Die Startplätze 16 und 17 für Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne für das achte Saisonrennen der Formel 1 in Frankreich bedeuten für McLaren einen neuen Tiefpunkt im Jahr 2018. Erstmals schieden beide Autos schon im Q1 aus. Faktisch war nur Williams langsamer als die Boliden aus Woking. Alonso und das Team machen trotz des harten und unbequemen Bodens der Realität wieder einmal gute Miene zum bösen Spiel.

"Ich denke nicht, dass wir so ein schlechtes Auto oder das zweitschlechteste Auto haben", erklärt Alonso, dass er McLaren trotz der Nähe zu Williams noch nicht auf demselben schwachen Level wie den Konkurrenten aus Grove sieht. "Wir sind Siebter in der Konstrukteurs- und Fünfter in der Fahrer-WM", fügt er im Beisein von Vandoorne und CEO Zak Brown an. Racing Director Eric Boullier erschien nicht zur Medienrunde. Laut Brown war er in einem Ingenieursmeeting eingespannt.

Der Vorsprung auf den schnellsten Williams von Sergey Sirotkin war mit über sechs Zehnteln tatsächlich noch groß genug, sodass zumindest keine Gefahr drohte auch noch von den in diesem Jahr so schwachen Landsmännern abgehängt zu werden. McLarens Ansprüchen wird das zwar alles andere als gerecht, Alonso sieht den Q1-K.o. seines Teams aber weitaus weniger tragisch als man erwarten würde.

Q1-Aus für Alonso nicht viel schlechter als bisherige Qualifying-Resultate

"Es sieht vielleicht anders aus und wir sind alle enttäuscht mit dem Resultat, dass beide Autos im Q1 draußen waren. Aber das ist kein allzu großer Unterschied zu dem, was wir im Durchschnitt diese Saison gezeigt haben, besonders am Samstag", verweist der Spanier auf die regelmäßigen Q2-Eliminationen des Teams. Erst zwei Mal schaffte es McLaren in Barcelona und Monaco dank Alonso ins Q3.

"Ich weiß, dass gerade alles sehr schlecht aussieht und ich verstehe, dass es schwierig ist jetzt etwas anderes zu sagen", will Alonso das schlechte Resultat in Le Castellet nicht schönreden - macht es dann aber doch. "Aber in der Realität ist es nicht so. Ich denke, wir müssen zwei oder drei Schritte zurücktreten und das Gesamtbild betrachten."

Die besten Frankreich-Momente: Brawn und Prost erinnern sich: (03:08 Min.)

McLaren entwickelt zu langsam, Mittelfeld-Konkurrenz im Vorteil

Neben den momentanen Positionen in Fahrer- und Konstrukteurswertung, welche Alonso nicht müde wird zu erwähnen, soll der enge Konkurrenzkampf im Mittelfeld dieses Jahr auch ein Grund für McLarens schwache Formkurve sein, mit der das Team außerdem nicht alleine ist: "Selbst Williams, sie waren einmal eines der größten Teams der Geschichte und jetzt das langsamste Auto."

Dass Teams wie Haas und Sauber McLaren abhängen, überrascht ihn nicht: "Es gibt keine Privatteams mehr. Sauber ist ein Ferrari-Team und Haas bekommen von ihnen auch viel Performance", führt er die Kundenteams der Scuderia als Beispiel an. "Kleine Teams sind keine kleinen Teams mehr."

Der zweimalige Weltmeister räumt allerdings auch ein, dass McLaren bei der Weiterentwicklung trotz vorhandenem Budget sowie Infrastruktur nicht mithalten kann. "Wir wissen, dass wir das Auto etwas schneller entwickeln müssen, denn wir sehen dass die anderen Teams jedes Rennen Updates bringen und wir nur alle drei oder vier Rennen. Und in den Rennen dazwischen, wo wir nichts bringen, scheinen wir zurückzufallen." In Le Castellet testete McLaren am Freitag allerdings neue Heckflügel sowie Unterböden, wie Brown erklärt hatte.

Alonso ergötzt sich an teaminternen Duell gegen Vandoorne

Auf die Frage weshalb der MCL33 auf dem Circuit Paul Ricard trotz neuer Teile so schlecht performt, hat Alonso keine Antwort parat. "Ich weiß nicht. Ich fahre nur das Auto. Das ist es was ich mache und ich versuche mein Bestes dabei zu geben", so der 36-Jährige, der mit seiner Leistung in Frankreich zufrieden ist: "Ich glaube, ich bin im Moment der einzige Fahrer für den es 8:0 steht - gegen einen Champion aus der GP2 und all die Kategorien in denen er fuhr", verweist er auf das teaminterne Duell gegen Vandoorne.

An das Auf und Ab an den Rennwochenenden und die kritischen Stimmen hat er sich mittlerweile gewöhnt. "In dieser Saison sieht es nach dem Samstag immer ziemlich pessimistisch aus und am Sonntag dafür über-optimistisch. Also schauen wir lieber auf morgen und nicht auf heute", so Alonso, der weiß, dass eine weitere Punktefahrt wohl nur mit Hilfe vom Wettergott drin sein wird.

"Das Wetter könnte die wichtigste Rolle spielen. Wenn es regnet oder es wechselhafte Bedingungen gibt, könnte es ein chaotisches Rennen werden. Aber sollte es nicht regnen, wird es sehr schwierig zu überholen", sagt Alonso.