Obwohl Mercedes in Silverstone wieder um die Spitzenpositionen mitkämpfen konnte, rechnete kaum jemand damit, dass die Silberpfeile beim Formel-1-Wochenende in Spielberg diese Performance bestätigen könnten. Doch im Qualifying am Freitag lieferte Lewis Hamilton ab dem Q2 plötzlich Topzeiten und überraschte gegen die Ferraris und den späteren Polesetter Max Verstappen.

In Q3 sah die Pace ähnlich aus. Hamilton musste die erste schnelle Runde zwar abbrechen, doch auf dem zweiten Umlauf war der Rekord-Weltmeister drauf und dran, sich unter die ersten drei zu schieben. Doch dann der große Fauxpas: In Kurve 7 rutschte ihm das Heck weg, Hamilton schlitterte ins Kies und sein Mercedes W13 schlug in die Streckenbegrenzung ein.

Hamilton in Erklärungsnot: Wie kam es zum Crash?

"Ich bin unglaublich enttäuscht und es tut mir so leid für das Team. Ich will nie das Auto beschädigt wieder zurück an die Box bringen", sagte Hamilton nach dem Qualifying. Der Unfall erschien ihm unerklärlich: "Ich habe keine Antwort darauf, mir ging einfach das Heck in Kurve 7 weg und das war es dann".

Anschließend nahm das Mercedes-Drama seinen Lauf. Auf der ersten fliegenden Runde nach dem Restart der Session unterlief George Russell in der letzten Kurve derselbe Fehler: Das Heck brach aus und der zweite Mercedes hing in der Wand. Teamchef Toto Wolff verteidigte seine Piloten trotz dieser Misere. "Beide haben natürlich das Limit gesucht. Das Auto ist immer noch giftig zu fahren", kommentierte Wolff den Qualifying-Nachmittag im TV-Interview bei ORF.

Wolff erleichtert: Mercedes-Pace im Qualifying wieder top

Der Österreicher strich aber die positiven Aspekte des Freitags heraus: "Es sieht natürlich blöd aus, aber ich bin glücklich, dass das Auto schnell geht." Mit diesem Blickwinkel hat das Mercedes-Teamoberhaupt natürlich recht: Zum ersten Mal in der Formel-1-Saison 2022 war Mercedes im Qualifying voll bei der Musik dabei. Bislang konnten die Silberpfeile wenn dann nur im Rennen punktuell mit Spitzenzeiten auftrumpfen, wie etwa in Silverstone und Barcelona - zwei Strecken die dem W13 wie auf den Leib geschneidert sind.

Der Red Bull Ring liegt den Charakteristiken des Mercedes-Boliden eigentlich nicht so gut und auch in der Vergangenheit war der 4,3-Kilometer lange Kurs in der Steiermark keine besonders gute Strecke für das Team aus Brackley. Während Wolff keinen Kommentar zur überraschend starken Mercedes-Pace abgab, konnte sich Russell einen Seitenhieb an die Konkurrenz nicht verkneifen. "Wir wissen, dass Ferrari und Red Bull die Grenzen bei der Interpretation der Regularien mit den Planks ausgelotet haben", behauptete der ehemalige Williams-Pilot.

Damit spielt er auf eine Technische Direktive der FIA vom 30. Juni an. In dieser wurden die Anti-Bouncing-Regeln neu festgelegt. Mit dieser Direktive wurden auch die Unterboden-Regeln welche in Artikel 3.15.8 des Technischen Reglements geregelt sind, genauer erklärt. Mercedes sah darin einen Beleg, dass die Konkurrenz an dieser Stelle geschummelt habe.

Gemeinsam mit den Upgrades, die Mercedes vor einer Woche beim Formel-1-GP in Silverstone an das Auto gebracht habe, führe dieser Faktor laut Russell zum Wiedererstarken der Silbernen. Der 24-Jährige war bis zu seinem Unfall im Spielberg-Qualifying allerdings deutlich hinter Hamilton unterwegs. Die Schuld dafür suchte er bei der Fahrzeug-Abstimmung. "Ich denke, ich ging in die falsche Richtung, was das Qualifying-Setup anging. Aber ich sollte gut für das Rennen aufgestellt sein", analysierte Russell.

Da Russell vor seinem Abflug wenigstens eine schnelle Runde auf dem Zeitentableau unterbringen konnte, gab es zumindest auf der einen Seite der Garage etwas Schadensbegrenzung. Von P5 aus, ist am Sprint-Wochenende auf der überholfreundlichen Strecke einiges möglich. Lewis Hamilton hat von Startplatz 10 aus mehr Arbeit vor sich. Was ihm nicht unbedingt helfen wird: Der Mercedes befindet sich was die Topspeed-Werte angeht nur im unteren Drittel der Tabelle. Auf Red Bull, den Klassenprimus bei den Geschwindigkeitsmessungen, fehlen Hamilton und Russell um die fünf Km/h. Den ganzen Sprint-Tag der Formel 1 heute in Österreich gibt es hier im Liveticker.