Dieses Wochenende gastiert die Formel 1 für den größten Glamour-GP des Jahres in Monaco (Formel 1 2022: Monaco-Zeitplan, TV-Programm & Live-Stream-Optionen). Für Charles Leclerc bedeutet das Rennen heute etwas ganz besonderes. Immerhin handelt es sich um das Heimrennen des Monegassen in Ferrari-Diensten. Nutzt Leclerc den Heimvorteil im Leitplankenkanal von Monte Carlo, um sich die nach dem bitteren Ferrari-Motorschaden im Formel-1-Rennen in Barcelona an Max Verstappen verlorene Führung in der Formel-1-WM Tabelle 2022 gleich wieder zurückzuholen?

Statistisch spricht nicht gerade viel dafür. So kann im Fall von Charles Leclerc und Monaco alles andere als von einem Heimvorteil die Rede sein. Deutlicher denn je zeigte sich das erst im Vorjahr. Ein Defekt an Leclercs Ferrari kurz vor dem Start zum Großen Preis von Monaco 2021 war der bis dato wohl bitterste Moment des gebürtigen Monegassen beim seinem Heimrennen. Immerhin wäre Leclerc von Pole gestartet. Dieser Tiefschlag war allerdings längst nicht der erste. Ausgerechnet in Monte Carlo lassen den 24-Jährigen regelmäßig wahlweise der Renngott oder sein eigenes Talent im Stich

Charles Leclerc in Monaco: Fünf Starts, null Zielankünfte

Bei keinem seiner bislang fünf Starts in Monte Carlo, zweimal mit der Formel 2, dreimal mit der Formel 1, sah der Ferrari-Pilot die Zielflagge. Teamkollege Carlos Sainz erreichte im scharfen Kontrast dazu bei jedem seiner Aufritte im Fürstentum (6x F1, 2x Formel Renault) nicht nur das Ziel, sondern sogar die Punkteränge - während Leclerc vor heimischem Publikum gerade einmal 43,27 Prozent aller möglichen Rennrunden zurücklegte.

Motorsport-Magazin.comdokumentiert Patzer, Pleiten, Pech, und Pannen des Monegassen bei seinem Heimrennen.

Formel 2 Monaco 2017: Doppel-DNF für souveränen F2-Meister

Gleich in seiner Rookiesaison gewann Charles Leclerc 2017 souverän den Titel in der Formel 2. Sein dunkelstes Wochenende erlebte der Monegasse ausgerechnet in Monaco - sowohl im Hauptrennen als auch im Sprintrennen schied der Prema-Pilot vorzeitig aus. Alles für den Erfolg getan hatte Leclerc allerdings. Für das Hauptrennen sicherte er sich die Pole, gewann den Start gegen Alexander Albon und führte bis über die Rennhälfte hinaus deutlich. Dann warf Leclerc erst Safety-Car-Pech zurück, ehe gebrochene Sturzscheiben, Leclerc zufolge beim vorherigen Boxenstopp beschädigt, nicht nur die letzten Siegchancen ruinierten, sondern Leclerc in Runde 26 als vierten Piloten zur Aufgabe zwangen.

Nach dem Start standen die Zeichen noch auf Sieg, Foto: Sutton
Nach dem Start standen die Zeichen noch auf Sieg, Foto: Sutton

So legte der Monegasse im Sprint von weit hinten los. In einem Rennen ohne Boxenstopps in Monaco fast schon aussichtslos. So sollte es kommen wie später mit Ferrari in der Formel 1 (s.u.). Nach drei erfolgreichen Manövern in Rascasse kollidierte Leclerc zunächst mit Norman Nato und kassierte zehn Sekunden Zeitstrafe. Später schied er durch einen Defekt vorzeitig aus.

Formel 1 Monaco 2018: Bremsversagen für Sauber-Rookie

Bei seinem ersten Heimrennen als Formel-1-Fahrer präsentierte sich Leclerc sofort in Spitzenform. Eingewöhnungsprobleme in Monaco? Nicht mit Saubers Super-Rookie! In allen Trainings ließ Leclerc seinen Teamkollegen Marcus Ericsson klar hinter sich, im Qualifying erreichte der Youngster sogar das Q2. Doch auch in diesem Monaco-GP sollte Leclerc nicht die Zielflagge sehen. Diesmal unverschuldet und hochdramatisch. Nach 70 von 78 Runden schied der Monegasse, zu diesem Zeitpunkt auf P12, mit plötzlichem Bremsversagen in der Hafenschikane aus. Sein Sauber wurde unkontrollierbar, so riss Leclerc den Toro Rosso von Brendon Hartley gleich mit ins Verderben. Immerhin gewertet wurde Leclerc aufgrund der zurückgelegten Distanz - auf Platz 18.

