Mit seinem ersten WM-Titel in der Formel 1 im Gepäck startet Red-Bull-Pilot Max Verstappen am Wochenende in Bahrain tiefenentspannt in die neue F1-Saison 2022. "Als kleines Kind träumst du immer davon, eines Tages F1 Fahrer zu sein und Weltmeister zu werden. Dieser Druck ist weg, aber ich will noch immer genauso gewinnen", sagt der Niederländer am Freitag vor dem ersten freien Training in Bahrain.

Zuvor hatten schon die ehemaligen Weltmeister Sebastian Vettel und Fernando Alonso gegen Ende der F1-Tests in Sakhir zu Protokoll gegeben, nun werde für Verstappen alles nur noch leichter. Der Druck, Weltmeister werden und abliefern zu müssen, sei weg. "Aber die Motivation ist die gleiche oder sogar höher, du willst weiter gewinnen und vorne sein", sagt Verstappen.

Formel 1: Verstappen braucht keinen Bericht über Abu Dhabi

Zu beweisen habe er allerdings ganz klar nichts mehr - trotz mancher Unkenrufe, sein WM-Titel fuße vor allem auf den kontroversen Vorfällen und Entscheidungen beim WM-Finale. "Nein, ich habe das mit den meisten Siegen, meisten Poles und meisten Führungsrunden bewiesen", sagt Verstappen. "Das vergessen die Leute. Die schauen sich nur Abu Dhabi an." In Abu Dhabi hatte die Rennleitung ein spätes Safety Car irregulär auflöst, zum Nachteil Lewis Hamiltons. Der Brite verlor in der letzten Runde mit plötzlich stumpfen Waffen erst den Sieg, dann auch den WM-Titel an Verstappen.

Der vollständige Bericht eines FIA-Gremiums zu den Vorfällen wird dem Weltrat für Motorsport am Samstag vorgestellt. Verstappen zeigt daran kein großes Interesse. "Ich denke nicht, dass wir einen vollständigen Bericht brauchen", sagt der 20-fache GP-Sieger. "Aber natürlich ist es immer gut, zu diskutieren, was im Vorjahr passiert ist und was man besser machen kann", sagt Verstappen. "Wenn manche Dinge einfacher formuliert werden können oder man es besser verstehen kann, dann natürlich."

Hamilton sieht mehr Relevanz. "Es ist wichtig, dass wir als Sport transparent sind", meint der Brite. Er habe erst am Vorabend mit dem neuen FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem gesprochen und man sei sich einig gewesen, dass Transparenz entscheidend sei. Hamilton hatte nach der Kontroverse von Abu Dhabi sein Vertrauen in die Obrigkeit des Sports verloren. Toto Wolff sprach davon, Hamilton sei desillusioniert. Nach einer langen Sendepause im Winter erklärte, die FIA könne das nur langsam wiedergutmachen. Auch ein bereits Mitte Februar veröffentlichter Aktionsplan sei zwar zu begrüßen, reiche allerdings nicht.

Verstappen: Hätten ohnehin mehr Formel-1-Rennen gewinnen können

Sportlich und für den Wert seines WM-Titels hat all das für Verstappens keine Relevanz. "Es gibt aber mehr Rennen als Abu Dhabi in einer Saison", betont der Titelverteidiger nochmals. Noch dazu hätte seine Bilanz im Vorjahr sogar noch besser ausfallen können, meint Verstappen. "Wenn du die letzte Saison betrachtest, hätten wir auch mehr Siege und Poles holen können", meint der Red-Bull-Fahrer und denkt dabei offenbar an unverschuldete Rückschläge wie den Reifenschaden in Baku, den Startunfall auf dem Hungaroring oder die Kollision mit Hamilton in Silverstone.

2022 hofft der Niederländer an seien starke Vorsaison anknüpfen zu können. Dafür brauche Red Bull allerdings erneut ein ähnlich konkurrenzfähiges Paket. Geht es nach dem 2021 großen Rivalen Mercedes könnte das gut der Fall sein. Gegen Ende der Wintertestfahrten sprachen sowohl Hamilton als auch dessen neuer Teamkollege George Russell davon, aktuell habe man derart große Probleme, dass mindestens Red Bull und Ferrari, vielleicht sogar McLaren, vor Mercedes liegen würden.

Verstappen sarkastisch: Mercedes hat ein furchtbares Auto!

Über diese Einschätzungen kann Verstappen nur lachen. "Ich denke, sie werden Letzter sein", amüsiert sich Verstappen. Der amtierende Weltmeister und klar schnellste Mann der Testwoche in Bahrain geht fest von einem weiteren fall silbernen Understatements aus. "Wenn es nach ihren Aussagen geht, haben sie ein furchtbares Auto. Und das haben sie schon seit 2017 bei den Wintertestfahrten", sagt Verstappen sarkastisch. "Wir werden es rausfinden. Aber ganz sicher werden sie konkurrenzfähig sein."

Davon geht der 24-Jährige allerdings auch bei seinem eigenen Team aus. Sicher könne man sich allerdings nicht sein, mahnt Verstappen. "Die Testfahrten sind gut verlaufen, aber auch für uns ist es noch etwas unklar, wo wir genau stehen. Am letzten Testtag haben wir ein Upgrade ans Auto gebracht, was sich auf der Stoppuhr bezahlt gemacht hat. Aber für mich ist nicht entscheidend, was beim Test passiert, sondern am GP-Wochenende. Der erste Gradmesser ist für mich das Qualifying am kommenden Samstag", sagt Verstappen.

Im Vorjahr sicherte sich Verstappen in Sakhir die Pole Position. Das Rennen gewann allerdings Hamilton. Über zwei zweite Plätze in den beiden Vorjahren als einzige Podesterfolge in Sakhir kam Verstappen in Bahrain noch nie hinaus.

Hamilton fürchtet: Mercedes zu Saisonbeginn nicht siegfähig! (13:15 Min.)