Am Dienstag kommt in Paris die Motoren-Arbeitsgruppe zum vorerst letzten Mal zusammen. Dann will Ross Brawn für Liberty Media gemeinsam mit der FIA das Motorenkonzept der Zukunft vorstellen. Es geht darum, wie die Aggregate ab der Formel-1-Saison 2021 aussehen sollen.

Es wird eine wegweisende Entscheidung. Die Formel-1-Welt ist in zwei Lager gespalten: Ein Lager will technisch einfachere Motoren, die anderen wollen nicht auf die technische Vorreiterrolle verzichten.

Konkret geht es um den elektrifizierten Turbolader, die sogenannte MGU-H. Sie rekuperiert am Turbolader elektrische Energie und regelt somit den Ladedruck. Sie sorgt aber auch dafür, dass der Turbo im unteren Drehzahlbereich beschleunigt wird und es kein Turboloch gibt.

Die MGU-H ist das komplexeste Teil an den Power Units. Es geht nicht nur um das mechanische Bauteil, sondern auch um den Energiefluss zwischen Batterie, MGU-H und MGU-K. Gleichzeitig ist sie dafür verantwortlich, dass die Rennmotoren heute so leise sind, weil die Auspuffgase nicht mehr so energiereich sind.

Red Bull und Ferrari drohen mit Ausstieg

Die Privat-Teams sind deshalb strikt für eine Abschaffung der MGU-H, damit auch wieder unabhängige Motorenhersteller in die Formel 1 kommen können. Red Bull droht schon vor dem Meeting. "Bleibt die MGU-H, ist das für uns ein Ausstiegsgrund", so Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko zu Motorsport-Magazin.com.

Red Bull setzt sich weiterhin für einen V6-Biturbo ein, der auf den aktuellen 1,6-Liter-Motoren basiert. Somit könnte man die Leistung erreichen, die Komplexität verringern, den Sound verbessern und die Kosten reduzieren. "Dazu braucht man aber auch Einheitsteile", fordert Marko.

Beide Forderungen stoßen bei Ferrari und Mercedes auf großen Widerstand. Hier würde man gerne bei den aktuellen Power Units bleiben. Das Sound-Problem könnte über einen höheren Benzindurchfluss und dadurch höhere Drehzahlen behoben werden. Das würde gleichzeitig auch mehr Leistung bedeuten.

Bei den Zielen stimmen die meisten überein. Die Frage ist nur, mit welchem technischem Konzept es erreicht wird. Kosten und Komplexität könnten auch über zahlreiche Einheitsbauteile reguliert werden. Somit könnte auch die MGU-H bestehen bleiben.

Liberty und FIA entscheiden über die Zukunft der Formel 1

Doch Einheitsteile bringen Ferrari-Präsident Sergio Marchionne auf die Palme. Auch Marchionne drohte gegenüber Motorsport-Magazin.com mit Ausstieg: "Wenn wir unsere Fähigkeiten verlieren, unser Können in diesem Kontext zu zeigen, dann ist es nicht wert, Rennen zu fahren. Solange ich CEO bin - die anderen Leute können machen was sie wollen - werde ich es nicht erlauben, Einheitsmotoren in der Formel 1 zu fahren. Wenn es soweit kommt, genießt den Sport!"

Welchen Weg Liberty und die FIA nun einschlagen wollen, ist unklar. Jedenfalls wollen sie sich nicht mehr auf große Diskussionen mit den Herstellern einlassen. Marko ist sich siegessicher: "Ich glaube, dass wird für manche die Überraschung sein: Liberty lädt nicht zur Diskussion, sondern zu einer Präsentation. Was wir herausgehört haben, geht es in die richtige Richtung."