Romain Grosjean war nach dem Qualifying der Formel 1 in Monaco so richtig angefressen. Nämlich auf Red Bull: Denen gibt er die Schuld für sein Ausfallen in Q2 und seinem mäßigen 13. Startplatz, von dem aus in Monaco nicht viel zu holen sein wird.

Grosjean war auf seiner letzten schnellen Runde im Qualifying beinahe ins Heck eines langsamen Pierre Gasly gefahren und hatte sich danach wüst am Funk darüber beschwert. Die Stewards sahen es ähnlich wie Grosjean und belegten Gasly später mit drei Strafplätzen und einem Strafpunkt. Im Red-Bull-Lager klingt es aber ganz anders: Für deren Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko gab es keinen Grund zur Strafe.

Grosjean flucht auf Red Bull: Massiv verbockt

Romain Grosjean lässt nach dem Qualifying jedenfalls keine Zweifel daran, wem er die Schuld gibt. "Ich glaube, Red Bull hat das massiv verbockt. Pierre konnte da nichts tun", so Grosjean. "Problem ist nur, ich hätte ihn fast auf den Mond geschossen, und es hatte große Konsequenzen für mich. Ich hätte es in Q3 schaffen können, jetzt bin ich auf Platz 13."

Der Zwischenfall ereignete sich kurz vor dem Ablaufen der Uhr in Q2. Grosjean, zu dem Zeitpunkt auf Platz 13, hatte auf seiner vorherigen schnellen Runde Probleme mit dem Getriebe vermeldet. Die waren auf seiner letzten Runde behoben. "Auf dieser Runde war ich zwei Zehntel schneller, und eine 1:11.5 wäre gut gewesen, um in Q3 aufzusteigen", erklärt Grosjean.

Stattdessen erwischte er nach dem Casino einen langsam rollenden Pierre Gasly, der seine schnelle Runde schon hinter sich hatte und jetzt auf der Ideallinie den Berg hinunterrollte. Grosjean fuhr bis auf Millimeter an den Red-Bull-Diffusor heran, fast kam es zur Kollision. Grosjeans Runde war hinüber, sein 13. Platz besiegelt. Als ihm die Box sagte, dass sie keine Zeit mehr für eine letzte schnelle Runde hatten, ließ Grosjean seinem Ärger mit mehreren "fuck"-Rufen am Funk Luft.

Marko sieht keine Strafe: Was soll Gasly machen?

Die Sache wurde von den Stewards nach dem Qualifying untersucht und bestraft. Drei Plätze muss Gasly nach hinten, einen Punkt bekommt er auf sein Strafpunkte-Konto. Laut der offiziellen Entscheidung er Stewards hatte Red Bull es verabsäumt, Gasly zu warnen. Wäre das geschehen, so hätte Gasly sich dünn machen können und Grosjean vorbeilassen. So fuhr er auf der Rennlinie, und Grosjean musste hart abbremsen, um einen Crash zu vermeiden.

Als Motorsport-Magazin.com in Monaco aber Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko auf den Zwischenfall anspricht, ist der ganz anderer Meinung. "Ja wo soll er denn hin, auf der engen Strecke", kommt es frustriert zurück.

So ist das in Monaco eben, meint Marko. "Auf einem anderen Kurs, okay, aber hier kann ich das nicht nachvollziehen", erklärt er. "Nein, ich sehe da keine Strafe. Nochmal, soll er schneller fahren. Wie viel schneller? Und in dem Bereich ist alles Kurve." Vorher hatte Marko schon im Fernseh-Interview mit dem ORF nachgelegt: "Gerade Grosjean hat wenig Grund, sich aufzuregen."

Haas-Boss Steiner vergleicht mit Bahrain: Irgendwas stimmt da nicht

Romain Grosjean fand sich 2019 aber auch schon am anderen Ende wieder. In Bahrain bekam er die gleiche Strafe (drei Plätze zurück, einen Strafpunkt), als er dort Lando Norris im Qualifying im Weg stand. Doch wer zurückdenkt, wird sich erinnern: Das war eine deutlich abgeschwächte Situation, verglichen mit dem Zwischenfall Gasly und Grosjean. In Bahrain hatte es keinen Einfluss auf das Qualifying-Ergebnis.

Romain Grosjean in Monaco, Foto: LAT Images
Romain Grosjean in Monaco, Foto: LAT Images

Aber das Strafausmaß ist ident. Entgegen der Hoffnungen von Haas-Teamchef Günther Steiner. Noch vor der Urteilsverkündung hatte er sich irritiert ob der Idee einer vergleichbaren Strafe gezeigt: "Hier wurde Romain rausgedrückt, muss jetzt von Platz 13 losfahren, weil er auf dem Weg weiterzukommen war. Sein Versuch war komplett hinüber, und das war in der Mitte der Strecke, mit sonst niemanden um sich herum."

"Wenn die Strafe die gleiche ist, dann stimmt eine der beiden nicht. Wenn das nicht der Fall ist, muss mir das wer erklären, weil ich verstehe das nicht", wundert sich Steiner. Später bewahrheitete sich seine Mutmaßung: Die Monaco-Strafe für Gasly deckte sich mit der Bahrain-Strafe für Grosjean.

Trostpreis für Haas: Kevin Magnussen Best of the Rest

Doch für Romain Grosjean ist das alles ohnehin nur irrelevant. Die verlorenen Plätze bekommt er so nicht mehr zurück. Auf die freie Reifenwahl durch einen Startplatz außerhalb der Top 10 könnte er gerne verzichten: "Die einzige Hoffnung ist Regen. In Monaco, auf Platz 13, da sind mir frische Reifen scheißegal."

Zumindest auf der anderen Seite der Haas-Garage ist die Stimmung gut. Mit einer hervorragenden Runde sicherte sich Kevin Magnussen Platz sechs, durch die Gasly-Strafe rückt er vor bis auf Platz fünf. Das freut auch den Teamchef. "Er hat einen fantastischen Job gemacht", freut sich Steiner. "Das Team hat so gut zusammengearbeitet, hat ein Problem mit dem Frontflügel behoben, und bewegt sich jetzt auf einem sehr guten Level. Hervorragend."