Romain Grosjean erlebt bislang eine katastrophale F1-Saison 2017. Zwar hamsterte der Haas-Pilot immer wieder mal ein paar WM-Punkte, doch überwiegen eindeutig die Probleme. Einmal mehr machen die Bremsen dem Franzosen zu schaffen. Nahezu jedes Rennwochenende sieht man Grosjean mit Beginn des ersten Trainings über die Sessions hinweg des öfteren neben der Strecke - und hört ihn sich am Boxenfunk darüber aufregen.

Zuletzt in Baku verkniff sich Grosjean vor lauter Frust über den letzten Platz aller, die das Ziel sahen, sogar ein Statement für die Medien - während Teamkollege Kevin Magnussen gerade mit Platz sieben sein bestes Saisonergebnis erzielt hatte. Noch dazu überflügelte er Grosjean damit in der WM-Wertung. Dabei bezeichnete der Däne Grosjean jüngst noch als richtige Messlatte, die höchste die er in der Formel 1 bislang als Teamkollege geboten bekommen habe.

Doch wieso hat Magnussen diese hohe Benchmark jetzt gar übersprungen? Macht er den Job mit seinem bremsanfälligen Haas schlicht besser? Ja, aber, sagt Günther Steiner. "Es ist nicht so, dass Kevin keine Probleme mit den Bremsen gehabt hätte. Er war im zweiten Training (in Baku, Anm. d. Red.) nicht happy mit den Bremsen. Im Rennen musste auch er Lift & Coast betreiben, weil wir ein paar Probleme hatten", sagt der Haas-Teamchef.

Allerdings könne Magnussen diese Probleme sehr viel besser kaschieren als Grosjean. "Mit seinem Fahrstil ist es einfacher, darüber hinweg zu fahren - oder es weniger offensichtlich zu machen", sagt Steiner. Grosjeans Fahrweise dagegen verlange ideale Umstände. "Bei Romains Fahrstil müssen die Bremsen perfekt sein, oder so nah dran an perfekt wie es geht", sagt der Meraner. "Im Moment sind wir da aber nicht." Heißt im Klartext: Grosjean ist mitnichten alleinverantwortlich für seinen Kampf mit Bremsen, verschärft durch seinen Fahrstil allerdings das ohnehin grundlegende Haas-Problem mit den Bremsen.

Steiner: Gleiche Basis für Grosjean und Magnussen

Dennoch schwingt in den Aussagen Steiner durchaus eine Aufforderung an Grosjean mit, es besser umzusetzen. Immerhin sei die Basis für den Franzosen dieselbe wie für Magnussen. Steiner: "Die Autos sind in Sachen Setup die ganze Zeit ziemlich ähnlich - was die Aufhängung als auch die Aero betrifft. Aber ihre Fahrstile - wie sie in eine Kurve fahren - sind ein bisschen verschieden. Am Ende sind die Autos nicht weit voneinander entfernt. Die Fahrer arbeiten mit ihrem Renningenieur, aber die Autos selbst sind grundsätzlich sehr ähnlich."

Romain Grosjean selbst macht indessen überhaupt kein Geheimnis daraus, wenigstens eine Mitverantwortung zu tragen. "Ich mache niemandem einen Vorwurf. Ich muss mich bei solchen Bedingungen einfach besser anpassen", sagte er nach dem Qualifying in Baku. Gearbeitet habe er daran allerdings bereits. "Aber ich habe immer noch gewisse Probleme und es ist wirklich eine unkomfortable Situation für mich", sagt Grosjean. "Ich verstehe es einfach nicht. Ich bekomme mit dem Auto einfach nicht das Gefühl, um das Maximum herauszuholen. Das Bremsproblem war das ganze Wochenende schon schrecklich."

Grosjean fordert Fortschritt: Von Haas und sich selbst

Allerdings pocht der 30-Jährige nicht nur auf eine eigene Verbesserung, sondern genauso auf Fortschritt bei Haas: Auch wenn Magnussen die Bremsprobleme besser übertünche, vorhanden seien sie schließlich beim Dänen ganz genauso. "Kevin sagt ja dasselbe, und der weiß auch, wie man ein Auto fährt", erinnert Grosjean.

Besonders bitter ist die Gesamtsituation für Grosjean indessen vor allem deshalb, weil er sich auf der Bremse eigentlich als sehr starken Fahrer einschätzt. "Bremsen ist immer schon meine Stärke gewesen, das war schon in der Formel Renault so", meint Grosjean. Doch gelinge das eben nur mit dem richtigen Vertrauen. Fehlt das, transformiere sich die größte Stärke plötzlich ins Gegenteil. "Wenn das nicht läuft, ist es meine größte Schwäche. Sobald das nicht mehr funktioniert, bin ich verloren. Das ist schwer zu beschreiben", sagt Grosjean.