Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hat am Qualifying-Samstag zum Japan GP der Formel 1 in Suzuka einen gebrauchten Tag erwischt. Zuerst ein Abflug im dritten Training samt Crash in die Streckenbegrenzung der zweiten Degner-Kurve, dann die Hiobsbotschaft als direkte Folge des Unfalls: Getriebewechsel am Ferrari vor der Qualifikation - fünf Startplätze Strafe für den Ferrari-Routinier.

Damit nicht genug: Das Qualifying selbst ging auch noch völlig daneben: Kimi Räikkönen qualifizierte sich als Sechster - sein schlechtestes Ergebnis der gesamten bisherigen Formel-1-Saison 2017. Zuvor waren das Italien und Bahrain, jeweils mit P5, gewesen.

Formel 1: Vettel gibt Räikkönen in Suzuka acht Zehntel mit

Damit musste sich Räikkönen in Japan nicht nur Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel (P3 im Qualifying) um stramme acht Zehntel geschlagen geben, sondern auch noch den beiden Red Bull beugen. Knapp zwei Zehntel fehlten dem Iceman auf Max Verstappen und Daniel Ricciardo.

Wie Räikkönen sein wenig prickelndes Ergebnis in Suzuka erklärt? Immerhin präsentiert sich der Finne in Ferrari-Diensten auf derart flüssigen Traditionsstrecken sonst meist besonders gut aufgelegt. Ganz einfach: Mit dem Unfall im Abschlusstraining.

Räikkönen: Mir fehlten in Japan einfach genug Runden

"Da habe ich einen Fehler gemacht, bin abgeflogen und habe dafür mit der Strafe bezahlt. Und damit war auch die Vorbereitung für das Qualifying alles andere als ideal", schildert Räikkönen. "Ich bin hier ehrlich gesagt einfach nicht viel zum Fahren gekommen. Schon gestern nicht. Aber so hatte ich wegen meines Fehlers auch im letzten Training nicht wirklich genug Runden", erklärt Räikkönen.

Das sei in jedem Fall das größere Problem gewesen als der Wechsel der Reifenmischungen von Soft auf Supersoft von Q2 zu Q3. Im zweiten Abschnitt der Qualifikation hatte der Ferrari-Pilot wegen seiner Strafe auf die mittlere Mischung gesetzt, um das Rennen mit einer anderen Strategie - ähnlich der Sebastian Vettels in Sepang - angehen zu können.

"Aber das größte Problem war die begrenzte Fahrzeit wegen des Vorfalls heute Morgen und an Orten wie hier, wo du alles genau richtig hinbekommen musst, um schnell zu sein - vor allem im ersten Sektor - zahlst du dann eben den Preis", sagt Räikkönen.

Warum Ferrari dem Finnen - anders als Mercedes den auf derselben Strategie fahrenden Valtteri Bottas - im Q2 keine Gelegenheit gab, sich zumindest noch einmal kurz auf dem Supersoft einzuschießen, bleibt eine offene Frage. Eine mögliche Erklärung ist allerdings, dass so ein zusätzlicher frischer Satz für das Rennen zur Verfügung steht.

Formel-1-Duell: Mercedes vs Ferrari, Hamilton vs Vettel (09:24 Min.)

Wieder Degner: Räikkönens erster Q3-Run geht daneben

So geschah es jedoch, dass sich der Finne im Q3 nicht rundum wohl fühlte in seinem Ferrari, den ersten Run nach einem weiteren Kiesbett-Patzer in Degner zwei ohne Rundenzeit abbrach. "Ich habe da einfach an derselben Stelle einen ähnlichen Fehler gemacht", schildert Räikkönen. Diesmal immerhin ohne Einschlag.

Doch auch der zweite und letzte Versuch sollte keine Wunderrunde für Kimi Räikkönen bringen. "Die erste Runde war weit entfernt von ideal und in der zweiten war ich nicht ganz sicher wie viel Grip da sein würde, weil im ersten Run das Gefühl nicht großartig war", berichtet Räikkönen. Insgesamt sei das Auto aber schon noch irgendwie okay gewesen.

Räikkönen: Aufholjagd wie Vettel in Sepang in Suzuka schwieriger

"Am Anfang hatte ich ein gutes Gefühl, aber sobald ich versucht habe zu pushen, war es schwierig", sagt Räikkönen. Für das Rennen erwartet der Finne jedoch Besserung. "Wir haben ein gutes Auto und geben unser Bestes. Wo wir dann ankommen können, ist nie eine einfache Frage. Aber ich bin sicher, dass wir ein tolles Rennen haben können", hofft Räikkönen.

Seine Aufholjagd beginnt der Finne von P10, also ganze zehn Plätze weiter vorne als Sebastian Vettel in Malaysia, der sich in Sepang noch bis auf P4 vorzukämpfen vermochte. Für Suzuka dämpft Räikkönen jedoch trotz allen Vertrauens in seinen Ferrari die Erwartungen.

Räikkönen mit anderer Abstimmung als Vettel?

"Klar ist das der Plan, aber es ist ein anderer Kurs. Hier kommst du nicht so schnell vor wie auf anderen Kursen", erklärt Räikkönen. Tatsächlich zählt das Asphaltband des Suzuka Circuits zu den schmalsten im gesamten Rennkalender der Formel 1 während Malaysia eine der breitesten Strecke darstellt.

Spannend mit Blick auf eine Aufholjagd Räikkönens - und auch eine mögliche zweite Erklärung für den großen Rückstand auf Vettel im Qualifying: die Topspeeds. Räikkönen wurde am Messpunkt weit vor dem Bremspunkt zur Schikane mit fünf Stundenkilometern mehr geblitzt als Sebastian Vettel. Das deutet a) auf ein Renn-Setup zum Überholen hin und würde b) den Performance-Nachteil auf eine Quali-Runde insgesamt und Räikkönens geschilderte Probleme in den Esses erklären - zumal die Sektorenzeiten zeigen, dass Räikkönen im ersten Sektor tatsächlich den größten Batzen auf Vettel verloren hat, im zweiten ebenfalls noch viel, aber im letzten Abschitt, der praktisch nur Vollgas geht, Zeit gutmachte.