TD039 sorgt weiter für Ärger in der Formel 1. Nachdem die erste Version der Technischen Direktive gegen springende Formel-1-Autos in Montreal von den Teams förmlich zerrissen wurde, formulierte die FIA eine komplett neue zweite Version.

Einerseits wurde die Formel für die sogenannte Aerodynamische Oszillationsmetrik (AOM) genau definiert und ein erster Grenzwert von 10 Joule pro Kilogramm pro 100 Kilometer festgesetzt. "Wir hätten diesen Wert in Baku nicht geschafft", musste Mercedes-Technikchef Mike Elliot gestehen.

Seit Montreal hat die FIA auch ältere Daten aus der Formel-1-Saison 2022 ausgewertet. Der entsprechende Sensor befand sich auch schon zuvor in den Autos. Im Fahrerlager ist man sich sicher, dass der extrem springende Mercedes in Baku der einzige Fall war, bei dem der Grenzwert bislang überschritten wurde.

Weil Mercedes auch aus Performance-Gründen seither Änderungen am Setup vorgenommen hat, dürfte der definierte Grenzwert für die restliche Saison eigentlich kein großes Thema mehr darstellen. Dafür aber ein neuer Teil von TD039.

Ferrari, Red Bull, Mercedes: FIA untersucht Unterboden

Bereits in der ersten Version kündigte die FIA an, sich die Unterböden der Boliden und deren Abnutzung genauer ansehen zu wollen. Nach dem Kanada GP gab es zusätzlich zu den Routinechecks nach dem Rennen noch genauere Untersuchungen am Mercedes von Lewis Hamilton, am Red Bull von Sergio Perez und am Ferrari von Carlos Sainz.

Normalerweise wählt die FIA ein Auto aus den Top-10 und untersucht eine Baugruppe davon näher. Auch wenn es heißt, die drei Boliden in Kanada wurden 'zufällig' ausgewählt: Jo Bauer hatte wohl recht großes Interesse daran, die Autos der Top-Teams etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn für die Montreal-Untersuchung hatte sich Bauer wohl ebenso zufällig eine delikate Baugruppe ausgesucht: Den Unterboden.

Einen Regelverstoß konnte die FIA dabei nicht feststellen. "Aber sie sind offenbar unglücklich genug, um eine Regeländerung einzuführen", meint Elliot. Fast anderthalb Seiten von TD039 befassen sich nun mit Unterbodenflexibilität und Unterbodenabnutzung.

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Darin wird Artikel 3.15.8 des Technischen Reglements erheblich erweitert. Einerseits werden die Messstellen für die Flexibilität ausgedehnt. Der Verdacht: Manche Unterböden erfüllten die Anforderungen nur exakt an den Messstellen, wenig daneben aber schon nicht mehr.

Außerdem will man sicherstellen, dass sich die Unterböden auch bei größerer Last linear verbiegen. Beim bisherigen Test durfte sich der Unterboden durch das Eigengewicht nicht mehr als 2 Millimeter verbiegen. In Zukunft werden zusätzliche Kräfte eingeleitet. Pro 15 Kilonewton darf der Unterboden nur um einen Millimeter nachgeben. Offenbar erfüllten einige Unterböden die bisherigen Testanforderungen, verformten sich aber bei größerer Last überproportional.

Wer verliert ab Frankreich Performance?

Mercedes Motorsportchef Toto Wolff wittert durch die Klarstellung in der Technischen Direktive Ungereimtheiten in der Vergangenheit: "Niemand hatte eine Idee davon, bis die FIA in der letzten Sitzung damit aufkam. Das war für alle Teams überraschend, weil die Regeln eigentlich ziemlich klar sind. Es gibt keinen Grund, warum sich etwas mehr verbiegen könnte, als es in den Regeln definiert ist. Es (die Klarstellung) war - gelinde gesagt - eine Überraschung. Es war eher schockierend."

"Wir werden sehen, was sich ab Frankreich dadurch ändert", meint Mercedes-Mann Elliot. Als Übergangsfrist hat man den Teams noch die Rennen in Silverstone und Spielberg eingeräumt, ehe TD039 greift.