Heftige Vorwürfe nach dem Qualifying zum Frankreich GP der Formel 1 in Le Castellet 2018: Haas-Pilot Kevin Magnussen geht Ferrari-Star Kimi Räikkönen für eine im TV-Bild von kaum jemandem bemerkte Situation im Q3 verbal massiv an, beschimpft den Routinier als "verzweifelt" und "verwirrt", weil er ihn behindert habe.

Schon am Funk hatte sich der Däne beschwert: "Was macht er da verdammt nochmal?!" Was Magnussen meinte: Räikkönen hatte den Dänen auf seiner letzten schnellen Runde in Kurve eins hinein überholt, sodass Magnussen keine vernünftige Zeit mehr zustande brachte, sich mit Platz neun noch hinter dem Sauber von Charles Leclerc abfinden musste.

Magnussen über Räikkönen: Er hat alle Runde versaut!

"Ich war richtig wütend. Denn was hat er da gemacht? Er hat all seine Runden versaut, er hatte Benzin für ich weiß nicht wie viele Runden dabei während alle anderen Benzin für eine Runde mitnehmen", so Magnussen. Soweit, so richtig. Tatsächlich versuchte Räikkönen, nach der roten Flagge durch den Grosjean-Unfall gleich mehrere Versuche am Stück, nur unterbrochen durch die üblichen Laps zum Laden der Batterie.

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"Ich dachte anfangs er würde in die Box fahren, weil er seine Runde verhaut hatte. Aber dann versucht er es nochmal in der Runde danach, überholt mich und nimmt wieder Gas raus, nur um dann in die Box zu gehen, wie ich annahm. Doch dann versuchte er es wieder ", schildert Magnussen das aus seiner Sicht völlig konfuse Qualifying des Ferrari-Piloten. "Er hat es drei Mal am Stück versucht und das macht keinen Sinn. Es war nicht vorhersehbar, was er tut", klagt Magnussen.

K-Mag: Wenn du so verwirrt bist, steh' zumindest anderen nicht im Weg

Besonders störte ihn aber das genannte Überholmanöver, nachdem Räikkönen seine Runde dann nicht einmal beendete. "Ich weiß es auch nicht. Wenn du so verwirrt bist, dann versuch besser einfach, nicht anderen in den Weg zu fahren", so Magnussen fast schon ratlos. Die Stewards leiteten daraufhin sogar eine Untersuchung gegen Räikkönen ein. Hatte er Magnussen unnötigerweise behindert?

Magnussen selbst forderte explizit keine Strafe, meinte nur es handele sich um unberechenbares Fahren. "Das war frustrierend, ich denke nicht, dass es nötig war. Er hatte einfach keinen Plan, was zu tun war und war verzweifelt, eine Runde zu schaffen. Er hatte keine, er hat alle versaut, er war verzweifelt."

Stewards sprechen Räikkönen frei: Keine Behinderung, nicht unnötig langsam

Doch die Stewards kamen nach Video-Studium und Anhörung der beiden Piloten zu dem Schluss, dass Räikkönen kein Vorwurf gemacht werden kann. Es bestehe zwar kein Zweifel daran, dass schnelle Runde Magnussen durch die Nähe zu Räikkönen vereitelt worden sei, indem der Ferrari den Haas überholte. Doch sei es eben für beide Fahrer die letzte Gelegenheit gewesen, auch Räikkönen, der sich eben nicht nur auf In- und Outlap befand.

Auch Magnussens oben geschildertes Rätselraten über das Verhalten Räikkönens in der Runde zuvor, als der Finne verlangsamt hatte, können die Stewards nicht nachvollziehen. Räikkönen habe genau dasselbe schon in diversen Q3-Runden zuvor gemacht. Magnussen musste also damit rechnen. Räikkönen habe Magnussen als weder unnötig behindert noch sei er unnötig langsam gefahren.

Räikkönen über nächste Qual-Schlappe: Habe nichts verlernt

Kimi Räikkönen selbst sparte sich in seiner Runde mit unserer schreibenden Zunft jeden Kommentar der Situation, ging nur auf sein insgesamt erneut wenig prickelndes Qualifying ein. Einzig im TV-Panel sagte Räikkönen ganz kühl über Magnussens Ärger: "Soll er sich doch beschweren wenn er will. Wir waren beiden auf Outlaps. Wenn er mich in der letzten Kurve meint überholen zu müssen, passiert sowas eben."

"Eigentlich war es ein ziemlich sauberes Q3. Bis Kurve 11 war die erste Runde ziemlich gut, dann kam ich etwas zu sehr zur Seite raus. Der letzte Versuch war dann einfach verwachst", kommentiert Räikkönen dann später nur allgemein die ganz am Ende abgebrochene Runde, die Magnussen so aufregte.

Die erneute Q3-Problematik ist dem Finnen dabei durchaus bewusst. "Anfang des Jahres lief noch alles glatt. Jetzt hatte ich in den letzten Qualifyings etwas zu kämpfen. Da muss ich dran arbeiten", gesteht Räikkönen. "Aber du fährst ja nicht erst gut und verlernst es dann innerhalb von zwei Sessions", negiert Räikkönen Nachfragen, ob er schlicht nicht mehr in der Lage sei, im entscheidenden Moment zu liefern.

Für das Rennen sieht Räikkönen von Startplatz sechs und trotz der von vielen schon herbeigeredeten ähnlichen Situation wie in Barcelona – dort dominierte Mercedes und sehr ähnlichen Reifen- und Streckenvoraussetzungen wie in Frankreich Ferrari – nicht schwarz. "Die Performance war ganz okay. Das Ergebnis im QualIfying war für mich jetzt natürlich nicht so gut. Aber es fühlte sich besser an als in Barcelona. Morgen müssen wir schauen, was wir machen können", so Räikkönen zu Motorsport-Magazin.com.