Nach der Saison ist vor der Saison. Zwar beginnt in der Formel 1 die Entwicklungsarbeit der Teams für die folgende Saison schon lange vor dem Ende der vorherigen, jeder Tag zählt. Doch wirklich zu hundert Prozent auf die Zukunft wechselt der Fokus erst nach dem Fallen der Zielflagge beim letzten Rennen.

Gerade für die F1-Saison 2019 ist die Entwicklung ein spannendes Thema. Das neue Reglement der Königsklasse liefert durchaus große Änderungen hinsichtlich der Vorgaben für das Bodywork. Dabei dreht sich alles um aerodynamische Vereinfachungen, insbesondere am Frontflügel. Diese sollen für weniger Luftverwirbelungen sorgen, also weniger Dirty Air generieren, und so engeres Racing liefern.

Als Begleiterscheinung sind Performanceverluste zu erwarten. Durch die Vereinfachungen werden die Formel-1-Boliden 2019 zumindest zu Saisonbeginn langsamer sein als im Vorjahr, man geht einen Teil des Weges von 2017 zurück. Doch wie eklatant fällt die Rolle rückwärts wirklich aus? Zuletzt prophezeiten schon mehrere Teamchefs, durch akribische Entwicklung könne man durchaus schnell den gegenwärtigen Status zurückerlangen.

"Die Regeln haben sich geändert, sodass der Abtrieb geringer werden sollte. Aber die Gerüchte, die im Paddock gehen, sagen, dass man in der Lage ist, viel davon zu kompensieren", meint jetzt auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Während wir hier sprechen (bei einem Sponsorentermin nach dem Saisonfinale, Anm. d. Red.), läuft ein enormes Entwicklungsrennen, um Downforce zu finden und Luftwiderstand zu reduzieren."

Mercedes erhöht eigene Vorgaben für 2019

Doch nicht nur an dieser Front wird gearbeitet. Nach wie vor gehört auch die Power Unit zu den wichtigsten Elementen für das Gesamtpaket. Mercedes geriet an dieser Front in der Formel-1-Saison 2018 erstmals in der Hybrid-Ära überhaupt unter Druck. Ferrari hatte über den Winter gewaltig aufgeholt, übernahm im Saisonverlauf vorübergehend sogar die PS-Herrschaft in der Formel 1.

Dementsprechend gewarnt ist Mercedes auch für 2019 - einer Saison, in der die Weltmeistertruppe den Ferrari-Rekord von sechs Konstrukteurstiteln in Serie einstellen will. Zumal das zu Saisonende 2018 so starke Red Bull Racing ab der kommenden Saison mit Honda-Power statt Renault fährt. Und die Japaner hatten sich 2018 mit Toro Rosso deutlicher denn je in Richtung Augenhöhe mit der Konkurrenz bewegt.

Toto Wolff: Kleiner Rückschlag bei ehrgeizigem Motoren-Ziel

"Natürlich ist der Motor ein sehr wichtiger Teil, mehr Pferdestärken finden. Deshalb haben wir uns selbst sehr ehrgeizige Ziele gesetzt", so Wolff über Mercedes' Reaktion. "Wir haben unsere Vorgaben vor sechs Wochen sogar höher geschraubt, weil wir ein paar Gerüchte gehört haben, wonach andere gut dabei sind. Deshalb haben wir das Endziel, wo wir in absoluter Rundenzeit sein müssen, für das erste Rennen erhöht."

Doch ein erstes Zwischenfazit fällt nicht ganz so aus, wie sich die Silberpfeile erhofft hatten. "Wir hatten ein paar gute Wochen im Windkanal, aber wir hatten einen kleinen Rückschlag auf Motorenseite, auf der wir dachten, dass ein neues Konzept etwas mehr liefern würde", berichtet Wolff. "Wir sind noch im Hang", so der Österreicher.

Ein Drama ist das jedoch nicht. Zeit genug gibt es ohnehin noch bis zu den ersten Testfahrten, noch dazu vertraut Wolff auf seine Truppe in Brixworth. "Diese Jungs sind sehr ehrgeizig - wie wir alle -, deshalb bin ich optimistisch", sagt der Teamchef. "Aber du weißt nie. Wir werden es erst wissen, wenn in Melbourne das erste Qualfying beginnt und alle ihre Karten aufdecken."