Seit Ende Januar ist Ross Brawn zurück. Schumis einstiges Superhirn leitet seither die sportlichen Geschicke der Formel 1 für den Kommerziellen Rechteinhaber. Dabei war seine erste Amtshandlung weder technischer, noch sportlicher Natur: Weil das restliche Management-Team der neuen Formel-1-Führung auf keinerlei Formel-1-Erfahrung blicken kann, musste sich Brawn zuerst um die Fahrerlager-Pässe kümmern.

Doch die weiteren Aufgaben des Briten sind weniger banal. Brawn muss sich um die sportliche Entwicklung der Formel 1 kümmern. Eine der größten Baustellen ist dabei der Motor. Bis einschließlich 2020 läuft das aktuelle Reglement mit Power Units, doch schon jetzt wird detailliert über die Aggregate ab 2021 diskutiert.

"Der derzeitige Motor gefällt den Fans nicht besonders gut", stellt Ross Brawn im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com klar. "Den Fans fehlt, dass die Motoren Lärm machen und sie verstehen die Technologie nicht. Sie sind nicht überzeugt davon, dass Technologie in der Formel 1 benötigt wird. Als dieser Motor konzipiert und designet wurde, wo standen auf der Checkliste die Faktoren Fananreiz, Lärm, Sensationsgier, Begeisterung und Leidenschaft? Nichts dieser Dinge wurde berücksichtigt."

Ross Brawn stellt sich den Fragen von Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton
Ross Brawn stellt sich den Fragen von Motorsport-Magazin.com, Foto: Sutton

Dabei will Brawn beim Antrieb der Zukunft nicht alles auf den Kopf stellen: "Die Architektur wird sehr ähnlich sein. Es gibt eine romantische Sichtweise, wir könnten zurückkehren zu V10- oder V12-Motoren. Aber ich glaube nicht, dass wir das machen können. Es gab enorme Ausgaben von Teams und Herstellern rund um diese Motoren. Wir wollen nicht, dass das verschwendet wird und die Prüfstände nutzlos werden. Wir sind dran, eine Lösung zu finden, um die Ziele zu erreichen, ohne alles auseinanderzureißen, was bereits getan wurde."

Die Hauptziele beim neuen Motoren-Reglement sind klar: Mindestens die Leistung der aktuellen Power Units, lautere und gleichzeitig auch günstigere Motoren. "Ich glaube, das können wir mit einer ähnlichen Architektur zum aktuellen Verbrennungsmotor erreichen", so Brawn.

Aktuell sieht es nach einem 1,6-Liter V6-Biturbo ohne MGU-H und mit Standard-KERS aus. Bestätigen will Brawn das nicht: "Eine Richtung kristallisiert sich langsam heraus, aber ich glaube nicht, dass die Teams und Hersteller ihre Argumente entwickelt haben. Ich habe schon eine persönliche Idee, wie ich glaube, dass ein Motor sein muss. Aber es kann sein, dass eine ordentliche Analyse und gute Argumente dann in eine andere Richtung gehen."

Der 62-Jährige spricht dabei wohl vielen Fans aus der Seele und macht ihnen Hoffnung. "Ich glaube nicht, dass Effizienz das Hauptziel sein sollte", so Bawn. "Wir haben andere Hauptziele, die erreicht werden müssen. Wenn wir diese Hauptziele erreichen, dann können wir es machen, dann ist es großartig, wenn es gleichzeitig noch die Hersteller und Ingenieure zusätzlich anzieht. Wir müssen aber sicherstellen, dass die Fans für den Motor begeistert werden. Und das können wir schaffen."

Das ausführliche Exklusiv-Interview mit Ross Brawn gibt es ab morgen, Donnerstag, den 17. August in der neuen Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Neben dem Interview gibt es im Magazin alle Informationen zum möglichen Motor der Zukunft und eine erste Bilanz der neuen Formel 1 unter Liberty Media - und vieles mehr! Entweder im gut sortierten Zeitschriftenhandel kaufen oder gleich online bestellen.