Bei Renault wird nach dem Italien GP in Monza noch groß gefeiert. Mit den sensationellen Plätzen vier und fünf haben Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg für die Franzosen das beste Team-Ergebnis seit der Rückkehr in die Formel 1 eingefahren.

Nun heißt es endlich einmal durchatmen für das gebeutelte Renault-Team. 2019 blieben sie oft hinter den Erwartungen zurück, aber ausgerechnet auf jener Strecke, auf der Topspeed mehr zählt als alles andere, präsentiert sich der einstige Motoren-Nachzügler als klare vierte Kraft im Feld. Ein Statement, jubelt Daniel Ricciardo.

Ricciardo über Monza: Kein Champagner, aber erfüllend

"Das fühlte sich überfällig an", sagt Ricciardo nach dem Rennen. "Seit Kanada hatten wir kein wirklich starkes Team-Ergebnis. Endlich haben wir die maximalen Punkte geholt, das ist sehr befriedigend."

Schon das ganze Wochenende lang mischte Renault weit vorne mit. Auch im Qualifying war von einem schwachen Renault-Motor nichts zu merken. Im Rennen fuhren Ricciardo und Hülkenberg dann dem Rest des Mittelfeldes davon, wenngleich Hülkenbergs Attacke gegen Sebastian Vettel in der ersten Runde nur für ein paar Kurven hielt - dann zog der Ferrari mit Überschuss wieder vorbei.

Am Ende des Rennens war Renault dennoch sogar das drittbeste Team. Denn Alex Albon schaffte es trotz einer finalen Aufholjagd nicht mehr nahe genug an Nico Hülkenberg heran, um ihn auch wirklich erfolgreich anzugreifen. Als Folge kamen beide Renault vor beiden Red Bull ins Ziel.

Ricciardo mischte kurz im Spitzen-Duell in Monza mit, Foto: LAT Images
Ricciardo mischte kurz im Spitzen-Duell in Monza mit, Foto: LAT Images

"Kein Podium, kein Champagner, aber für mich ist das noch immer eine große Erfüllung", sagt Ricciardo. "Ich freue mich auf die Jungs, auf ihre Reaktion. Besonders gut ist, dass beide Seiten der Garage feiern können."

Ricciardo lobt Renault: In Monza tolles Paket gebracht

"Besondere Glückwünsche nach Viry, zu den Motoren-Jungs", sagt Ricciardo nach Monza aber vor allem in Richtung der Motoren-Abteilung von Renault. "So ein Ergebnis hier als Team zu holen, mit der Power Unit, ist eine ordentliche Ansage." Denn 2019 war Renault auf den Geraden einmal keine leichte Beute. Im Gegenteil, die Konkurrenz fürchtete sogar den Topspeed von Ricciardo und Hülkenberg.

"Jedes Jahr schien es hier an Optimismus zu mangeln, wenn wir ankamen", erinnert sich Ricciardo an seine vergangenen Erfahrungen mit Renault als Motoren-Lieferant von Red Bull zurück. "Zumindest in den letzten Jahren war es nie eine Stärke. Es so umzudrehen, diese Fortschritte zu machen, dieses Ergebnis ist besonders."

Die abtriebsarme Monza-Version von Renault läuft besser, Foto: LAT Images
Die abtriebsarme Monza-Version von Renault läuft besser, Foto: LAT Images

Es liegt aber nicht nur am Motor. Renault hat es geschafft, mit dem Low-Downforce-Paket des R.S.19 dessen Balance-Probleme aus dem Weg zu räumen. Seit Freitag waren Ricciardo und Hülkenberg durchwegs mit dem Auto glücklich. An vorangegangenen Wochenenden hatte es oft lange gedauert, bis sie ein gutes Setup fanden. Wenn überhaupt.

"Enstone hat auf jeden Fall über die letzten Wochenenden ein Low-Downforce-Auto gebaut, das sofort leichter zu fahren war und besser ausbalanciert", bestätigt Ricciardo nach dem Rennen, und ergänzt das Lob an die Motor-Abteilung um ein Lob an die im britischen Enstone beheimatete Chassis-Abteilung. "Obwohl es insgesamt natürlich weniger Grip hatte, mit den kleineren Flügeln."

Ricciardo hofft auf Monza-Erkenntnisse für nächste Rennen

Damit hat Renault nur ein Problem: Das Low-Downforce-Paket hat für 2019 wieder ausgedient, mit Spa und Monza sind die richtig schnellen Strecken bereits erledigt. Teils auch unglückliche Umstände verhinderten eine gute Punkte-Ausbeute in Spa, und die nächste Strecke in Singapur weist eine ganz andere Charakteristik auf. Bleibt also nur das Monza-Ergebnis am Ende übrig?

"Ich hoffe, wir können mit dem High-Downforce-Paket vor Singapur etwas lernen, aber keine Ahnung", meint Hülkenberg. "Wir scheinen wie gesagt auf diesen schnellen, flüssigen Passagen stärker zu sein. Wir müssen Hausübungen machen, aber hoffentlich ist dieses Ergebnis motivierend für Enstone und für Viry."

In der Team-WM hat das Monza-Ergebnis Renault jedenfalls eine Sprung nach vorne verschafft. Jetzt halten sie Platz fünf, und haben den Rückstand auf McLaren auf unter 20 Punkte verkürzt.