Unverhofft kommt oft - oder doch nicht. Für Haas-Ersatzfahrer Pietro Fittpaldi entwickelten sich die vergangenen Tage zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle von Überraschung über Hoffnung bis hin zu Enttäuschung. Durch die Auflösung des Fahrervertrags mit Nikita Mazepin seitens Haas am vergangenen Samstag eröffnete sich für den Enkelsohn der brasilianischen Formel-1-Legende Emerson Fittipaldi plötzlich völlig unverhofft die große Chance auf ein Stammcockpit in der Formel 1.

"Günther [Steiner; Teamchef] hat mich angerufen und es mich wissen lassen", erinnert sich Fittipaldi nach seinem Testtag am Donnerstag in Bahrain an den Moment, der die große Hoffnung weckte. "Er hat mir gesagt, dass es nur zwei Kandidaten gibt. Der eine davon ich, wer der andere war, wusste ich nicht." Doch für diesen anderen entschied sich Haas. Das US-Team holte Kevin Magnussen zurück, der bereits von 2017 bis 2020 für Haas in der Formel 1 antrat.

Fittipaldi erinnert an Grosjean-Vertretung: Ich kann abliefern

Als Fittipaldi von der Entscheidung erfuhr, war die Enttäuschung zunächst riesig. "Als Racer mit ganzem Herzen ist es natürlich enttäuschend und tut weh, denn ich weiß, welches Potential wir haben", sagt der 25-Jährige. "Ich weiß, dass ich abliefern kann", ergänzt Fittipaldi und verweist auf seine bisherigen Einsätze für Haas als Testfahrer und vor allem als Ersatz in zwei Rennen für den Ende 2020 verletzten Romain Grosjean.

Damit nicht genug. Auch ein anderes Potential will Fittipaldi nicht nur für Haas, sondern auch die Formel 1 und seine Heimat erkannt haben. Endlich wieder ein Brasilianer in der Formel 1, das hätte in Südamerika Bäume ausreißen können, glaubt Fittipaldi. "Die Unterstützung, die ich aus Brasilen bekommen habe, war großartig, völlig verrückt", schildert Fittipaldi. "Sobald die Leute in Brasilien gesehen haben, dass sie einen weiteren Brasilianer im Grad haben könne ... So etwas habe ich noch nie erlebt. Das ist explodiert! Das war echt verrückt."

Fittipaldi witterte Formel-1-Boom in Brasilien

Deshalb und mit dem Wissen um sein eigenes Können sei die Entscheidung für Magnussen nun natürlich enttäuschend. "Denn ich wusste, dass es eine goldene Gelegenheit ist", sagt Fittipaldi. Zu früh auf zu viel gehofft haben will der Brasilianer allerdings nicht. "Ich hatte meine Emotionen immer unter Kontrolle. Du nimmst es, wie es ist", sagt Fittipaldi. "Aber am Montag habe ich schon gedacht: 'Scheiße, Mann, wir hatten fast eine Chance!' Es wäre riesig gewesen für Brasilien und alles. Es wäre auch klasse gewesen mit dem Miami-GP." Fittipaldi wurde in Miami geboren. "Da wären also viele Dinge zusammengekommen. Aber es ist okay. Kein Problem. Den nächsten Tag stehst du wieder auf und arbeitest härter. Eine neue Gelegenheit wird schon kommen."

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Womöglich auch bei Haas, glaubt Fittipaldi trotz eines gleich mehrjährigen Vertrags für Magnussen. Zu dem US-Team bekennt sich Fittipaldi jedenfalls weiterhin eindeutig. "Jetzt hat es so seinen Gang genommen, aber ich respektiere die Entscheidung des Teams", sagt der 25-Jährige. Die Entscheidung gegen ihn ändere nichts. "Günther sagte mir, er braucht jemanden mit Erfahrung. Das verstehe ich und es ändert jetzt nichts an meinem Commitment zum Team", versichert Fittipaldi. "Hier ist die Geschichte nicht beendet. Ich werde weiter hart arbeiten!"