Die Coronavirus-Krise bringt eine Wirtschaftskrise mit sich, und unter den Opfern befindet sich auch die Traditionsmarke McLaren. Das britische Unternehmen, das mittlerweile sowohl Straßenautos herstellt als auch ein Formel-1-Team beherbergt, sucht nun nach Finanzierungsmöglichkeiten, um die Krise zu überbrücken.

Sky News UK berichtet, dass das Unternehmen jetzt darüber nachdenkt, die beträchtliche Sammlung an klassischen F1-Boliden und das Hauptquartier in Woking als Sicherheit zu belasten und darüber einen Kredit im Bereich von 280 bis 310 Millionen Euro aufzunehmen. Der Gegenwert von McLarens historischer Auto-Sammlung wird auf über 280 Millionen Euro geschätzt.

Zuvor hatte McLaren bei der britischen Regierung um Krisenhilfe in der Höhe von 170 Millionen Euro angesucht, wurde aber zurückgewiesen. Man hätte noch nicht alle Alternativen ausgeschöpft, hieß es.

Warum ist die Formel 1 so teuer? (39:17 Min.)

In der Coronavirus-Krise sind wie bei vielen anderen Unternehmen auch bei McLaren die Umsätze eingebrochen. Nicht nur aus dem Formel-1-Bereich kommt kein Geld, vor allem die Sportwagen-Abteilung muss große Einbußen hinnehmen. Bereits im März flossen laut Sky über 300 Millionen von den Mehrheits-Anteilseignern, der bahrainischen Mumtalakat Holding, zur Überbrückung der Krise in die McLaren Group.

Ein Teil von McLarens gut 4000 Angestellten wurde mittlerweile in die Kurzarbeit geschickt. Trotz all dem soll das Interesse von Kunden und Investoren zumindest im Motorsport- und Forschungsbereich noch da sein.

McLaren: Gefahr lauert im Straßenwagen-Sektor

Anteilsmäßig spielen diese Bereiche für McLaren aber keine große Rolle. 2019 machte die Automobil-Sparte 84 Prozent des Umsatzes aus, Racing nur zwölf und Applied Technologies nur vier Prozent. In Zahlen - 1,4 Milliarden Euro Umsatz entfielen auf Straßenautos, auf die Rennabteilung nur 210 Millionen.

Nach Abzug der Kosten machte die Rennabteilung auf sich allein gestellt im Vorjahr sogar einen Verlust von 77 Millionen Euro. Das verdeutlicht, warum McLarens Renn-Boss Zak Brown seit Wochen für radikale Einschränkungen bei der neuen Formel-1-Budgetgrenze kämpft. Sollte sich die Krise hinziehen, wird McLarens Wille, die Verluste der Rennabteilung aufzufangen, schnell schwinden.

Zak Brown führt McLarens Renn-Geschäfte, Foto: LAT Images
Zak Brown führt McLarens Renn-Geschäfte, Foto: LAT Images

Zuletzt wollte Brown einen Formel-1-Ausstieg noch nicht in den Mund nehmen, aber es geht um mehr als nur die Formel 1. McLaren hat zuletzt erst das Sport-Portfolio um ein Indycar-Team erweitert, im GT3-Sport sind sie seit Jahren aktiv. "Wir sind bereit, in den Sport zu investieren, das ist wundervoll für unser Straßenauto-Geschäft, aber ich wurde [von der Unternehmensführung] gebeten, eine globale Motorsport-Plattform zu präsentieren, in der die Formel 1 ganz klar die Spitze des Eisbergs ist", so Brown.

Und ein F1-Programm macht nur dann wirklich Sinn, wenn McLaren auch wieder vorne mitfahren und finanziell damit erfolgreich sein kann. "Deswegen machen wir so viel Druck", meint Brown hinsichtlich seiner politischen Manöver bei der Kostengrenze. Auf keinen Fall will er sich in einer Position wiederfinden, in dem die Formel 1 die Investitionen nicht wert ist. Investitionen wie die eben getätigte Verpflichtung des Top-Piloten Daniel Ricciardo.