Nico Hülkenberg kehrt an diesem Wochenende in Brasilien an einen für seine Formel-1-Karriere denkwürdigen Ort zurück. Das 20. Rennen im Kalender 2019 könnte sein vorletztes in der Königsklasse des Motorsports werden. Nach seinem Aus bei Renault ist die Zukunft des Emmerichers völlig offen. Nur eines ist für ihn klar: 2020 wird für ihn kein Rücktritt aus der F1.

"Nur um das klar zu machen, ich habe nicht das Gefühl, dass ich als Rennfahrer zurücktrete und ich habe auch nicht das Gefühl, die Formel 1 zu verlassen", hat Hülkenberg mit der Formel 1 noch nicht abgeschlossen. Zuletzt wurde ihm aufgrund des verpassten Vertrages für die kommende Saison immer wieder ein Karriereende angedichtet.

Mit 32 Jahren möchte er mit der Formel 1 trotz oder gerade aufgrund seiner neun nicht ganz nach Wunsch verlaufenen Saisons noch nicht abschließen. "Ich werde vielleicht nicht im Grid sein, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, werde ich bereit sein", schließt er eine Rückkehr in naher Zukunft nicht aus.

Dass Brasilien und Abu Dhabi seine beiden letzten Grands Prix sein könnten, ist ihm allerdings durchaus bewusst. "Die Wahrnehmung ist im Moment bewusster oder intensiver. Vielleicht ist es eine höhere Wertschätzung, weil es das letzte Mal sein könnte", gibt er zu. "Aber wie gesagt, es ist kein Rücktritt. Es ist ein Formel-1-Aus für das Jahr 2020."

Hülkenberg scherzt: Ferrari-Anruf unwahrscheinlich

Was auf den ersten Blick nach einem klaren Plan für ein Comeback klingt, ist aber noch keiner. Für 2020 hat sich Hülkenberg bisher nicht wirklich Gedanken gemacht: "Ich bin sehr entspannt im Moment. Ich will die Saison so erfolgreich wie möglich beenden und dann etwas zur Ruhe kommen und einen, oder auch zwei oder drei Momente für mich haben und schauen, was ich machen will und was für mich interessant ist."

In Sachen Formel 1 ist er allerdings offener als manch anderer Ruheständler. Fernando Alonso würde gerne zurückkehren, sich aber unter keinen Umständen mit zweitklassigem Material zufriedengeben. "Es wäre ein bisschen vermessen zu sagen, dass Ferrari nächstes Jahr anruft und sagt: So Hülki, jetzt sind wir aber bereit für dich", scherzt Hülkenberg.

"Man muss auch Realist bleiben. Aber das steht alles in den Sternen. Es kann sich etwas ergeben, kann aber auch nicht. Aber ich liebe den Sport. Formel 1, das sind die schnellsten und hochentwickeltsten Autos der Welt und ich werde mich für ein mögliches Comeback bereithalten, wenn es da eine Möglichkeit geben sollte." 2020 könnte er allerdings höchstens als Edelreservist einspringen, falls ein Stammfahrer ausfällt. Deshalb wird bei Hülkenberg derzeit vor allem über Alternativen außerhalb der F1 spekuliert.

Hülkenberg verurteilt falsche Gerüchte, IndyCar eine Option

Nachdem er in diversen Medien bereits mit einer so gut wie fixen Vertragsunterschrift für BMW in der DTM in Verbindung gebracht wurde, machen mittlerweile Gerüchte über einen Wechsel in die IndyCar die Runde. "Das eine [DTM] war wirklich etwas völlig ohne Substanz. Und dann muss ich mich für diese Berichte noch rechtfertigen, das finde ich echt nicht fair", schimpft Hülkenberg über die zu heiß gekochte Gerüchteküche.

An den Spekulationen über ein Engagement in den USA ist hingegen schon eher etwas dran - allerdings mit einer Einschränkung: "Die Ovale, da habe ich immer schon gesagt, dass ich kein Fan davon bin. Das macht mich irgendwie nicht an und ich habe da auch zu viel Respekt vor. Es ist einfach nicht mein Ding. Das würde es also auf die Straßenkurse beschränken."

Spruchreif ist aber auch hier noch lange nichts. "Ich habe nichts unterschrieben und werde das in absehbarer Zukunft auch nicht. Ich habe sicher nicht das Gefühl, etwas überstürzen zu müssen, einfach um Rennen zu fahren. Vielleicht will ich auch gar nichts machen", stellt er klar.

Hülkenberg gespannt auf Leben ohne Formel 1

Nach einer ganzen Dekade in der Königsklasse, von der er ein Jahr als Testfahrer bei Force India verbrachte, will er sich erst einmal an den neuen Zustand seines Lebens gewöhnen: "Ein Jahrzehnt Formel 1 ist intensiv. Du lebst sehr schnell. Deshalb muss ich erst einmal schauen, wie es sich nächstes Jahr anfühlt und wie sich die Dinge entwickeln."

Auf eine Weise ist er durchaus neugierig, wie das Leben außerhalb des F1-Zirkus sich anfühlt. "Jetzt wo es Gewissheit ist, ist ein Teil von mir auch gespannt darauf", sagt er. Gleichzeitig erwartet er auch, dass es ein Jahr voller Wehmut werden könnte: "Natürlich ist ein großer Teil von mir auch traurig und wird noch trauriger sein, wenn ich die Rennen verfolge. Also, wenn ich sie denn verfolge."

Dass er allzu lange auf der faulen Haut liegen wird, erwartet Hülkenberg allerdings nicht. "Irgendwann werde ich auf jeden Fall etwas machen wollen", bekräftigt er. "Irgendeine Aufgabe oder Erfüllung brauche ich auch. Ob die dann vielleicht etwas mehr ins Geschäftliche sogar geht, kann auch sein. Aber ich glaube eher sportlich. Diesen Adrenalinkick zu haben, im Wettkampf zu sein. Das wird schon irgendwie ersetzt werden müssen, langfristig."