Formel 1 Monaco 2019: Zu viel Risiko nach Qualifying-Flop

Leclercs erster Start in Monaco mit Ferrari war ebenfalls ein Spießrutenlauf. Diesmal schaffte der Monegasse im Rennen immerhin 16 Runden, ehe das Ende aller Resthoffnungen kam. Resthoffnungen, weil der Grand Prix bereits nach dem Qualifying ruiniert war. Im Q1 hatte Leclerc nicht den besten ersten Run absolviert. Ferrari ging allerdings davon aus, dass es dennoch für Q2 reichen würde und ließ den Monegassen keinen zweiten Run absolvieren. Das stellte sich als Fehleinschätzung heraus. Die Strecke verbesserte sich derart, dass Leclerc ausschied. Am Auto lag es nicht. Teamkollege Sebastian Vettel erzielte die Bestzeit des Q1.

Das Rennen startete Leclerc vom 15. Startplatz mit viel Wut im Bauch. Volles Risiko müsse er nun gehen, kündigte Leclerc selbst an. Trotz der engen Straßen von Monaco hatte sich Leclerc dank beherzter Manöver nach acht Runden tatsächlich schon bis auf P12 vorgearbeitet. Dann übertrieb er es - wie einst in der Formel 2 - in der Rascasse. Beim Überholversuch gegen Nico Hülkenberg berührte Leclerc innen die Bande. Das führte zu einem Plattfuß. Auf der nächsten Runde begann der Reifen sich aufzulösen. Das zerstörte den Unterboden seines Ferrari. Zunächst ließ Ferrari Leclerc noch weiterfahren, dann wies man ihn an, das Auto abzustellen. Der Schaden war zu groß.

Formel 1 Monaco 2021: Pole, Unfall & kein Start

Schon im ersten Training schlug der Monaco-Fluch erstmals zu. Leclerc verpasste wegen Getriebeproblemen nahezu das gesamte Auftakttraining. Trotz nur vier Runden im FP1 glänzte der Ferrari-Pilot danach sofort mit Pace. Im Qualifying lag Leclerc vor dem großen Showdown sogar provisorisch auf Pole. Dann krachte es. In der zweiten Schwimmbad-Schikane nahm Leclerc zu viel Risiko, touchierte innen die Leitschiene und landete am Kurvenausgang in der nächsten. Das sicherte Leclerc zwar die Pole, bescherte allerdings große Sorgen. Hatten Chassis oder Getriebe Schaden genommen? Das hätte eine Strafversetzung oder sogar einen Start aus der Boxengasse bedeutet.

Ferrari gab nach Analysen am Abend und Sonntagmorgen jedoch Entwarnung. Alles in Ordnung. Dann der Schock noch vor dem Start. Auf der Sichtungsrunde in die Startaufstellung brach hinten links die Antriebswelle. Eine direkte Folge des Unfalls am Tag zuvor, wie Ferrari später feststellen musste. So kurz vor dem Start war das nicht mehr zu reparieren. Statt von Pole oder zumindest von weiter hinten konnte Leclerc nun gar nicht erst starten.

Formel 1 Monaco 2022: Crash beim historischen Monaco-GP

Schon lange vor dem Formel-1-Rennen erlebte Leclerc 2022 die Fortsetzung seines Monaco-Fluchs. Auf einer Demo-Runde im Rahmen des traditionellen Historic-GP im Fürstentum verlor Charles Leclerc auf dem Weg zu Rascasse das Heck eines 40 Jahre alten Ferrari F312B3 von Niki Lauda und schlug rückwärts in die Streckenbegrenzung ein. Dabei wurde vor allem der Heckflügel des historischen Boliden beschädigt.

Via Social Media klärte Leclerc - mit einer gehörigen Portion Galgenhumor wegen seiner Vorgeschichte in Monaco - den Unfallhergang auf: "Wenn du dachtest, du hättest schon alles Pech der Welt in Monaco gehabt und du dann in einem der kultigsten Formel-1-Autos von Ferrari die Bremsen verlierst", schrieb der Ferrari-Pilot.