debatte erneut an, Foto: LAT Images
Der hüpfende Mercedes von Baku stieß die Porpoising-Debatte erneut an, Foto: LAT Images

Horner: FIA sollte nicht für Konkurrenzfähigkeit sorgen

Für Horner ist klar: "Es ist nicht die Pflicht der FIA sicherzustellen, dass ein Team konkurrenzfähig ist. Sonst hätten wir seit zehn Jahren BOPs [Balance of Performance, Anm. d. Red.] zu den Motoren gehabt." Besonders zu Beginn der V6-Turbo-Hybrid-Ära ab 2014 hatte das Mercedes-Aggregat einen deutlichen Leistungsvorteil gegenüber den Motoren der Konkurrenz.

In Silverstone explodierte 2013 ein Hinterreifen nach dem anderen, Foto: Sutton
In Silverstone explodierte 2013 ein Hinterreifen nach dem anderen, Foto: Sutton

Horner zog auch einen anderen Vorfall heran, um seinen Standpunkt zu untermauern: "Als wir damals Probleme mit den Reifen hatten, in Silverstone sind sie explodiert, da wurden einfach die Drücke erhöht. Der Reifen wurde nicht verändert in den nächsten Rennen." Beim Großbritannien Grand Prix 2013 gab es zahlreiche Reifenschäden bei Pirelli, welche sich im weiteren Saisonverlauf in dieser Anzahl nicht mehr wiederholten. Horner sieht die heutige Thematik ähnlich: "Wir müssen zusehen, dass wir nicht aufgrund einiger weniger Vorfälle auf einzelnen Strecken überreagieren." Die Porpoising-Debatte entfachte vor allem nach dem Grand Prix in Baku, als Lewis Hamilton nach dem Rennen vor lauter Rückenschmerzen kaum aus seinem Mercedes steigen konnte.

Das wichtigste Argument für Horner bleibt aber das technische. Die Planungen der FIA seien einfach nicht mehr umsetzbar, besonders da die Teams unter dem Einschnitt des Kostendeckels keine komplett neuen Unterböden konstruieren würden. "Das Teil wird übernommen werden. Es ist einfach zu spät das Auto für nächstes Jahr neu zu designen", beteuerte der Brite. Die vorgesehenen Änderungen am Rand des Unterbodens seien viel zu drastisch: "Sie sprechen von einer Erhöhung des Unterbodens um 25 Millimeter. Das verursacht eine komplett andere Aerodynamik."