Für Daniel Ricciardo hätte der Monaco-Grand-Prix der Formel 1 2019 zum großen Befreiungsschlag werden sollen. Und können. Im Qualifying musste sich der Vorjahressieger im Kampf um den Titel "Best of the Rest" einzig Kevin Magnussen im Haas geschlagen geben und startete von Platz sechs aus ins Rennen. Trotzdem stand am Sonntag nach dem sechsten WM-Lauf nur ein enttäuschender neunter Platz.

Dabei ging das Rennen eigentlich gut los für den Honey Badger. "Der Start war super", erzählt er denn auch nach dem Grand Prix. "Unser Ziel war es, beim Start auf Platz fünf zu kommen, deshalb lag beim Briefing auch ein großer Fokus darauf, Kevin zu überholen. Das hat mich zwar unter Druck gesetzt, aber es hat funktioniert."

In der ersten Kurve kassierte Ricciardo Magnussen direkt außen herum und konnte sich durch die folgenden Kurven behaupten. "Die Top vier waren dann natürlich weg, aber ich war mit Platz fünf so zufrieden, dass ich unterm Helm gegrinst habe. Und auch vom Team gab es viel Liebe für das Manöver."

Doch was dann folgte, war gar nicht im Sinne des Renault-Piloten. "Eigentlich ging das ganze Rennen von da an den Berg herab, um ehrlich zu sein", gibt sich Ricciardo nach dem Rennen maximal frustriert. Das Problem: In der von Charles Leclercs herumfliegenden Teilen ausgelösten Safety-Car-Phase verloren die Renault-Strategen den Kopf.

Ricciardo: Stop hinter Safety Car war falsch

"Ich habe hinterm Safety Car einen späten Call an die Box bekommen, was sich sofort falsch angefühlt hat, wenn ich ehrlich bin", erklärt Ricciardo. Anders, als die Mittelfeld-Fahrer um sie herum, kamen er und Magnussen in Runde elf zum Reifenwechsel. "Dabei waren meine Reifen noch gut und wir hatten auch die Pace", hadert der Australier mit dieser Entscheidung.

Nicht umsonst fuhren die anderen Teams die entgegengesetzte Strategie und blieben trotz Safety Car auf der Strecke. Der klassische Undercut ist im Fürstentum komplett wirkungslos. Im Gegenteil ist in Monte Carlo die effektivste Variante ein Overcut, also jene Option, bei der man länger als der Gegner draußen bleibt und während dessen Stop eine extrem schnelle Runde fährt, um danach vorne zu bleiben.

Und noch aus einem anderen Grund war Renaults Strategie ein Fehler: In Monaco ist Überholen bekanntlich ein Tabu-Thema. "Track Position ist hier alles", bestätigt Ricciardo. Durch das zusammengezogene Feld unter Safety-Car-Bedingungen verliert man bei einem Stop viele Positionen, wenn die anderen weiterfahren.

Den Vorteil der neuen Reifen kann man dann aufgrund der angesprochenen Überholfeindlichkeit Monacos nicht nutzen, man gewinnt die Plätze also nicht zurück. Und weil sich das Feld nach dem Restart wieder auseinanderzieht, bringen auch die späteren Boxenstops der Gegner nichts. "Es war falsch, so früh so viele Positionen aufzugeben", meint Ricciardo folgerichtig.

Gasly und Red Bull zeigen Renault, wie es geht

Der Plan der Konkurrenz hingegen ging auf: Carlos Sainz etwa blieb hinter dem Safety Car draußen und fuhr weitere 18 Runden auf seinen gebrauchten Reifen weiter. Ähnlich machten es Pierre Gasly, der dadurch statt Ricciardo am Ende auf Platz fünf landete, die beiden Toro Rosso von Daniil Kvyat und Alex Albon sowie Romain Grosjean.

Als diese dann gegen Rennmitte endlich an die Box kamen, war der Rückstand, den Ricciardo mittlerweile hatte, schlicht und einfach zu groß. Das lag auch an einem weiteren geschickten Schachzug McLarens. Das Team setzte zur Unterstützung für Sainz dessen Teamkollegen Lando Norris als Bremsklotz ein, um die potentiellen Rivalen im Kampf um die Mittelfeld-Führung zu behindern.

In dem Norris-Zug steckte dann unter anderem Ricciardo fest. Auch dieses Langsam-Fahren ohne Verluste ist eine Monaco-Spezialität, die an der Spitze Lewis Hamilton eindrucksvoll zur Schau stellte. Ausgerechnet Gasly, der am Ende auf dem von Ricciardo anvisierten fünften Platz landete, führte Renault im Fernduell damit vor, wie ein Overcut funktioniert.

Als dessen Red Bull, der vor den Stops noch hinter Ricciardo und Magnussen gelegen hatte, in Runde 29 an die Box fuhr, kam er fast zehn Sekunden vor dem Renault-Haas-Duo wieder auf die Strecke. Noch gravierender war der Effekt bei Sainz, Kvyat, Albon und Grosjean, die in dieser Reihenfolge jeweils noch später an die Box kamen. Auch hier also keine Rede von Undercuts gegen die direkten Rivalen.

Grosjean-Strafe sichert Ricciardo Platz neun

Eine gute Nachricht gab es zum Rennende dann aber doch noch für Ricciardo. Romain Grosjean, der vor ihm auf Platz neun lag, wurde mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt. Das ließ sich der Mann mit der Startnummer 3 nicht zweimal sagen. "Sie haben mir am Funk gesagt, dass Grosjean eine Strafe hat. Dann habe ich ein paar Runden alles gegeben und das hat mich effektiv vor ihn gebracht."

Im Grunde untermauert das für Ricciardo jedoch nur die Enttäuschung über die verpassten Möglichkeiten. "Das zeigt ja, dass meine Reifen noch gut waren, ich bin in der letzten Runde meine schnellste Rennrunde gefahren. Das hat noch einmal verdeutlicht, welche Pace wir eigentlich hatten. Wir waren definitiv besser als Platz neun und wären ansonsten schlimmstenfalls Sechster geworden."

Mit Platz 13 in der Gesamtwertung ist Ricciardo nun weit vom eigentlichen Ziel, Platz sieben, entfernt. Diesen belegt nun ausgerechnet Carlos Sainz mit zehn Punkten Vorsprung auf Ricciardo. Und auch in der Gesamtwertung ist Renault mit einem achten Rang nicht dort, wo sie sein wollen. 16 Punkte fehlen bereits auf das viertplatzierte McLaren. Deshalb fordert Ricciardo nach Monaco: "Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und besser darin werden."