Jetzt ist es endlich offiziell. Am Mittwochabend segnete der Weltrat für Motorsport (WMSC) umfangreiche Änderungen der Formel-1-Regeln für die Jahre 2020, 2021 und darüber hinaus final ab.

Darunter befinden sich zahlreiche Maßnahmen, um die Folgen der Corona-Krise abzufedern sowie ohnehin geplante Änderungen mit dem Ziel einer homogeneren, finanziell und sportlich faireren F1 wie eine stufenweise Budgetobergrenze, Begrenzung der Entwicklung von Chassis bis Power Unit und ein Erfolg-abhängiges Malus-System für die Aero-Entwicklung.

Jean Todt: Großer Schritt für die Formel 1

Darauf hatten sich zuvor nach wochenlanger Arbeit und Suche nach Kompromissen Formel 1, FIA und die zehn F1-Teams geeinigt. Dementsprechend positiv fallen die Reaktionen aus. „Ein großer Schritt nach vorne für die Formel 1 und die Nachhaltigkeit des Motorsports. Vielen Dank an alle - die FIA, die Formel 1 und die Teams - für diese Leistung“, twitterte FIA-Präsident Jean Todt.

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„Diese Zeiten sind sehr hart für jedermann. Es waren Monate harter Arbeit unter schwierigen Umständen, aber es ist klasse zu sehen, wie sich - unter der Führung der FIA und F1 - alle Teams zusammengerauft haben, um die richtigen Handlungen zu unternehmen, um durch diese Krise zu kommen und für einen Zukunft nachhaltigen Sport zu arbeiten, der allen Teams erlauben wird, sich auf Augenhöhe zu begegnen“, wird McLaren-Teamchef Andreas Seidl in einer Presseaussendung des Teams zitiert.

McLaren: Bedeutender, aber auch schmerzhafter Moment

„Heute gewinnt die Formel 1. Das ist ein bedeutend wichtiger Moment für unseren Sport“, ergänzt McLaren-CEO Zak Brown. Der US-Amerikaner hatte zuvor wie kaum ein zweiter für Einsparmaßnahmen gestritten - auch wörtlich genommen. Immerhin hat die Krise auch den Sportwagenhersteller aus Woking finanziell, wie zuletzt zunehmend bekannt wurde, deutlich getroffen.

1200 Jobs muss der Hersteller streichen, auch das Formel-1-Projekt bleibt davon nicht verschont. Das allerdings auch als notwendiges Übel der Budgetgrenze. „Vor uns liegt eine große Herausforderung. Es ist eine heftige und schmerzhafte Aufgabe, unsere Arbeitsweise und das Team auf eine zu dieser Grenze passende Größe anzupassen“, hadert Seidl mit dieser Entwicklung. „Und das wird, wie unsere Nachrichten früher in dieser Woche schon betonten, leider bedeuten, Teammitglieder zu verlieren. Aber unser Ziel ist, in Zukunft das effizienteste und Team der besten Größe zu sein.“

McLaren: Ohne Entlassungen geht es nicht

Die Teammitglieder hätten dabei kooperiert und Verständnis gezeigt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Grundlegend habe eben kein Weg daran vorbeigeführt, die gewaltigen Dimensionen der Formel 1 etwas einzudämmen - was dann auch McLaren, nicht einmal eines der drei noch viel größeren Top-Teams, trifft.

Lang wäre ein Weiterso nicht gutgegangen, glaubt Boss Brown. „Die F1 ist eine ganze Weile finanziell nicht nachhaltig gewesen und Untätigkeit hätte die Zukunft der F1 und ihrer Teilnehmer, die für die gemeinsame und bestimmte Lösung dieses Problem gelobt werden müssen, gefährdet“, betont der McLaren-Chef. Mit der Budgetgrenze und einer gerechteren Preisgeldverteilung sei nun mehr und engerer Wettbewerb möglich und die finanzielle Gesundheit der Teams und des Sports langfristig gesichert. Brown: „Und unter dem Strich gewinnen die Fans. Und wenn die Fans gewinnen, gewinnt auch der gesamte Sport“

Formel 1: Back to business

Jetzt gehe es daran, wieder an die eigentliche Arbeit zu gehen. Seidl: „Mit dem Ende des Shutdowns ab Mittwoch war es auch wichtig, dass das Team nun über diese Klarheit über die verschiedenen Regularien verfügt, sodass wir nun wieder an unseren Autos arbeiten und die Auswirkungen der Regeln auf die Zukunft verstehen können.“

Zu tun gibt es genug. Gerade, weil nun sehr bald homologiert wird. Bis dahin wird entwickelt, was geht. „Während McLaren die kostensparenden Maßnahmen generell unterstützt, sind wir zufrieden mit dem Kompromiss, der den Teams genug Aero-Freiheiten einräumt, um das kompetitive Element, das der Kern der Formel 1 ist über 2020 und 2021 beizubehalten, bis 2022 die neuen technischen Regularien greifen“, sagt Seidl.

Effizienzkönig Racing Point wittert große Chance

Bereits zuvor hatte sich Racing Points Technikchef Andrew Green, im Mittelfeld in einer sehr ähnlichen Situation wie McLaren, im F1-Podcast ‚Beyond the Grid’ zu Wort gemeldet - und ebenfalls lobend sowie voller Hoffnung für die Zukunft des bald Aston Martin genannten Teams geäußert. Die Top-3 seien inzwischen Dinosaurier. „Da musst du dann klein, wendig und effizient sein - und genau das sind wird“, beschreibt Green die eigene Stärke schon in den schwierigen vergangenen Jahren.

Die starken finanziellen Limits würden daher Racing Point ganz besonders entgegenkommen. „Das wird uns definitiv erlauben, es mit denen aufzunehmen, die wir als die großen Teams kennen, denn sie können jetzt nicht mehr die großen Teams sein. Sie müssen runterfahren und sehr viel näher zu unserem Level kommen“, sagt Green. „Und wir haben das [effizientes Arbeiten, Anm. d. Red.] schon Jahre gemacht. Wir sind schon sehr lange auf diesem Level und haben da einen beachtlichen Job gemacht, finde ich. (...) Wir wissen, wie man in einem Kosten-getriebenen Umfeld arbeitet, deshalb denke ich, dass uns das helfen wird.“