Mick Schumacher hat zu den 15 Punkten des Haas-Teams bisher keinen einzigen beigesteuert. Stattdessen belastete er das Budget seiner Mannschaft mit zwei heftigen Crashs bei den Stadtrennen in Jeddah und beim Klassiker in Monaco. Dazu kommt die Kollision mit Sebastian Vettel in Miami.

In Monte Carlo riss es das Auto des Deutschen beim Aufprall nach der Schwimmbad-Schikane in zwei. Teamchef Günther Steiner gab in Baku Auskunft über den Schaden: "Das Chassis wurde repariert. Der Motor ist auch in Ordnung, das Getriebe offensichtlich nicht." Letzteres wurde beim Aufschlag in die Mauer mit der Heckpartie des VF-22 abgetrennt und zerstört.

Aufgrund der Ersatzteilage im Hause Haas könnte Günther Steiner das Lachen bald vergehen, Foto: LAT Images
Aufgrund der Ersatzteilage im Hause Haas könnte Günther Steiner das Lachen bald vergehen, Foto: LAT Images

Probleme mit der Budgetobergrenze hat Haas nicht. Der kleinste Rennstall im Feld operiert noch deutlich darunter. Die Grenze ist das Budget selbst. "Wir haben jetzt ein zusätzliches Problem", lässt Steiner aber wissen." Teile rechtzeitig zu produzieren wird immer schwieriger. Dallara arbeitet Tag und Nacht, damit wir Ersatzteile haben und weiterfahren können. Das zu bezahlende Geld ist immer ein Problem, aber im Moment geht es darum, überhaupt genug Teile herzustellen. Wir haben nicht fünf Werkzeuge, sondern nur eines."

Haas Ersatzteillager fasst ausgeschöpft: Keine Rendezvous mit der Mauer mehr!

Das kleine Team musste sich bei einem Bauteil sogar auf den großen Bruder verlassen. "Bei den Aufhängungen hat uns Ferrari ausgeholfen, weil wir von denen auch wenige haben", verriet Steiner. Jedes Team hat eigentlich in seiner Saisonplanung etwas Budget für Unfallschäden eingeplant, doch bei Haas ist keine Rücklage mehr vorhanden: "Wir haben schon in Jeddah unseren Puffer verbraucht. Wir sind nicht über unserem Soll, was den Punktestand angeht, aber definitiv über unserem Unfallbudget." Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Baku gibt es hier im Live-Ticker.

Im Gegensatz zum Australien GP hat Haas in Baku aber ein drittes Monocoque mit an der Strecke. "Wir haben ein Ersatzchassis, das nicht lackiert ist. Wenn wir es benützen müssten, dann wird es komplett weiß sein", verrät Steiner. Dementsprechend lautet die Devise für Mick Schumacher, weitere Aussetzer zu vermeiden. In Bezug auf die Unfälle spricht der Haas-Teamchef daher Klartext zum Ferrari-Junior: "So geht es einfach nicht und er weiß das. In eine Wand zu fahren ist ja auch nicht gesund. Er will Punkte sammeln und das macht man nicht, wenn man in eine Wand crasht."

Dennoch weist Steiner Vorwürfe zurück, auf den Sohn von Michael Schumacher zu viel Druck auszuüben. Er stellt klar: "Druck auf ihn auszuüben und ihm zu sagen, er soll nicht crashen, das mache ich nicht. Er weiß das selbst." Außerdem fügte der 57-Jährige hinzu: "Wenn ich es ihm fünfmal sage und er jedes Mal antwortet, er verstehe, dann wird es nicht besser werden. Vielleicht wird es sogar noch schlimmer, weil du eine Trotzreaktion bekommst."

Schumacher verteidigt sich: Lerne noch dazu

Auch Mick Schumacher selbst beschwerte sich am Donnerstag in Baku nicht über Druck von Haas, sondern lobte seinen Teamchef: "Wir hatten gute Gespräche. Es geht für mich darum zu lernen. Er hat so viel Erfahrung, auch in anderen Motorsportkategorien. Davon kann ich profitieren." Außerdem habe er schon in Go-Kart-Zeiten gelernt, nach Misserfolgen einfach weiterzumachen.

Schumachers Unfall in Saudi Arabien zu Beginn der Saison war noch heftiger als der in Monaco, Foto: LAT Images
Schumachers Unfall in Saudi Arabien zu Beginn der Saison war noch heftiger als der in Monaco, Foto: LAT Images

Trotz dieser Erfahrungen merkte man dem 23-Jährigen das Verlangen an, sich verteidigen zu wollen. Über seinen Kontrollverlust in der Schwimmbad-Schikane meinte er: "Viele Beobachter sagten mir, es sah eigenartig aus. Wir können nicht nachweisen, ob etwas gebrochen ist. Die Daten aber suggerieren, dass ich einfach auf eine nasse Stelle gekommen bin."

"Im Mittelfeld ist es dieses Jahr so eng. Da ist es manchmal nur eine Frage, ob man sich 10 Zentimeter von der Linie entfernt und schon geht es schief. Vorher hat beispielsweise niemand über diesen Kerb in Jeddah als Unfallverursacher nachgedacht. In Monaco hingegen waren die Bedingungen sehr schwer", rechtfertigte sich der junge Deutsche.

Trotz Unfällen: Mick will weiterhin riskieren!

Seinen Aufprall im Fürstentum versuchte Schumacher etwas herunterzuspielen: "Der Unfall war nicht so hart. Es war also unglücklich, dass das Auto wieder in zwei zu teilen, denn das hat viel Schaden erzeugt." Dennoch gab er in Bezug auf seine Unfälle zu: Es spielt eine Rolle, denn wir müssen jetzt mit einigen unserer Teile konservativ umgehen."

Auch das Argument, ein ganzes Lehrjahr ohne Druck gehabt zu haben, ließ der Youngster nicht gelten: "Ich sehe diese Saison nicht als echtes zweites Jahr an, weil du so viel neues lernst und das Auto so viel anders ist als das aus dem letzten Jahr." Trotz dieses Lernprozesses und dem Ersatzteilemangel will Schumacher weiterhin attackieren. "Wenn du nichts riskierts wirst du Fünfzehnter oder schlechter, aber du willst in die Top 10", unterstrich der Haas-Pilot seine Ambitionen, endlich die ersten Punkte zu holen.

Kevin Magnussen hat bereits 15 Punkte für Haas eingefahren. Seine Position im Team hat er damit gefestigt, Foto: LAT Images
Kevin Magnussen hat bereits 15 Punkte für Haas eingefahren. Seine Position im Team hat er damit gefestigt, Foto: LAT Images

Deren fünfzehn an der Zahl hat Teamkollege Kevin Magnussen bereits auf dem Konto. Der Däne blieb angesprochen auf Schumachers Negativlauf jedoch unbeeindruckt: "Er weiß selbst, was passiert ist. Es gibt keinen Grund das weiter zu vertiefen. Er weiß, dass diese Dinge passieren können. Mick muss jetzt wieder ein Momentum aufbauen und dann wird alles in Ordnung."