Fernando Alonsos Formel-1-Karriere ist vorbei. Am Montag nach Abu Dhabi steht für das Racing Monster allerdings schon die nächste Action auf dem Programm. In Bahrain tauscht er mit NASCAR-Legende Jimmie Johnson die Autos. Für den US-Amerikaner geht ein Kindheitstraum in Erfüllung, auf den er sich penibel vorbereitet hat. Alonso hingegen vertraut auf seinen Instinkt.

"Ich denke, Jimmie hat sich mehr vorbereitet. Er ist in der Fabrik im Simulator gefahren, auch wenn er euch nicht die Wahrheit sagen wird", scherzt Alonso, als Motorsport-Magazin.com von ihm wissen will, wie er und Johnson sich auf das Event vorbereitet haben. "Er hat viele Stunden mit der Vorbereitung verbracht. Wir haben hier einen ehrgeizigen Mann. Ich habe gar nichts gemacht."

Zweifelsohne ist der Umstieg von Johnson auf das komplexe Formel-1-Auto die größere Challenge. Alonso, der 311 Rennen mit den schnellsten Autos der Welt bestritt und in den vergangenen Jahren sein Talent als Allrounder in IndyCar und Sportwagen unter Beweis stellte, wird sich erst am Stichtag mit dem NASCAR auseinandersetzen.

Johnson auf Tuchfühlung mit der Formel 1: Im Simulator ein paar Mal gedreht

"Ich spreche in Bahrain mit den Mechanikern und dem Team. Aber nicht mit Jimmie, denn er wird mir sowieso nicht die Wahrheit erzählen", scherzt Alonso. "Aber ja, es gibt da ein paar Dinge, die ich schnell lernen muss." Was Streckenkenntnis angeht, hat Alonso definitiv einen Vorteil. Der Spanier nahm seit der Eröffnung des Bahrain International Circuit 2004 an jedem Grand Prix teil.

"Es begann eigentlich nur als Spaßangelegenheit", sagt Johnson zu Motorsport-Magazin.com. Dass der 43-Jährige nicht aus dem Stand mal eben so das komplexeste Rennauto der Welt pilotieren kann, wurde ihm und dem Team jedoch schnell klar. "McLaren war so nett, mir den Simulator anzubieten. Die Möglichkeit habe ich natürlich wahrgenommen, um die Strecke und das Auto zu verstehen", fügt Johnson an. "Ich habe mich im Simulator auch ein paar Mal gedreht."

Johnson: Fernando wird NASCAR genießen

Für den siebenmaligen NASCAR-Champion war der McLaren MCL33 schon in seiner virtuellen Form ein Kulturschock. "Ich war es nicht gewohnt, wie steif das Chassis ist und wie direkt es im Vergleich zum NASCAR die Leistung auf den Boden bringt. Wir lassen unsere Autos gerne rutschen", erklärt der 1,80 Meter große und 79 Kilogramm schwere Johnson.

"Ich denke, Fernando wird das genießen. Ich bin mit ihm auf einer Hotlap gewesen und es scheint so, als ob es ihm nichts ausmacht, ein Auto zu sliden. Ich denke, er wird mit unserem Auto viel Spaß haben." Alonso erwartet trotz seiner Vielseitigkeit einen kleinen Kulturschock.

"Es wird sicher sehr anders als alle Autos sein, die ich bisher gefahren bin. Aber zumindest ist es eine Rennstrecke, die ich kenne, und kein Oval oder so, das könnte schwieriger sein", sagt der 37-Jährige. "Aber ich freue mich darauf. Neue Dinge wecken immer deinen Instinkt und deine fahrerischen Fähigkeiten auf."

