Station 20 der Formel-1-Saison 2019 führt die Königsklasse des Motorsports auf das Autodromo Jose Carlos Pace. Zum 47. Mal gastiert die Formel 1 in Brasilien, zum 37. Mal findet das Rennen in Ayrton Sennas Heimat Sao Paulo statt. Die restlichen zehn Brasilien Grands Prix wurde in Jacarepagua unweit von Rio de Janeiro ausgetragen.

Von der ursprünglich knapp acht Kilometer langen Rennstrecke sind heute nur noch 4,3 Kilometer übrig. Damit ist Sao Paulo nach Monaco und Mexiko die kürzeste Strecke im Rennkalender. Bei der Rundenzeit ist lediglich der Red Bull Ring kürzer.

Und auch bei der Höhe liegt Interlagos am einen Ende der Extreme. Bevor der Mexiko GP sein Comeback feierte, war Sao Paulo das höchstgelegene Rennen der Formel 1. Rund 800 Meter über dem Meeresspiegel sind im Vergleich zu 2.300 Metern allerdings wenig spektakulär.

Ferrari-Motor in Brasilien im Fokus

Trotzdem bekommt der Turbolader etwas mehr zu tun als sonst, um die dünnere Luft auszugleichen. Die MGU-H kann deshalb nicht die volle Energie rekuperieren. Weil es nur einen richtig harten Bremspunkt gibt, hat auch die MGU-K Probleme damit, elektrische Energie ins System zu speisen.

Dabei ist Sao Paulo eine wahre Power-Strecke. In den Sektoren eins und drei werden rund 75 Prozent mit Vollgas gefahren. Speziell der letzte Abschnitt stellt die Power Units enorm auf die Probe. 1,2 Kilometer treten die Piloten das Gaspedal Richtung Bodenblech, dabei gilt es auch noch 40 Höhenmeter zu überwinden.

2019 wird dieser Abschnitt besonders interessant. Alle Augen sind nach dem US GP in Austin auf Ferrari gerichtet. Max Verstappen sorgte nach dem Rennen auf dem Circuit of the Americas für einen handfesten Skandal, weil er Ferraris schwache Leistung auf eine FIA-Direktive zurückführte. Dadurch wäre es Ferrari nicht mehr möglich, den Benzindurchfluss zu umgehen, suggerierte Verstappen.

Tatsächlich sorgte die FIA-Direktive für Aufsehen. Ferrari Teamchef Mattia Binotto bestritt einen Zusammenhang der eigenen Performance mit der neuen Richtlinie jedoch vehement. Trotzdem will die Konkurrenz in Austin gesehen haben, wie Ferrari vor allem auf den Geraden Performance einbüßte.

Betrugsvorwürfe gegen Ferrari: Was ist dran? (09:43 Min.)

Die Italiener führen das vor allem auf ihr aerodynamisches Setup zurück. Tatsächlich ist in Austin der richtige Kompromiss aus Luftwiderstand und Abtrieb gefragt. Aufgrund des langsamen Mittelsektors galt es auch in Sao Paulo über die Jahre hinweg den richtigen Kompromiss zu finden. Seit im vergangenen Jahr die zweite DRS-Zone eingeführt wurde, setzen alle Teams auf mehr Abtrieb.

Die Setup-Unterschiede sollten also nicht besonders groß sein, Ferrari müsste in der Theorie wieder einen größeren Vorteil auf den Geraden haben. Die Konkurrenz wird die Entwicklung mit Argusaugen beobachten.

Aprops Ferrari-Motor: Charles Leclerc verlor im 3. Freien Training in Austin eine Antriebseinheit. Wie das Team nach Analysen in Maranello bestätigte, wird der Motor 2019 nicht mehr eingesetzt. Stattdessen erhält der Monegasse einen neuen Motor und wird deshalb in der Startaufstellung nach hinten versetzt.

Deshalb gilt es als eher unwahrscheinlich, dass Leclerc Platz drei in der Fahrerweltmeisterschaft eintüten wird. 14 Punkte liegt er aktuell vor Max Verstappen, 19 Punkte vor Teamkollege Sebastian Vettel. 26 Zähler Vorsprung wären nötig, um vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi Rang drei abzusichern.

