Die mangelnde Soundkulisse der Power Units ist seit Einführung der Hybrid-Technologie einer der großen Kritikpunkte an der Formel 1. Das 2017er Reglement hat die Königsklasse schneller und optisch ansprechender gemacht. Jetzt will sich Liberty Media an einer Lösung für das nächste Problem versuchen. Profitieren werden davon jedoch nur die Fans am Fernsehbildschirm und nicht die an der Strecke.
"Eine Sache, die wir bei unseren Ideen zur Weiterentwicklung des Sports verbessern wollen, ist der Sound", so Liberty Medias Commercial Managing Director Sean Bratches gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die F1-Bosse wissen, dass die Flüstertüten im Heck der Boliden nach wie vor ein großer Schwachpunkt sind.
"Er bewegt die Fans und hat sich bei unseren Nachforschungen von entscheidender Wichtigkeit erwiesen", fügt Brachtes an. Die Lösung der Promoter beschränkt sich zunächst jedoch nur auf die Fernsehzuschauer. Genauer plant Liberty Media ein Mikrofon, das am Endrohr des Auspuffs platziert wird, um die Fernsehübertragung aufzuwerten. Mit der Entwicklung des Geräts wurde der australische Film- und Fernsehproduzent David Hill betraut.
"Er arbeitet mit einem deutschen Konzern daran, ein Keramik-Mikrofon zu entwickeln, dass am Auspuffrohr befestigt werden kann um den Fans den echten Sounds näherzubringen", erklärt Brachtes. Hill, ein ehemaliger Boss von Fox Sports, war bereits bei mehreren Rennen vor Ort und pflegt seit langer Zeit eine Beziehung zu Formel-1-Vorstand und Ex-Fox-Senderchef Chase Carey.
Formel 1 erst ab 2021 mit mehr echtem Sound
Die Geräuschkulisse der Power Units ist schon seit den ersten Ausfahrten der 1.6 Liter Hybrid-Turbomotoren ein Problem für die Promoter. Der brachiale Sound, der die Fans an der Rennstrecke seit jeher gefesselt hatte, war plötzlich verschwunden. Selbst die Piloten trauerten den ungezügelt lauten Aggregaten vergangener Tage hinterher.
"Der Sound fehlt und das ist ein entscheidender Teil des Sports. Ich vermisse das sehr. Ich habe mich damals so auf die Testtage gefreut, selbst als ich schon neun oder zehn Jahre in der Formel 1 war. Ich war immer so beeindruckt vom Sound der Motoren und konnte mir das Grinsen gar nicht verkneifen", erklärte Jenson Button 2016 in einem Interview.
Dass dieser Zustand der Faszination der Fans nicht zuträglich war, wurde schnell klar. "Ich habe mich früher immer so darauf gefreut, Freunde mit an die Strecke zu bringen für die der Sport neu ist, um sie den Sound eines Formel-1-Autos hören zu lassen. Das war einzigartig. Und das ist alles weg. Jeder Fan mit dem du sprichst, sagt das", fügte er an.
Die Formel 1 versuchte früh den Sound der Boliden zu verbessern. Bei den Testfahrten 2014 wurde bei Mercedes mit Trompeten-artigen Anbauten am Endrohr experimentiert. Diese Pläne verliefen sich jedoch im Sande. Zur Saison 2016 wurde die Abgasanlage der Boliden modifiziert, doch der Erfolg hielt sich in Grenzen.
Eine bessere Soundkulisse für die Fans an der Strecke wird es wohl erst mit dem neuen Motoren-Reglement ab 2021 geben, wie Ross Brawn Motorsport-Magazin.com diesen Sommer im Exklusiv-Interview verriet: "Der derzeitige Motor gefällt den Fans nicht besonders gut. Wir sind dran, eine Lösung zu finden, um die Ziele zu erreichen, ohne alles auseinanderzureißen, was bereits getan wurde."
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