Kein reiner Showrun: McLaren will Johnson Zeit mit dem F1-Auto geben

Johnson soll anders als bei derartigen Events in der Vergangenheit ausreichend Zeit bekommen, um sich mit dem F1-Auto vertraut zu machen. "Wir wollen Jimmie ordentlich Fahrzeit geben. Für andere Fahrer gab es früher bei solchen Aktionen immer nur hier und da ein paar Runden, aber wir wollen Jimmie eine gute Chance mit dem Auto geben", sagt McLaren CEO Zak Brown.

Bei diesen Voraussetzungen drängt sich schon die Frage auf, wer am Ende besser mit dem Auto des Gegenübers zurechtkommt. "Ich denke, Jimmie wird wahrscheinlich näher dran sein. Aber ich will keinen Druck machen", flachst Alonso. "Aber die Zeiten der F1 in Bahrain kennen wir. Jimmie wird mit dem NASCAR am Anfang des Tages eine Referenz setzen müssen. Wenn nicht, wäre ich mit meinen Rundenzeiten etwas ratlos."

Johnson erfüllt sich Kindheitstraum: Wollte immer Formelautos fahren

Johnson ist der Respekt vor der ihm bevorstehenden Aufgabe deutlich anzumerken: "Ich denke es ist ein Sieg, wenn wir beide die Autos ganz lassen." Für ihn wird mit dem Event etwas wahr, wovon er lange geträumt hat. "Als Kind war ich ein Fan des Formelsports, der IndyCar", gibt er zu. Zunächst hatte er auch eine Karriere in der US-amerikanischen Top-Formelserie im Auge.

Das Schicksal verschlug mich dann in die NASCAR. "Als ich 15 war, fuhr ich für Chevrolet Offorad-Trucks. Ihr Hauptbetätigungsfeld war damals die IndyCar. Ich befand mich also auf diesem Weg, aber dann zogen sie bei ihrem Formelsport-Programm den Stecker und sagten: Wenn du eine Zukunft im Motorsport haben willst, musst du nach North Carolina ziehen und über die NASCAR nachdenken."

"Zwei Wochen später kaufte ich 1997 ein One-Way-Ticket und seitdem habe ich in Charlotte gelebt. Als ich ein Kind war träumte ich aber vom Formelsport. Das wird also meine erste richtige Erfahrung mit einem richtigen Formelauto auf Asphalt."

Formel 1 vs. NASCAR: Idee kam von Alonso

Zu verdanken hat er diese Möglichkeit übrigens Alonso, der zuerst mit der Idee des Autotauschs auf den Plan trat. "Fernando fragte mich, ob ich interessiert sei und ich sagte: natürlich!", erzählt Johnson. "Im Januar haben wir mit unseren Teams gesprochen und um Erlaubnis gefragt, und jeder war sofort dabei."

"Wir denken, dass es eine tolle Idee ist", sagt Brown. "Wir sind große Fans von jedem Motorsport. Jimmie ist eine Legende, ein siebenfacher Champion. Wann immer du zwei Motorsportarten zusammenbringen kannst, kollidieren zwei Welten und es entsteht etwas Aufregendes. Das ist gut für den Sport."

Indy 500 hat für Fernando Alonso 2019 Priorität

Eine Karriere im Formelsport ist für Johnson sowohl aufgrund des Alters als auch auf der stattlichen Statur ausgeschlossen. Alonso hingegen hat Daytona bereits mehrfach als eines der Rennen genannt, für die er sich interessiert. "Im Moment ist es nur Spaß", sagt er. "Aber ich kann nicht sagen, dass ich es nicht vielleicht so sehr genieße, dass ich es in Zukunft mal in einem fordernderen Umfeld versuchen will."

"Für die Zukunft habe ich noch keinen klaren Plan. Meine erste und einzige Priorität ist, das Indy 500 zu gewinnen. Der Titel in der WEC ist auch Teil meines Plans, die 24 Stunden von Le Mans auch. Aber alle anderen Events die ich nächstes Jahr mache, werden im Vergleich dazu von niedrigerer Priorität sein", schließt er das Daytona 500 für 2019 damit mehr oder weniger aus.