Lewis Hamilton und Max Verstappen lieferten beim Formel-1-Rennen in Monaco am Sonntag zweifelsohne die große Show. Der heimliche Held das Grand Prix im Fürstentum war aber ein anderer. Gleich hinter den Top-Teams eroberte Carlos Sainz im McLaren mit einem beherzten Rennen den sechsten Platz. Während es für den Traditionsrennstall beim Indy 500 mit Fernando Alonso ein Debakel gab, geht es in der F1 weiter steil bergauf.

"Wir haben dieses Wochenende gute Punkte geholt", freute sich der Spanier über ein weiteres Erfolgserlebnis für sein in den vergangenen Jahren so arg gebeuteltes Team. Nach Lando Norris in Bahrain ging der Titel des Best of the Rest damit zum zweiten Mal in der Saison nach Woking - und das, obwohl McLaren in den Straßen Monacos nicht unbedingt der Favorit auf diesen Titel war.

Haas, Renault und Toro Rosso hatten nach dem Qualifying jeweils ein Auto vor Sainz qualifiziert. Die Toro-Rosso-Piloten Alexander Albon und Daniil Kvyat stellte der Madrilene gleich in der Startrunde kalt. Nachdem Albon in St. Devote außen ein Manöver gegen ihn gestartet hatte, kämpfte er sich beim Run hinauf zum Casino zurück und behauptete die Position.

Doch damit nicht genug. In Massenet knöpfte sich Sainz ganz frech Kvyat vor und ging mit einem mutigen Move außen am Russen vorbei. "Mir gelang es beide Toro Rosso zu überholen, außen in Kurve drei. Das war wahrscheinlich das bisher beste Manöver meiner F1-Karriere, war Sainz regelrecht euphorisch.

McLaren zockt im Monaco-Chaos richtig

Zwischen ihm und den Piloten der Top-Teams lagen dann nur noch Daniel Ricciardo und Kevin Magnussen. Die Kontrahenten eliminierten sich dann durch Fehlentscheidungen ihrer Kommandostände kurz darauf selbst. Sowohl Renault als auch Haas machten es den Top-Teams in der Safety-Car-Phase nach dem Reifenschaden von Charles Leclerc nach.

Ricciardo und Magnussen kamen in der zehnten Runde zum Reifenwechsel, während McLaren entschied Sainz weiterfahren zu lassen. "Wir wussten, dass wir nach dem Safety Car noch etwas Pace übrig haben würden. Deshalb sind wir nicht an die Box gegangen", erklärte Sainz. Er kam erst in der 30. Runde zum Wechsel von Soft auf Medium zum Service.

"Ich habe vor und nach meinem Boxenstopp ein paar gute Runden eingelegt und unser Timing für den Stopp hat genau gepasst, um Sechster zu werden", lobte Sainz die McLaren-Strategen. "Es war danach hart mich gegen den Overcut von Kvyat zu verteidigen. Aber das Timing war klasse, die Strategie auch und die Pace ebenfalls."

Ferrari, Red Bull, Mercedes: F1-Zwischenbilanz nach Monaco 2019 (15:55 Min.)

Sainz verwaltet Platz sechs bis ins Ziel

Sainz verwaltete danach seine Position und beide Toro Rosso folgten ihm wie ein Schatten. Bei der Zieldurchfahrt lagen Kvyat und Albon nur zwei Sekunden hinter ihm. Obwohl Red Bull Pierre Gasly noch einmal für einen Extrastopp zur Attacke auf die schnellste Rennrunde reinholte, war ein Angriff auf den Franzosen für Sainz und seinen Kommandostand nie ein Thema.

"Überholen ist hier so gut wie unmöglich. Außerdem hatte ich ziemlich früh auf den Medium-Reifen gewechselt, der hier ziemlich übles Graining hatte. Ich wusste nicht, wie lange der Reifen halten würde. Deshalb wollte ich es nur nach Hause bringen", so der 24-Jährige.

Norris nach Monaco-Einstand genervt: Ein paar Fehler gemacht

Kein so glorreiches Wochenende erlebte Lando Norris bei seinem Monaco-Einstand in der Königsklasse. Der Rookie verpasste die Punkte als Elfter nur knapp und war insgesamt nicht zufrieden. "Es hätte heute viel besser laufen können", so der 19-Jährige. "Ich bin etwas genervt, weil ich an diesem Wochenende ein paar Fehler gemacht habe."

Außerhalb der Punkteränge entschied sich McLaren, den Youngster in den Dienst von Sainz' Strategie zu stellen. "Wir entschieden, als Team mehr Punkte für Carlos zu holen und das war dann mein Rennen", erklärt Norris, der seinem Team diesen Schachzug aber nicht übel nahm.

"Es war nicht so, dass sie mich einfach nur geopfert hätten. Ich hätte immer noch ein gutes Rennen haben und in die Punkte kommen können, wenn da vorne etwas passiert wäre." Den Teamkollegen hätte er in Monaco wohl ohnehin nicht erwischt, denn die Fehler kosteten Norris laut eigener Aussage höchstens einen oder zwei Punkte. "Am Ende hatte ich nicht wirklich die Pace, um mehr zu erreichen", sagt er zu Motorsport-Magazin.com "Aber Carlos hat wirklich einen guten Job gemacht, vor ihnen [den Toro Rosso] zu landen."

Kurios: Norris hat nach Monaco Loch im Overall

Dass Norris trotz allem hart gearbeitet hatte, zeigte ein Loch in seinem linken Hosenbein. "Das war mein Lenkrad. Wenn ich lenke, nehme ich manchmal den Fuß etwas zu sehr vom Bremspedal um sicherzustellen, dass ich nicht bremse. Und wenn ich lenke kommt die Schaltwippe gegen meinen Anzug. Das ist in der Loews-Hairpin passiert. Wenn du dort 77 Runden mit vollem Lenkeinschlag durchfährst, nutzt es sich ein bisschen ab", erklärt er.

McLaren festigt Platz vier in der Gesamtwertung

"Es fühlt sich besonders gut an, weil wir zu Beginn des Wochenendes ein paar Probleme hatten", sagt Sainz. "Aber wir haben uns zurückgekämpft und im Qualifying eine gute Runde hinbekommen, als es darauf ankam." Die acht Punkte von Sainz verschaffen McLaren erstmals ein kleines Polster auf die Verfolger. In der Gesamtwertung liegt das Team mit 30 Punkten an vierter Stelle. Racing Point fehlen 13 Zähler.

Teamchef Andreas Seidl freute sich ebenfalls über das starke Resultat an seinem zweiten Wochenende im Amt. "Danke an das gesamte Team für ein sauberes und gut ausgeführtes Wochenende. Dieses Ergebnis stärkt unseren vierten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft, was für uns alle hier an der Strecke und in der Fabrik eine gute Belohnung ist", so der Deutsche.