Trotz der diesmal frühzeitigen Vertragsverlängerung von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton bei Mercedes für 2022/23 steht der wichtigste Dominostein auf dem Fahrermarkt weiter im Team von Toto Wolff. Wie schon im Vorjahr stellt sich die Frage, ob es nun 2022 zum großen Wechsel bei Mercedes kommt: Verliert Valtteri Bottas nach fünf Jahren sein Cockpit an Mercedes-Junior und Williams-Überflieger George Russell?

In der Sommerpause nach dem Ungarn-GP am kommenden Wochenende wollen die beteiligten Parteien die entscheidenden Gespräche über die Bühne bringen. Zuvor hatte es bereits wiederholt verschiedene Gerüchte gegeben. So sollte es etwa im Rahmen des Großbritannien-GP zu einer Bestätigung Russells kommen, pünktlich zum Heimrennen von Fahrer und Team. Das geschah nicht.

Toto Wolff deutet an: Fahrer-Entscheidung schon getroffen?

Unmittelbar nach Silverstone sorgte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff dann für Aufsehen. Ist die Entscheidung bereits gefallen, nur noch nicht kommuniziert? "Jetzt werden wir schauen, welche Entscheidung wir treffen - oder schon getroffen haben, aber noch nicht gesagt haben", sagte der Wiener im Interview mit RTL/ntv. Nachrichten verkünden wollte Wolff allerdings nicht und ruderte, allerdings mit einem Zwinkern, etwas zurück: "Ich habe leider keine News, noch weiß ich nicht, in welche Richtung es geht."

Eine schwierige Diskussion würde es werden, sollte er Bottas die Trennung mitteilen müssen. "Aber es ist Kraft meiner Rolle, dass ich auch die unangenehmen Gespräche führen muss", sagte der Mercedes-Leiter. Zuvor hatte Wolff seinen langjährigen Stammfahrer in Silverstone mehrfach auffällig deutlich gelobt. Um den Finnen vor der vielleicht schon beschlossenen Trennung noch einmal ordentlich zu würdigen?

Red Bull & Russell: Mercedes ohne Angst vor Abwerbeversuchen

Kümmern will sich Wolff in jedem Fall auch um den Fahrer, der 2022 nicht bei Mercedes landet. "Es ist wichtig, dass wir für beide eine Zukunft haben. Dass man auch mit ihnen bespricht, was die Alternativen sind", sagte Wolff. Mit Mercedes-Kunde Williams ist eine Option sehr offensichtlich. Weit weniger beliebt bei Mercedes wäre ein Abwerbeversuch durch die Konkurrenz. Im schlimmsten Fall durch Erzfeind Red Bull. Greifen die Bullen beherzt zu, sollte Mercedes seinen Shootingstar Russell erneut mit Williams vertrösten, um ein Dreamteam mit Max Verstappen zu formen?

Für Wolff keine ernsthafte Bedrohung. "Sie wissen, dass wir einen langjährigen Vertrag mit George haben. Am Ende des Tages werden wir entscheiden, was passiert. Ein bisschen Stichelei wird es immer geben", sagte der Österreicher. Zuvor hatte Russell selbst im Podcast 'F1 Nation' zumindest keine hundertprozentige Absage an Mercedes-externe Adressen erteilt. "Ich mag es immer, zu allen eine offene Beziehung zu haben. Ich mag es nicht, Türen ganz zu schließen und wenn jemand nach einem Gespräch fragen würde, würde ich nie nein sagen", sagte Russell.

George Russell stellt klar: Red Bull unmöglich, Mercedes-Motor fix

Nun stellte der Brite allerdings eindeutig klar: Das Gespräch würde er vielleicht nicht ablehnen, garantiert aber eine Unterschrift, etwa bei Red Bull. "Es ist unmöglich, dass ich nächstes Jahr bei Red Bull fahre", betonte Russell im Interview mit RTL/ntv. "Natürlich ist es schön aus der Formel-1-Szene positives Feedback zu bekommen oder von Interesse anderer Teams zu hören, aber meine Loyalität gilt einzig und allein Mercedes."

Russell weiter: "Ich bin Mercedes-Fahrer. Mercedes war meine gesamte Karriere über an meiner Seite. Mercedes hat mir als junger Fahrer viele Möglichkeiten verschafft." Deshalb kommen für den 23-Jährigen für 2022 tatsächlich nur drei Teams in Frage. Mercedes, Aston Martin und Williams. Russell: "Ich werde auf jeden Fall ein Auto fahren mit einem Mercedes-Motor, soviel steht fest. Ich bin treuer Mercedes-Mann. Mercedes ist mein Auto, meine Marke. Ohne Zweifel wird es deshalb in der nächsten Saison ein Mercedes-Motor. Welche Farbe das Auto haben wird, weiß ich noch nicht."

George Russell: Bin bereit gegen Lewis Hamilton zu fahren

Bereit für ein Duell auch mit Lewis Hamilton hält sich der Youngster längst. "Ich bin bereit gegen die Besten zu fahren. Ich bin meine ganze Junioren-Karriere schon gegen Max Verstappen, Lando Norris und Co. gefahren", erinnert der Williams-Fahrer. Der Einzige, der für ihn neu wäre, wäre Hamilton, so Russell. "Der Beste der Besten."

Diese letzte Herausforderung gegen seinen Landsmann würde der Brite nur zu gerne annehmen. "Wer der Beste sein will, muss den Besten schlagen, das ist der einzige Weg. Und ich will gegen die Besten kämpfen und das ist eben Lewis", sagt Russell. "Ich bin zu 100 Prozent bereit, das schnellste Auto zu fahren und damit den nächsten Schritt zu machen. Mit jedem Rennen fühle ich mich besser vorbereitet und im Moment kann ich sagen: Ich bin bereit. Ich bin selbstbewusst und weiß, was ich kann!"