McLaren hat beim Formel-1-Qualifying für das Sprintrennen in Monza Blut geleckt. Lando Norris und Daniel Ricciardo spielten am Freitag plötzlich in einer Liga mit WM-Leader Max Verstappen. Den Red-Bull-Mann so knapp nicht erwischt zu haben, sorgt bei den Underdogs für Frust. Doch nach zuletzt schwachen Wochenenden überwiegen die positiven Aspekte. Sie haben das Verfolgerfeld in Italien wieder fest in der Hand und alle Chancen auf den Konter gegen Ferrari.

"Platz drei verpasst zu haben, ist irgendwie ein bisschen blöd. Ich hätte das bisschen mehr zu gerne noch gehabt, denn ich denke, dass wir heute das Auto dafür hatten", so Norris am Mikrofon von Sky Sports F1. Er war um die Winzigkeit von 0,023 Sekunden an Verstappen gescheitert. "Wenn es so knapp war, fühlt es sich immer so an, als hättest du nicht gut genug gearbeitet."

Ricciardo wird zum Honigdachs: Kurz ausgerastet

Riccardo machte als Fünfter das Teamresultat für die Briten perfekt. Der Australier büßte lediglich sechs Tausendstelsekunden auf den Stallgefährten ein und hatte sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen auf den großen Coup gegen Red Bull gemacht. "Ich wusste, dass im letzten Sektor noch etwas geht. Ich dachte, dass es reicht. Für einen Moment war ich Dritter, dann Vierter und Fünfter", erklärt der Australier bei Sky Sports F1.

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Nach einer schwierigen ersten Saisonhälfte mit allerhand Eingewöhnungsproblemen stiegen seine Ansprüche innerhalb eines Qualifyings in neue Höhen. "Das hat wohl am meisten weh getan. Ich dachte eigentlich, dass ich Dritter wäre. Dann hat Tom [Stallard, Renningenieur] mir gesagt, dass ich Fünfter bin und die Abstände durchgegeben", so Ricciardo, der seinem Frust freien Lauf ließ: "Ich nenne mich Honigdachs, weil ich die Eigenschaft habe, kurzzeitig auszurasten und großen Zorn zu fühlen."

McLaren erlebt Wunderheilung: In Monza einfach schnell

Trotz der verpassten Sensation war das Qualifying für McLaren ein großer Erfolg. In den vergangenen vier Rennen sammelten die Titelverteidiger des Best of the Rest lediglich sieben WM-Zähler. In Zandvoort verloren sie Platz drei in der Gesamtwertung an Ferrari. In den Niederlanden ging für Norris und Ricciardo nichts. Im Qualifying fehlt deutlich über eine Sekunde auf Pole-Setter Max Verstappen.

"Das Auto geht gut. Ich finde es etwas seltsam, dass wir auf der einen Rennstrecke anderthalb Sekunden hinter der Pole von Verstappen sind und jetzt sind wir auf das Viertel einer Zehntelsekunde an ihm dran. Alles nur wegen der Strecke und der Weise, wie das Auto auf unterschiedlichen Kursen funktioniert. Der Umschwung des Kräfteverhältnisses kann riesig sein", so Norris.

Tatsächlich hat McLaren für Monza nicht sonderlich tief in die Trickkiste greifen müssen, um die Performance aus dem Hut zu zaubern. "Wir haben nicht viel geändert und das Auto ist so viel schneller", sagt der 21-Jährige. Wirklich überrascht war er davon aber nicht: "Wir hatten hier im Rennen auch letztes Jahr ein anständiges Auto. Carlos [Sainz] war auf dem Podium und ich war Vierter."

Dementsprechend hoch sind die Erwartungen für den Rest des Wochenendes. "Unser Auto ist auf den Geraden und bei harten Anbremsphasen gut. Deswegen waren wir hier auch letzte Saison so konkurrenzfähig. Die Runden waren keine Ausreißer. Wir haben Hoffnung, Red Bull unter Druck setzen zu können", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl gegenüber Motorsport-Magazin.com.

McLaren-Piloten wollen Red Bull im Sprint erwischen

Bevor seine Mannschaft in Monza die Big Points abgreifen kann, gilt es am Samstag das Sprintrennen über 18 Runden zu meistern und die gute Ausgangslage für den Grand Prix zu bestätigen. Ricciardo will den strauchelnden Verstappen allerdings nicht erst am Sonntag ins Visier nehmen. "Ich schaue nach vorne, denn ich will morgen nicht Fünfter sein", kündigt er an.

Der Teamkollege hat ebenfalls Lust, sich nach vorne zu orientieren. "Ich denke, wir können vor dem Rennen morgen zuversichtlich sein. Mit der Benzinladung im Sprint ist es natürlich etwas anders als im Grand Prix. Wir werden es also etwa anders angehen", so Norris. "Aber wir sind in einer guten Position und wenn es nach vorne gehen kann, werde ich das versuchen."

Mit Blick auf den WM-Stand sind beide allerdings gut beraten, nicht zu viel zu riskieren. McLaren liegt momentan 11,5 Punkte hinter Ferrari und die direkten Gegner gehen nur von den Plätzen sieben und acht in den Sprint. Ihr Rückstand im Qualifying betrug eine halbe Sekunde. "Wir haben ein gutes Polster zu den Leuten hinter uns", freut sich Ricciardo. "Ich bin optimistisch, dass wir das halten können."