Die neue Formel 1 wird von allen Seiten gelobt: Die Autos sind spektakulärer, bei den Fahrern trennt sich wieder die Spreu vom Weizen und vorne an der Spitze gibt es mit Mercedes gegen Ferrari und Lewis Hamilton gegen Sebastian Vettel einen spannenden Kampf um die Weltmeisterschaft. Die größte Enttäuschung ist bislang Red Bull - darüber kann auch der Sieg von Daniel Ricciardo beim Aserbaidschan GP nicht hinwegtäuschen.

Abgesehen vom Motor hinkt Red Bull auch beim Chassis noch hinter Mercedes und Ferrari her - auch wenn die Bullen langsam wieder näher kommen. Haben die beiden Werksteams die Latte - und auch die Ressourcen - noch einmal höher geschraubt? Kann Red Bull da nicht mehr mithalten? "Natürlich geben sie mehr als wir aus, aber sie geben auch unglaubliche Summen für Fahrer aus. Ich denke, wir haben ein ausreichendes Budget, um sehr konkurrenzfähig zu sein", beschwichtigt Red Bull Teamchef Christian Horner im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Trotzdem will Horner die Kosten in der Formel 1 wieder in den Griff kriegen. Aber nicht mit einer Kostenobergrenze: "Denn das wäre meiner Meinung nach ein sehr künstlicher Weg, um die Kosten zu kontrollieren." Horners Rezept sieht anders aus: "Ich würde lieber strengere Regeln sehen."

Red Bull will plötzlich Einheitsteile

Horners Aussagen verwundern. Der einstige Dauerweltmeister war es, der das enge Reglement ständig kritisierte. Adrian Newey habe die Lust an der Formel 1 verloren, hörte man aus dem Red-Bull-Lager nicht nur einmal. Man wollte vor allem aerodynamisch mehr Freiheiten, um sich mit Kundenmotor in der Formel 1 auszeichnen zu können.

Nun offenbar die Kehrtwende bei Red Bull. "Wenn es [die Kosten] durch die Standardisierung von Komponenten oder die Begrenzung bestimmter Systeme reguliert würde, könnte man die Entwicklungsspanne eingrenzen", so Horner. "Wenn wir uns den Frontflügel an den heutigen Autos anschauen. Jeder Flick, jedes Element ist eine eigene Form, ein eigenes Muster und benötigt eine eigene Art der Fertigung. Das ist enorm viel Geld für ein Bauteil, das der Zuschauer auf der Tribüne nicht wirklich versteht - und du kannst nicht einmal den Sponsor darauf lesen."

"Es gibt bestimmte Elemente, welche die Autos etwas zu kompliziert machen. Du siehst es an all den Kleinteilen rund um das Auto herum", erklärt der Red Bull Teamchef. "Irgendwo sind wir vom Weg abbekommen. Nach 2008 wurde im Regelwerk aufgeräumt und die Autos wurden dadurch sehr aufgeräumt, und danach wurden sie wieder mit allen möglichen Teilen zugepflastert."

Regeln 2017 Schritt zurück nach 2008

Nach den extremen Aerodynamik-Auswüchsen im Jahr 2008 gab es 2009 ein Umdenken im Reglement. Nicht nur die Dimensionen von Front- und Heckflügel wurden radikal geändert, auch die Komplexität der Aerodynamik wurde enorm eingeschränkt. Dafür sollte die Rückkehr auf Slicks den Anteil des mechanischen Grips an der Gesamtperformance vergrößern.

2008 waren die Formel-1-Boliden besonders zerklüftet, Foto: Sutton
2008 waren die Formel-1-Boliden besonders zerklüftet, Foto: Sutton

Mit den Regeln für die Formel-1-Saison 2017 ging man wieder einen Schritt zurück. Vor allem im Bereich hinter der Vorderachse wurden den Teams in diesem Jahr große Freiheiten eingeräumt. Mercedes und McLaren zeigen in diesem Bereich, was möglich ist. Red Bulls RB13 fällt überraschend clean aus.

Vielleicht fordert Horner auch deshalb: "Wenn wir uns das Gesamtbild anschauen, nicht für dieses oder nächstes Jahr - aber in der Zukunft - müssen wir die Dinge einfacher halten. Andernfalls werden die Kosten einfach weiter eskalieren, bis hin zu untragbaren Ausmaßen."

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