Mercedes: Toto Wolff schwänzt Brasilien GP

Bei Mercedes geht es um nichts mehr. Der Konstrukteurstitel ging schon in Japan erneut nach Brackley, den Fahrertitel holte sich Lewis Hamilton in Austin endgültig. Auch Platz zwei für Valtteri Bottas steht bereits fest. Deshalb verzichtet selbst Motorsportchef Toto Wolff erstmals seit 2013 wieder auf einen Grand Prix vor Ort.

Während bei den Topteams die Positionen in der Konstrukteurs-WM längst bezogen sind - auch die Plätze zwei für Ferrari und drei für Red Bull sind längst klar -, geht es dahinter noch um den Titel Best of the Rest. McLaren (121 Punkte) könnte in Brasilien Platz vier in trockene Tücher bringen. Nach zwischenzeitlichem Druck von hinten könnte auch Renault (83 Punkte) Platz fünf sichern. Dahinter kämpfen Racing Point (65 Punkte) und Toro Rosso (64 Punkte) wacker um Platz sechs.

Red Bull hat Rechnung mit Brasilien offen

Vorne im Feld hat Red Bull noch eine Rechnung mit Sao Paulo offen. Im vergangenen Jahr hätte Max Verstappen das Rennen gewinnen müssen. Allerdings stolperte der Niederländer beim Überrunden über Esteban Ocon. Anschließend kam es zu einem Gerangel in der FIA-Garage und Anschuldigungen von Dr. Helmut Marko in Richtung Mercedes.

Im Qualifying noch chancenlos, konnte Verstappen 2018 im Rennen mit den sensiblen Pirelli-Pneus deutlich besser haushalten als die Konkurrenz. In diesem Jahr ging Pirelli bei der Reifenwahl eine Nummer härter. Nach Supersoft, Soft und Medium im Vorjahr kommen nun die drei härtesten Mischungen C1 bis C3 zum Einsatz. Die Italiener erhoffen sich so weniger Reifenmanagement im Rennen.

Einen glasklaren Favoriten gibt es auf dem Papier nicht. Die kurze Runde könnte aber Ferrari zumindest im Qualifying entgegenkommen, die Reifen sollten auf 4,3 Kilometern noch nicht zum Problem werden. Red Bulls Stärke ist eher im Rennen anzusiedeln, allerdings kommt die härtere Reifenwahl den Bullen nicht entgegen. Mercedes hat einmal mehr das Allround-Paket.

Die Wetterprognose: Brasilien ist für seine Regeneskapaden bekannt. 2019 droht nur der Freitag ins Wasser zu fallen. Das Regenrisiko für die Freien Trainings ist hoch. Samstag und Sonntag soll es bei angenehmen 23 Grad trocken bleiben.

Formel 1: Zeitplan und TV-Programm Brasilien GP 2019

Donnerstag:
15:00 Uhr: Fahrer-Pressekonferenz mit Grosjean, Bottas, Perez, Ricciardo, Kubica

Freitag:
15:00 Uhr - 16:30 Uhr: 1. Freies Training (LIVE: F1 TV Pro, Sky, n-tv, ntv.de, tvnow.de)
17:00 Uhr: Teamchef-Pressekonferenz mit Vasseur (Alfa Romeo), Tanabe (Honda), Isola (Pirelli), Szafnauer (Racing Point), Horner (Red Bull)
19:00 Uhr - 20:30 Uhr: 2. Freies Training (LIVE: F1 TV Pro, Sky, n-tv, ntv.de, tvnow.de - Highlights ORF1 23:40 Uhr)

Samstag:
16:00 Uhr - 17:00 Uhr: 3. Training (LIVE: F1 TV Pro, Sky - Highlights: RTL, tvnow.de 18:00 Uhr)
19:00 Uhr: Qualifying (LIVE: F1 TV Pro, Sky, RTL, tvnow.de, ORF1, SRF2)

Sonntag:
18:10 Uhr: Rennen (LIVE: F1 TV Pro, Sky, RTL, tvnow.de, ORF1, SRF2)