Was für ein Debakel. Mit hohen Erwartungen in das Formel-1-Rennen von Bahrain gestartet, war für Red Bull Racing die 2018er Ausgabe des Grand Prix' in der Wüste von Sakhir bereits nach vier Runden komplett gelaufen. Daniel Ricciardo stellte schon in Runde zwei den RB14 mit einem Defekt am Streckenrand ab, Max Verstappen tat es ihm zwei Runden später infolge einer Kollision mit Mercedes-Weltmeister Lewis Hamilton gleich. Für Red Bull der erste Doppelausfall seit dem Korea GP 2010.

Für die beiden F1-Piloten und das ganze Team der blanke Horror. Besonders für Daniel Ricciardo, der sich - von Startplatz vier ins Rennen gegangen -, in Bahrain extrem viel ausgerechnet hatte. "Dieser Sport kann dir das Herz herausreißen, es ist manchmal brutal. Jeder im Team ist so enttäuscht, denn wir waren uns sicher, dass wir heute ein gutes Auto hatten. Das Wochenende lief schon ziemlich gut für uns und ich glaube echt, dass unser Rennauto sogar noch besser war", trauert der Australier eine verpassten Chance nach.

Daniel Ricciardo witterte in Bahrain Chance auf Spitzenergebnis

"Ich weiß, dass ich nur eine Runde geschafft habe, aber da konnte ich Kimi bereits mit den Hinterreifen rutschen sehen. Ich denke wirklich, dass wir eine gute Chance gehabt hätten. Das macht es nur noch frustrierender. So früh im Rennen auszufallen ist echt das schlimmste aller Gefühle", klagt Ricciardo.

"Das Auto war sehr gut. Wir wären mit beiden Autos auf Podiumskurs gewesen", schließt sich Motorsportberater Dr. Helmut Marko im exklusiven Interview mit Motorsport-Magazin.com dieser Einschätzung des Formel-1-Stars an. Mit beiden Autos? Obwohl Verstappen nur von P15 gestartet war? Ja, immerhin hatte der Youngster sich bereits nach einer Runde auf P11 katapultiert, setzte zudem gerade zum Überholmanöver gegen Lewis Hamilton an, als es krachte.

Red Bull erklärt: Unfall zerstörte Reifen, Todesstoß Differential

Innen in Kurve eins wollte sich Verstappen unbedingt auch noch an dem Mercedes vorbeiquetschen. Dabei drückte er den Silberpfeil nach außen, die Boliden berührten sich. Im Duell Red-Bull-Hinterreifen gegen Mercedes-Frontflügel siegte die schärfere Komponente. Hamilton fuhr unbeeinträchtigt weiter, Verstappen handelte sich einen Plattfuß ein und schleifte seinen Red Bull RB14 eine ganze lange Runde in die Boxengasse.

Das war lang genug, um das Differential des Red Bulls zu zerstören, sodass Verstappen nach dem Reifenwechsel nur kurzzeitig sein Rennen wiederaufnehmen konnte, ehe der Youngster in Runde vier wie sein Teamkollege aufgeben musste. "Nicht nur, dass wir einen Reifenschaden hatten, das Differential ist durch den Aufschlag kaputtgegangen. Damit war es vorbei", hadert Marko. Der Bullenberater gibt Hamilton die Schuld für den Unfall, eine Strafe forderte Marko jedoch nicht. Die Bestraferei müsse in der Formel 1 aufhören.

Max Verstappen hält gegen Lewis Hamilton rein und fordert Strafe

Verstappen sieht genau das anders. "Meiner Meinung nach gab es mehr als genug Platz für beide von uns, die Kurve zu nehmen. Deshalb ist "No action taken" für mich etwas hart, weil ich jetzt ausgeschieden bin", kritisiert Verstappen die Entscheidung der Stewards. "Ich hatte ausgangs der letzten Kurve einen guten Run, auch einen guten Windschatten auf der Geraden, der es mir erlaubt hat, nah an Lewis dran zu bleiben, also hielt ich [in Turn 1] innen rein. Lewis versuchte, außen dagegenzuhalten, aber an einem Punkt war ich dann vorne", erklärt Verstappen seine Sicht der Dinge.

"Von der Mitte bis Ende der Kurve war ich vorne und dann habe ich nur noch einen Stoß von hinten und dann den Platten gespürt, der am Ende sogar ein ernsthafterer Schaden war. Da wusste ich schon, dass mein Rennen wahrscheinlich vorbei sein würde. Ich bin sicher, dass sie es angesehen hätten, wäre es andersherum gewesen", poltert Verstappen.

Batteriedefekt führte zum Ricciardo-Ausfall

Alles andere als angetan zeigt sich von alldem Teamchef Christian Horner. "Ein brutal hartes Rennen für uns. Daniel hat es geschafft, nach einen durchschnittlichen Start zurück auf P4 zu kommen und hat Kimi ziemlich schnell eingeholt. Aber dann hat ein vollständiger Shutdown der Elektronik mit verdacht auf einen Defekt der Batterie sein Rennen zum plötzlichen und vorzeitigen Ende gebracht", bringt der Brite endlich Licht ins Dunkel des Ausfallgrunds im Fall Ricciardo.

Der Australier selbst war völlig ratlos gewesen. "Ich habe in Kurve acht einfach die komplette Leistung verloren. Alles ist ohne Ankündigung einfach ausgegangen, ich konnte nichts machen", so Ricciardo. "Insgesamt ist es einfach extrem enttäuscht, dass beide Autos innerhalb von nur zwei Runden ausfallen. Besonders, weil wir heute ein Rennauto hatte, dass in der Lage war, Ferrari und Mercedes herauszufordern. Zum Glück ist das nächste Rennen jetzt nur eine Woche entfernt", hofft Horner auf schnelle Wiedergutmachung beim China GP in Shanghai.