Unfassbare 263,587 km/h. Kimi Räikkönen hat mit der 18. Pole Position seiner Formel-1-Karriere Geschichte geschrieben. Auf seiner schnellsten Runde im Qualifying zum Italien GP in Monza 2018 hämmerte der Ferrari Pilot diese wahnwitzige Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Asphalt.
Das bedeutete neuen Streckenrekord: 1:19.119 Minuten lösten Juan Pablo Montoyas 14 Jahre alten Bestwert von 1:19.525 Minuten aus dem ersten Qualifying 2004 an selber Stelle ab, sodass Räikkönen dem Kolumbianer (262,242 km/h) somit auch als neuen Inhaber der schnellsten Formel-1-Runde der Geschichte ablöst.
Kimi Räikkönen: Toll für Tifosi, aber nur halbe Miete
"Es ist toll für morgen, aber nur die halbe Miete. Es gibt keinen tolleren Ort, als die Pole zu holen hier bei unserem Heimrennen vor den Tifosi. Wenn alles optimal läuft, sind wir morgen in der gleichen Position. Die Leute unterstützen uns wahnsinnig und ich hoffe, sie haben morgen Ähnliches zu feiern", sagt Räikkönen selbst über sein erstes Fabel-Qualifying seit Monaco 2017.
Erstmals hat es der Finne damit in der laufenden Formel-1-Saison 2018 im Qualifying zusammen gebracht. Vor allem gleich zu Saisonstart hatte der Iceman bereits mehrfach auf Pole-Kurs gelegen, aber immer irgendwo eine kleine Ecke eingestreut.
Räikkönen: Windschatten-Spielchen ja, Vorteil nein
"Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann ist es sicher der beste Ort, an dem du die Pole holen kannst. Es war dieses Jahr ja schon ein paar Mal sehr eng und hat dann am Ende nicht gereicht", erinnert Räikkönen selbst.
Erleichtert, es nun doch allen gezeigt zu haben, sei er deshalb aber nicht. Kimi, cool wie eh und je: "Nicht wirklich. Es ist nicht meine erste. Wenn es meine erste wäre, wäre es vielleicht anders. Aber du fährst einfach immer weiter und manchmal klappt es eben, manchmal nicht. Das ganze Wochenende lief es schon ziemlich gut. Trotzdem war es eng."
Warum? "Es ist ziemlich knifflig mit der zweiten Schikane hier, aber im letzten Run hat es richtig gut gepasst. Es war genug für die Pole", erklärt Räikkönen. Doch halb am Ende vor allem der Windschatten seines Teamkollegen? "Natürlich geht es viel um Spielchen, hier Erster zu werden und Windschatten zu bekommen und dies und das", gesteht Kimi. "Aber ich denke, dass es am Ende einfach ein ganzer Zug von Autos war." Räikkönen sieht also keinen Nachteil bei Vettel. "Es war einfach genug. Das Auto lief gut. Hoffentlich sind wir morgen in derselben Situation", so Räikkönen. "Alle hatten Windschatten. Sebastian bekam ihn von mir, ich bekam ihn von Valtteri", bestätigt Hamilton.
Ein Sieg würde Räikkönen in Monza sogar noch fehlen. Eine Pole nicht. Die hatte er bereits 2006 im Königlichen Park erzielt, damals fuhr er allerdings noch McLaren, fuhr gegen deren Hero Michael Schumacher, dessen Sohn Mick ihm heute den Pirelli-Pokal für die Pole überreichte. Ein besseres Gefühl jetzt mit Ferrari in Monza ganz vorne zu stehen?
Zwei gute Omen für Räikkönen-Erfolg bei Ferrari-Doppelsieg
"Ich hatte das schon 17 Mal vorher. Aber vielleicht ist es ein besonderer Ort, die Pole zu holen, klar. Der Heim-GP, die Fans ... Aber es ist nicht wirklich anders deshalb als bei jedem anderen Rennen", sagt Räikkönen auf seine typisch erfrischende Art, für die ihn die Tifosi nicht trotzdem, sondern gerade deshalb lieben.
Umso mehr will er am Sonntag etwas zurückgeben. "Wir wissen, dass wir hier viele Fans haben. Aber es ist nur der halbe Job gemacht. Hoffentlich können wir auch mit dem Endergebnis dafür sorgen, dass sie happy bleiben", sagt Räikkönen. Perfekt dafür wäre natürlich gleich ein roter Doppelsieg. Das wäre der erste in Italien seit 2004. Und da gewann nicht Michael Schumacher, sondern Rubens Barrichello.
Beim Ferrari-Doppelsieg vor diesem - 2002 - siegte auch der Brasilianer vor der F1-Legende. Ein gutes Vorzeichen für Räikkönen, aktuell von den meisten Beobachter abseits seiner Fans auch eher als Nummer zwei gesehen? Noch ein gutes Indiz? Seit der Jahrtausendwende kam selbst im Überhol-Mekka Monza der Sieger 14 Mal von Pole.
Dafür - egal in welcher Reihenfolge - müssen Räikkönen und Vettel aber erst einmal sauber den Start überstehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass auch zwischen diesem Duo die Späne fliegen. Doch wolle zumindest er sich in Monza beherrschen, versichert Räikkönen. "Es ist nicht anders als bei jedem anderen Rennen. Wir wissen, dass wir als Team gegeneinander fahren dürfen, aber vorsichtig sein müssen und kein dummes Risiko gehen dürfen."
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