Nach einem Wochenende Pause ist die Formel 1 wieder da, und ein amerikanisches Doppel startet mit dem Mexiko-GP. Ferrari ist auf der Jagd nach der sechsten Pole in Serie - aber vor allem wollen sie wieder einen Sieg einfahren. Denn zuletzt stand Mercedes in Sotschi und in Suzuka jeweils wieder ganz oben.

Mexiko könnte für Sebastian Vettel und Charles Leclerc aber wieder die Rückkehr auf die oberste Stufe des Siegertreppchens bedeuten. Denn Ferrari fühlt sich auf dem von der Umgebung her sehr eigenen Kurs stark und bläst zum Angriff. Mercedes und Red Bull - letztere immerhin Sieger und Polesetter in 2017 und 2018 - glauben ebenfalls an die rote Gefahr.

Ferrari geht in Mexiko auf Sieg

"Nach zwei Rennen, in denen wir besser hätten abschneiden können, kommen wir entschlossen zu gewinnen nach Mexiko." Ja, Ferrari-Teamchef Mattia Binotto klingt tatsächlich ziemlich zuversichtlich, was das nächste Wochenende angeht. Er hofft auf Pole und auf Sieg in Mexiko.

Sechs Poles in Serie sprechen zumindest im Qualifying eine deutliche Sprache. Ferrari hat die Probleme mit dem Konzept des SF90 in den letzten Rennen endlich beseitigt, und verliert auch in langsamen Streckenteilen nicht viel Zeit. Große Angst hat Ferraris Konkurrenz vor der extrem langen Geraden in Mexiko: Hier kann die Leistung des Motors vorentscheidend sein, dann muss Ferrari nur noch den Vorsprung durch den engeren hinteren Streckenteil bringen.

Mercedes, Red Bull und die High-Downforce-Hoffnung

Das glaubt zumindest die Konkurrenz. Aber Mexiko ist herausfordernd - von einem lockeren Ferrari-Sieg sollte nicht gesprochen werden. Denn in Mexiko wird praktisch mit Abtrieb auf Monaco-Niveau gefahren, und Mercedes und Red Bull rühmen sich 2019 ihres High-Downforce-Pakets.

Reicht das, um Ferrari auch im Qualifying zu schlagen? Red Bull hat in den vergangenen Jahren bewiesen, dass es nicht unbedingt absolute Motorleistung zum Sieg braucht. Zwei Mal dominierten sie in den letzten beiden Jahren das Wochenende trotz schwacher Renault-Motoren.

Max Verstappen siegte 2018 in Mexiko, Foto: Sutton
Max Verstappen siegte 2018 in Mexiko, Foto: Sutton

Aber Ferrari hielt sich auch in Singapur, auf einem langsamen Stadtkurs, schadlos. Red Bull steckt seit der Sommerpause dafür fest und schien zuletzt entweder nicht siegfähig zu sein - oder Max Verstappen fiel gleich am Start aus. Sollte Ferrari vorne starten, wird das Überholen eines so Topspeed-starken Autos auf der langen Geraden ohnehin schwierig. "Ich erwarte dieses Jahr eine etwas größere Herausforderung wegen der Ferrari-Pace", sagt Verstappen.

Damit klingt er aber tatsächlich optimistischer als Toto Wolff, der wieder einmal von Schadensbegrenzung spricht. Trotz Japan-Upgrade, Abtriebsstärke, und trotz zweier Siege in Serie glaubt Mercedes nicht, dass ihr Paket reicht, um gegen die Konkurrenz in Mexiko bestehen zu können. Nicht nur Ferraris Leistung macht Sorgen, auch der durch die dünne Luft hohe Kühlbedarf - wenngleich Mercedes ihre zu Saisonbeginn noch so prominenten Kühlprobleme mit späteren Upgrades verringert haben sollte.

