Valtteri Bottas kann das klassische Qualifying und den Sprint der Formel 1 in Monza etwas entspannter angehen. Am Freitag vor dem traditionellen Zeittraining wechselte Mercedes die Power Unit im Heck des W12 des Finnen und verbaute dabei die bereits vierte Ausführung des Jahres. Weil insgesamt nur drei Power Units pro Saison gestattet sind, hat das für den Finnen eine Versetzung an das Ende der Startaufstellung zur Folge.

Wichtig dabei: Die Strafe gilt für den Grand Prix am Sonntag, nicht den Sprint am Samstag. Immerhin fungiert erst diese Session am Samstag als offizielles Qualifying für den Italien-GP. Bottas' Chancen auf Punkte im Sprint - vergeben für die Top-3 - bleiben also voll intakt.

Mercedes wechselt Motor: Warum?

Konkret wechselte Mercedes Verbrennungsmotor, Turbolader und das Hybridsystem. Auch einen vierten Auspuff schraubte Mercedes an den W12 - der wäre allerdings straffrei gewesen, insgesamt acht Auspuffanlagen pro Jahr sind gestattet.

Technische Probleme am Aggregat des Finnen soll es nach ersten Angaben eines Sprechers nicht gegeben haben. Mercedes habe aus strategischen Gründen gewechselt, hieß es. In Monza lässt sich gut überholen, nun verfügt das Team über einen frischen Antriebsstrang im Pool. Dem widersprach nach dem Qualifying plötzlich Toto Wolff. "Wir haben etwas entdeckt. Ein Leck, was so aussieht, dass man kein Risiko eingehen will", sagte der Motorsportchef Mercedes' dem ORF. "Diese Meisterschaft entscheidet sich über Ausfälle. Das müssen wir jedenfalls vermeiden." Sonst hätte man wohl kaum eine Strafe in Kauf genommen.

Valtteri Bottas holt mit neuem Motor Sprint-Pole

Bottas nutzte seinen frischen Antrieb im Zeittraining daraufhin unmittelbar und sicherte sich trotz eines verpatzten ersten Runs mit der Bestzeit im zweiten Versuch vor Lewis Hamilton (+ 0,096) den ersten Startplatz für den 100 Kilometer langen Sprint am Samstag (Start: 16:30 Uhr). Zumindest diese 'Pole' darf der Finne behalten. Einen großen Vorteil gegenüber Hamilton habe Bottas allerdings nicht gehabt, so Wolff. "Das ist nur ein kleines Stück. Wir haben nicht Verschleiß, aber nicht so viel."

"Die Quali-Runde war toll. Es fühlt sich einfach so gut an, wenn du eine schöne Runde schaffst. Ich hatte auch endlich einmal ein wenig Windschatten. Das hat echt Spaß gemacht, ich habe es genossen", jubelte Bottas nach einem Qualifying mit doppelt abgefallenem Druck. Immerhin ging es für Bottas nicht nur wegen der Strafe nur noch um wenig, noch dazu hat sich seine Zukunft in der Formel 1 inzwischen geklärt. 2021 fährt der Finne bei Alfa.

Druck fällt ab: Bottas nach geklärter Zukunft entspannt auf Pole

"Ich fühle mich jetzt gut und entspannt, da alles für die Zukunft geregelt ist", sagt Bottas. "Ja, er ist befreit", sagte auch Wolff. Bottas: "Ich bin echt zufrieden mit dem Team. Das Auto war so gut und nächstes Jahr wird auch aufregend. Aber jetzt liegt der Fokus auf dem morgigen Sprint. Ich starte vorne, will maximale Punkte und versuche den bestmöglichen Job zu machen."

Zumindest für einige Punkte waren bzw. sind Qualifying und Sprint für den Finnen eben doch relevant: Immerhin erhalten die Top-3 des Sprints WM-Zähler. Drei für den Sieger, zwei für den Zweiten und einen für den Dritten. So kann Bottas am Samstag nicht nur Punkte für die Konstrukteurswertung besteuern, sondern auch Max Verstappen wichtige Punkte im WM-Kampf gegen Hamilton wegnehmen. Das zumindest plant Mercedes, wahrscheinlich, so Wolff, werde man im Zweifel per Teamorder Plätze tauschen.

Das Rennen am Sonntag hat Bottas trotz seiner Strafe noch nicht aufgegeben. "Wir sind dieses Wochenende stärker als erwartet. [...] Mit der Pace, die wir hier hatten bin ich sicher, dass ich noch starke Punkte holen kann", sagte Bottas. "Von dahinten können wir auch etwas anderes versuchen, denke ich."

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