Die Euphorie des guten Qualifyings hielt nicht lang: Im Rennen auf dem Circuit Paul Ricard kämpfte Lando Norris nicht mit den Mercedes, sondern verlor am Ende seine Position auch noch an den direkten Konkurrenten Fernando Alonso. Ein weiterer Rückschlag im Mittelfeld-Duell für McLaren, die nun auch in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft hinter Alpine liegen.

Niedrige Erwartungshaltung schützt Norris vor Enttäuschung?

"Das habe ich erwartet, so weh es mir tut, das zu sagen!", meinte Norris nach dem Rennen. "Aber ich habe gestern auf meiner Quali-Runde einen sehr guten Job gemacht!" Alpine und Mercedes zeigten stattdessen im Rennen, dass sie im Qualifying keinen guten Job gemacht hätten.

Keinen so guten Job hat auch Lando Norris beim Rennstart gemacht: Der McLaren-Pilot rutsche von Rang fünf auf sieben ab. "Lando hatte einen der schlechtesten Starts jemals", wusste auch Andreas Seidl. Die Starts seien generell in diesem Jahr ein Problem bei McLaren und allesamt sehr inkonsistent. "Das müssen wir uns anschauen."

Freud und Leid bei McLaren

Der McLaren-Teamchef spricht von gemischten Gefühlen nach diesem Wochenende. "Auf der negativen Seite ist, dass wir heute die Pace der Alpines nicht mitgehen konnten." Laut Seidl müsse das Team anerkennen, dass Alpine im Renntrimm einfach besser war. Was gibt es Positives vom Wochenende mitzunehmen? "Gut ist hingegen, dass wir ein sauberes Wochenende hatten, was die Zuverlässigkeit und die Abläufe anging. Außerdem landeten beide Fahrer in den Punkten", meinte der Deutsche. Platz sieben und neun wären im Rennen das Maximum gewesen.

In Frankreich hatte Alpine meistens die Nase vorn, Foto: LAT Images
In Frankreich hatte Alpine meistens die Nase vorn, Foto: LAT Images

Ebenfalls positiv: Das Update-Paket funktioniert. "In der Performance haben wir damit einen Schritt nach vorne gemacht", erklärt Andreas Seidl. Bis Ungarn hätte das Team nun eine Menge Daten zu analysieren. "Wir müssen sehen, wie wir noch mehr Performance aus unserem weiterentwickelten Auto holen können."

Norris: Update im Qualifying top, Rennen Flop

In Le Castellet schien der MCL36 mit wenig Sprit besser zu funktionieren als mit vollem Tank. "Ich denke, das war nur auf dieser Strecke so. Die Kombination von Streckenlayout und Hitze mit dem Update und unserem Setup", startete Andreas Seidl gleich nach dem Rennen mit seiner Analyse. "Wir müssen aber das Meiste in Qualifying und Rennen herausholen."

Lando Norris war von diesem Umstand besonders betroffen: "Das Update brachte mir im Qualifying vor allem mehr Balance. Aber heute im Rennen verlor ich die gewonnene Balance etwas. Deswegen hatte ich nicht dasselbe Vertrauen ins Auto." Für Daniel Ricciardo lief es weder im Qualifying noch im Rennen berauschend: "Es war okay. Aber P9 stellt mich nicht zufrieden!" Vor allem im zweiten Stint kämpfte der Australier mit Reifenverschleiß. "Obwohl ich nicht aggressiv zu den Reifen bin", wundert sich Ricciardo. Der permanente Druck von Esteban Ocon tat sein Übriges. "Ich muss verteidigen, wo ich doch eigentlich attackieren will!"

Neue Runde des Alpine-McLaren-Duells in Ungarn

So ging das Duell im Mittelfeld in Le Castellet am Ende klar an Alpine. Fernando Alonso setzte sich im Kampf um den sechsten Platz gegen Lando Norris durch, Esteban Ocon überholte in der Schlussphase des Rennens noch Daniel Ricciardo. Im Qualifying war es genau noch genau andersherum gewesen: Norris vor Alonso, Ricciardo vor Ocon. Damit führt Alpine nun in der Konstrukteurswertung mit 93 Zählern marginal vor McLaren (89).

Dieser Rückstand von vier Punkten kann sich schon in Ungarn schnell wieder in McLarens Richtung ändern. Wie stehen die Chancen? "Das ist schwierig zu sagen", meint Andreas Seidl. Das Pendel schwinge so schnell in die eine oder die andere Richtung. "Wir hatten einige starke Wochenenden, wie etwa in Monaco." Natürlich sei der Hungaroring kein zweites Monaco, aber: "Es gibt einige langsame Passagen und die Strecke ist ähnlich eng gewinkelt." Seit Baku verlor McLaren Punkte auf den direkten Konkurrenten Alpine. Nächste Runde des Duells: Ungarn bzw. das etwas andere Monaco.