Hamilton in Mexiko auf Titeljagd - Bottas im Hintertreffen

Für Mercedes spielt die Konkurrenz von Ferrari und Red Bull in Sachen WM in Mexiko aber sowieso keine Rolle. Hier geht es nur mehr darum: Holt Lewis Hamilton die WM, oder kann ihn Valtteri Bottas noch abfangen? Mathematisch kann Hamilton Bottas hier schon erledigen. Der Finne zeigte sich allerdings zuletzt in Japan wieder von seiner starken Seite.

WM-Rechenspiele für Mexiko, Foto: Motorsport-Magazin.com
WM-Rechenspiele für Mexiko, Foto: Motorsport-Magazin.com

Noch so ein Rennen würde die WM-Entscheidung vertagen. Gesagt werden muss aber auch: Bottas liegt weit zurück, er wird viel Glück brauchen, um Hamilton abzufangen. "64 Punkte sind zweieinhalb Siege", erinnert Teamchef Toto Wolff. Er stellt trotzdem klar: "Wir werden ihnen gleiches Recht einräumen, dann liegt es an ihnen, es sich auf der Strecke auszufahren." In Singapur und Japan griff die Mercedes-Teamführung zuletzt zwei Mal ins Renngeschehen ein. Allerdings, um ihren Fahrern strategische Fairness zu garantieren.

McLaren: Können WM-Platz 4 nur noch selbst verlieren

Hinter den großen Drei folgt wie immer McLaren. "Jetzt liegt es an uns, es nicht mehr zu verlieren", sagte Teamchef Andreas Seidl zuletzt in Suzuka im Hinblick auf Platz vier in der WM. Tatsächlich ist es schwer, sich ein Szenario vorzustellen, in dem McLarens 34 Punkte Vorsprung noch fallen. Schon allein deshalb, weil McLarens Fahrer Top-Leistungen verbringen und das Auto auf jeder Strecke funktioniert.

Außerdem wollen sie in den letzten Rennen zumindest noch Detail-Verbesserungen für das Auto bringen. Renault ist indessen in den Normalzustand zurückgekehrt: Das Team findet mit dem Auto keine Konstanz, zuletzt in Japan mussten sich Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg wieder nach schlechtem Qualifying durch das Feld kämpfen. Aber das Rennen war gut.

F1-Mittelfeld zieht sich vor Mexiko auseinander

Zumindest hat sich Renault vom Rest des Mittelfeldes etwas isoliert. Toro Rosso liegt noch auf Platz sechs, aber sie kommen nicht vorwärts. Stattdessen lauert Racing Point darauf, diesen sechsten Platz zu übernehmen. "Das Auto hat sich über die letzten paar Monate groß weiterentwickelt", verkündet Teamchef Otmar Szafnauer stolz. "Mexiko City ist die nächste Chance, unseren Fortschritt zu demonstrieren." Die Chancen stehen gut, dass sich Sergio Perez beim Heim-GP mit vielen Punkten feiern lassen kann.

Die Ferrari-Kunden Alfa und Haas suchen währenddessen nach verlorengegangener Form. Haas ist schon lange verloren, für Mexiko haben sie noch weniger Hoffnung als sonst. Ihrem Auto-Konzept liegt die Strecke nicht, hier konnten sie in vergangenen Jahren höchstens negativ auffallen. Sie haben es bis jetzt nie geschafft, eine gute Balance zwischen ausreichend Abtrieb und mehr Kühlung zu finden.

Williams bleibt eine Fußnote. Was erwähnungswürdig ist: In Mexiko, in Austin und dann auch in Interlagos wird Testfahrer und F2-Pilot Nicholas Latifi jeweils im ersten Training ein Auto übernehmen, hier muss Robert Kubica weichen. "Wir freuen uns darauf, seine Eindrücke des letzten Upgrades zu bekommen", sagt Chefingenieur Dave Robson. Alle Zeichen deuten also darauf, dass Latifi 2020 zweiter Stammfahrer neben George Russell wird.

