Die Positionen vier und fünf in der Startaufstellung für den Frankreich GP der Formel 1 in Le Castellet für Max Verstappen und Daniel Ricciardo allein sehen besser aus als das Ergebnis für Red Bull wirklich ist. Denn der Rückstand im Qualifying war enorm. Sieben Zehntel fehlten Verstappen auf die Pole von Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, sogar neun waren es bei Ricciardo.

Allein wegen des ominösen Motorupdates "2.1" der Silberpfeile und dem Vollgas-Charakter des Circuit Paul Ricard? Wohl kaum. Immerhin gibt es nicht nur Kurven, die mit vollem Gaspedal gefahren werden, in denen also Leistung zählt, sondern auch mittelschnelle Komplexe, die ein starkes Chassis, eine erstklassige Aero erfordern. Und die hat Red Bull. Eigentlich. Denn in Le Castellet stellte sich Red Bull einmal selbst ein Bein, der Regen dann gleich das nächste.

Regen zerstört Ricciardo Setup-Wechsel

Worum es geht: Das Wochenende startete Red Bull mit einem Setup-Split am Freitag. Verstappen ging auf wenig Downforce, Ricciardo bleibt bei mehr. Das Paket des Niederländers erwies sich als besser. Also sollte Ricciardo es auch bekommen. Doch: Der Regen im dritten Freien Training verhinderte einen Test im schon umgebauten Red Bull Ricciardos. Die Folge: Auch im Qualifying setzte Ricciardo das mutmaßlich bessere Setup nicht ein.

"Die Frage war, ob wir im Qualifying etwas fahren sollen, dass ich nie gefahren war. Sollten wir das tun? Etwas nehmen, das ich gar nicht kannte? Nein. Wir hatten also reichlich Frontflügel", erklärt Ricciardo."Aber selbst damit hatten wir noch Untersteuern und haben dann letztlich sogar jedes bisschen Frontflügel genutzt", schildert der Australier extrem rätselhafte Probleme am RB14. "Wir haben es einfach nicht balanciert bekommen. Das war frustrierend. Mir waren die Hände gebunden. Mehr war einfach nicht drin. Wir hatten Untersteuern, und konnten nichts dagegen machen."

Verstappen mit Low-Downforce im Quali-Trimm k.o.

Zwei Zehntel mehr drin waren dagegen drin bei Verstappen mit der Low-Downforce-Abstimmung. Doch auch die erwies sich plötzlich als Flop. Zwar gewann Verstappen so auf den Geraden gegenüber Ricciardo, doch hatte in den Kurven nur noch mehr mit Untersteuern zu kämpfen.

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"Es war schwierig mit den Vorderreifen. Ich habe keinen Grip gehabt und dann kannst du auf so einer Strecke mit derart langen Kurven nicht richtig pushen und bekommst am Kurveneingang einfach die Front nicht herum. Das war heute das limitierende Element bei uns", berichtet Verstappen Motorsport-Magazin.com von dem massiven Untersteuern.

Der riesige Rückstand auf Mercedes sei deshalb auch kein Grund zur generellen Sorge. "Wenn wir keinen guten Tag haben mit der Balance dann ist das normal. Denn wir müssen das Setup perfekt machen, wenn wir nah dran sein wollen, weil wir schon mit der Power dieses Defizit haben", erklärt der Red-Bull-Pilot. Im Rennen hofft der Youngster jedoch auf Besserung: "Weil du da die Reifen sowieso nicht so pushst."

Red Bull im Reifenvorteil? Ricciardo: Wetter alles entscheidend

Apropos Reifen: Am Start hat Red Bull wie Mercedes andere Reifen als Ferrari, die mit Supersoft statt Ultrasoft losfahren. Am Start ein Nachteil für Red Bull, aber strategisch ein Vorteil? "Für uns ist es so das Beste", meint Verstappen nur. "Mercedes denkt auch so, Ferrari nicht." Daniel Ricciardo liefert einen aufschlussreicheren Einblick, erklärt genau, wann es Vor-, wann Nachteil werden kann. Kurz gesagt: Je nach Wetter.

"Auf dem Papier sollten wir auf den Geraden sehr langsam sein verglichen mit den anderen da vorne. Aber wenn es regnet könnten wir die Glückspilze sein", so Ricciardo zunächst im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com über sein High-Downforce-Setup. Dann zum Faktor Reifen: "Wenn es kalt ist wie heute, dann ist es für mich das Schlechteste. Denn dann halten die Hinterreifen besser und das macht Ferrari mit den Ultrasofts den Einstopper leichter. Entweder also heiß wie gestern oder Regen, bitte! Auf keinen Fall wie heute Nachmittag!"

Gegen Mercedes sieht Red Bull aber so oder so keinen Stich. "Ich denke, dass Mercedes bei diesem Tempo schon weg ist. So lange sie es sich morgen nicht selbst verbocken, sind sie in ziemlich guter Verfassung. Wir sind im Rennen mit Ferrari", meint Teamchef Christian Horner. "Kimi sollte ich hinter mir halten können, gegen Vettel kommt es dann darauf an, ob er mit dem Ultrasoft zu kämpfen hat", blickt Ricciardo auf dieses Duell.