Um die Formel-1-WM wird 2021 zwischen Mercedes und Red Bull mit harten Bandagen gekämpft. Nicht nur auf der Strecke zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen, auch hinter den Kulissen schenken sich die Kontrahenten auf der politischen Bühne nichts.

Und bei den Technischen Direktiven und Andeutungen bezüglich biegsamer Heckflügel, Reifendrücke, Motoren und Boxenstopps fühlt sich Red Bull als Ziel. Mehr denn je, meint jetzt Cheftechniker und Aerodynamik-Guru Adrian Newey. Mehr noch als in ihren WM-Jahren von 2010 bis 2013.

Newey über Mercedes-Politik: Häufigkeit sagt einiges aus

"Das liegt in der Natur der Formel 1, und gehört zu den Dingen, die sie so stimulierend macht", meint F1-Veteran Newey gegenüber der offiziellen Red-Bull-Webseite. "Aber die Häufigkeit und die Intensität in diesem Jahr sagt einiges aus."

Bei zwei der Technischen Direktiven sieht sich Red Bull als Ziel, beim Verschärfen der Tests für flexible Heckflügel beim Verlangsamen der Boxenstopps. Und bei beiden meint man, dass Mercedes sie angestoßen habe. Auch Newey sagt: "Man nehme die flexiblen Flügel her, da waren wir nicht die einzigen, die das so ausgenutzt haben, da waren glaube ich auch Alfa und noch wer."

"Aber als Mercedes begonnen hat, deswegen Lärm zu machen, haben sie natürlich nur daran gedacht, ob wir einen Vorteil daraus ziehen", so Newey, der den Effekt auf der Strecke als vernachlässigbar sieht: "Aber da gab es eine Kostenfrage, um das Teil zu wechseln, das hat natürlich wehgetan." Red Bull musste Heckflügel neu bauen. Das zwingt in der neuen Ära der Budget-Obergrenze, Geld kurzfristig umzuschichten. Dieses Geld fehlt dann für zukünftige Entwicklungen.

Red Bull vs. Mercedes: Noch nie so viel Politik gesehen

Newey kennt das Gefühl aus der Vergangenheit. Aber so heftig? "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass je hinter den Kulissen so viel Politik und Lobbying gegen unser Auto betrieben wurde."

Adrian Newey mit Red Bulls Teamchef Christian Horner, Foto: LAT Images
Adrian Newey mit Red Bulls Teamchef Christian Horner, Foto: LAT Images

"Vielleicht wenn du auf 2010, 2011 zurückblickst, als wir mit Aeroelastik gearbeitet haben, da standen wir dauernd unter Beobachtung und haben uns an jede Regeländerung angepasst", erinnert er sich an die letzten Kontroversen zurück. Damals hatte sich Red Bull mit Ferrari um die WM duelliert. Und vier Jahre am Stück gewonnen.

2021 stuft Newey noch einmal höher ein. "Die Formel 1 ist ein viel größeres Business geworden, und damit kommen mehr Medien-Spins und politische Manöver", meint er, dessen Karriere im Sport schon Jahrzehnte umfasst. Und nimmt die Zielscheibe auf dem Rücken als Kompliment: "Es ist nur natürlich. Wir schauen ebenfalls sehr genau auf Mercedes, um zu sehen, ob es da etwas gibt, das wir angreifen können. Ich mochte die Kriegs-Analogie nie so recht - aber es ist eine brauchbare Analogie. Du musst auf jeden Aspekt schauen, um deine Wettbewerbs-Position zu verbessern."

Newey verteidigt Red-Bull-Vorgehen beim Silverstone-Crash

Newey verteidigt so auch den Versuch von Red Bull, die Hamilton/Verstappen-Kollision von Silverstone noch einmal neu aufzurollen: "Wir hatten Analysen der GPS-Daten, die in meinen Augen wie ein Video aus der Tribüne sind. Beide sind technisch gesehen während dem Event verfügbar, aber nicht für die Stewards - im Falle des GPS braucht es die Analyse von Spezialisten, um es sichtbar zu machen."

Für Newey war die Entscheidung, den Fall nicht wieder zu eröffnen, daher falsch: "In diesem Sinne war ich sehr enttäuscht, dass die Stewards entschieden, dass es keine neuen Beweise waren." Weder die GPS-Daten noch eine Nachstellung des Zwischenfalles bei einem Filmtag waren als neu eingestuft worden. "Es ist schade, aber das ist ihre Entscheidung, und wir respektieren sie."