Formel 1 in Mexiko: Das Autodromo Hermanos Rodriguez

Mexiko bietet als Strecke der Formel 1 einige einzigartige Herausforderungen. Zuerst einmal ist da die lange Zielgerade, auf der mit DRS und Windschatten Spitzengeschwindigkeiten an die 307 km/h erreicht werden können. Und auch die Stadion-Durchfahrt mit Haarnadel im letzten Sektor ist inzwischen berühmt, wenngleich sie mit der Peraltada eine legendäre Highspeed-Kurve verdrängt hat.

Ebenfalls berühmt: Die Höhe. Die Strecke selbst ist flach, liegt aber 2.285 Meter über dem Meeresspiegel. Die Luft ist dünn, was bedeutet, dass man mehr Aerodynamik und mehr Kühlungsöffnungen benötigt, um den gleichen Effekt wie auf anderen Strecken zu erzielen.

2019 wird die Strecke noch durch eine dritte DRS-Zone ergänzt. Da der kurvige Mittelsektor mit seinen fließenden Kurven das Hinterherfahren schwierig macht, soll eine DRS-Zone am Ende dieser Kurvenabfolge - durch die lange Linkskurve am Ende von Sektor zwei heraus bis zur Einfahrt ins Stadion - etwas Hilfe leisten. Auf der Zielgeraden sowie auf der langen Geraden i ersten Sektor befinden sich die anderen beiden DRS-Zonen.

Formel 1 Mexiko: Die Reifen

Auch die Reifen spielen in Mexiko eine große Rolle. Da der Abtrieb wegen der dünnen Luft gering ist, rutscht das Auto mehr. Außerdem heizt sich der Asphalt hier stark auf. Im Vorjahr brachte Pirelli sehr weiche Mischungen, in Folge hatten alle Probleme mit Reifenverschleiß, genauer gesagt mit Graining - der Gummiabrieb löst sich und bleibt dann unförmig wieder auf dem Reifen kleben. Härtere Reifen sollen 2019 das Problem verringern.

Formel 1 Mexiko: Das Wetter

Ob die Slicks in Mexiko jedoch überhaupt groß gebraucht werden? Für alle drei Tage ist Regen angesagt, bei teilweise über 50 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Immerhin soll es diesmal keinen Sturm geben, und schon gar keinen Taifun.

Formel 1 Mexiko: Zeitplan Zeitumstellung, und TV

Die Formel 1 hat den Pazifik überquert, damit steht der Zeitplan Kopf. Statt frühmorgens wird in Mitteleuropa jetzt abends zur Primetime gefahren. Das bedeutet aber auch: Trainings und Qualifying müssen bei einigen weichen. RTL verschiebt letzteres auf n-tv, der ORF zeigt gar nur Zusammenfassungen. Beim Rennen sind aber alle wieder live dabei. Außerdem gibt es mit der Zeitumstellung von Samstag auf Sonntag noch etwas zu beachten.

In Mexiko testet die Formel 1 zusätzlich noch eine Livestream-Neuerung: Alle Sessions werden erstmals auf der Streaming-Plattform Twitch gezeigt, aber in neuem Format. Mit dabei sind unter anderem die deutschen Youtuber von PietSmiet.

Freitag:
17:00 Uhr - 18:30 Uhr: 1. Freies Training (LIVE: F1 TV Pro, n-tv, ntv.de, tvnow.de)
19:00 Uhr: Teamchef-Pressekonferenz - Teilnehmer: tba
21:00 Uhr - 22:30 Uhr: 2. Freies Training (LIVE: F1 TV Pro, n-tv, ntv.de, tvnow.de - Highlights ORF1 23:30 Uhr)

Samstag:
17:00 Uhr - 18:00 Uhr: 3. Training (LIVE: F1 TV Pro, tvnow.de - Highlights: n-tv, n-tv.de, tvnow.de 19:05 Uhr)
20:00 Uhr: Qualifying (LIVE: F1 TV Pro, n-tv, n-tv.de, tvnow.de, SRFinfo - Highlights: ORF 23.25 Uhr)

Sonntag:
20:10 Uhr: Rennen (LIVE: F1 TV Pro, RTL, tvnow.de, ORF1, SRF2)