Relativ lang hat sich die Formel 1 Zeit gelassen, bis die Verantwortlichen die Zeichen der Zeit erkannt hatten. Doch spätestens mit der Wachablösung Bernie Ecclestones an der Spitze der Königsklasse durch Liberty Media gibt die F1 nicht nur auf der Strecke Vollgas. Auch abseits davon engagiert sich die Rennserie jetzt zunehmend, die Fazination zeitgemäß an den Fan zu bringen.

Dazu zählen eine umfangreiche App, Video-Formate bis zum Abwinken, ordentlich Betrieb in den Sozialen Medien und Stück für Stück mehr Aktivitäten, Attraktionen und damit Fannähe direkt an der Rennstrecke, um nur einige Punkte zu nennen. Ähnlich sieht es in anderen großen Rennserien wie Moto GP, WEC, Formel E und DTM aus, mal ging es schneller, mal langsamer.

Carlos Sainz ist fasziniert von den technischen Möglichkeiten der Gegenwart, Foto: FIA
Carlos Sainz ist fasziniert von den technischen Möglichkeiten der Gegenwart, Foto: FIA

Motorsport mit Vollgas ins neue Medienzeitalter

Doch warum das ganze Engagement? Weil es einfach sein muss, in der modernen, digitalisierten Welt einfach dazu gehört. Wer da nicht mitzieht, wird schneller abgehängt als ihm lieb ist. Nichts anderes also als eine fortlaufende Fahrzeugentwicklung während einer Rennsaison, will man im WM-Kampf bis zum Ende mitreden.

Anpassung an neue Entwicklungen und deren Mitgestaltung sind also das Gebot der Stunde, so auch der Tenor bei der fünften Ausgabe der FIA Sportkonferenz in Genf. "Die Welt verändert sich mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit", eröffnete FIA-Präsident Jean Todt die Veranstaltung mit unzähligen geladenen Größen aus der Motorsportwelt. "Die Richtung vieler Sportevents ist, dass sie Entertainment-Events werden, bei denen nicht nur der Sport im Fokus liegt, sondern auch Musik, Kultur und neue Wege, den Sport zu präsentieren, welche die Erfahrung für den Fan bereichern und viel weiter gehen als traditioneller Rennsport."

Diesen Veränderungen, etwa neue Medien und digitale Angebote, müsse der Motorsport jedoch nicht mit Sorge entgegen treten. Im Gegenteil. "Als ich jünger war, war es viel schwieriger, reingezogen zu werden", sagte der zweifache Rallye-Weltmeister Carlos Sainz während der Eröffnungsdiskussion der Genfer Sportkonferenz. "Heute ist es möglich, sich sofort in den Sport zu verlieben, mit Zugang zu Online-Videos, Social Media und so weiter. All diese neue Technik hilft ihnen, die neue Generation von Fans zu werden."

Genauso sieht es Toto Wolff. "Ich denke, wir befinden uns gerade in einer entscheidenden Phase, denn die Welt verändert sich. Wenn ich an Carlos' Karriere zurückdenke, dann erinnere ich mich an eingeworfene Fensterscheiben am Ende einer Rallye - all das Drama und all die Glorie, das ist der Kernbestandteil des Motorsports", schwärmte der Motorsportchef von Mercedes vom großen Potential seines Sports durch die neue Welt.

Ein Beispiel lieferte Wolff gleich mit. "Wenn du vor zehn Jahren gefragt hast, was ein Mercedes ist, dann haben sie vielleicht gesagt, das sei ein Taxi. Aber mit dem Erfolg auf der Strecke haben wir die öffentliche Wahrnehmung der Marke verändert. Das zeigt, wie kraftvoll die Formel 1 als Weg, deine Identität global zu verändern, ist. Die Frage ist, wie stellen wir das für die nächsten zehn Jahre sicher."

In Genf war die Zukunft der Formel 1 ein großes Thema, Foto: FIA
In Genf war die Zukunft der Formel 1 ein großes Thema, Foto: FIA

Formel 1 wie gemacht für digitale Medien

Genau damit befasst sich Liberty Media in Kooperation mit der FIA mehr als nur intensiv. "Unsere Herausforderung ist, neue Wege zu finden die Königsklasse des Motorsports zu bleiben", sagte Liberty-Boss Chase Carey. "Wir arbeiten zusammen mit der FIA daran, die Formel 1 zu allem was sie sein kann zu machen." Todt bestätigte: "Wir arbeiten sehr eng zusammen - auf eine offene und freundliche Weise, mit klar definierten gemeinsamen Zielen, um die Qualität und Attraktivität der FIA Formel 1 Weltmeisterschaft zu verbessern."

Einen Heiligen Gral gebe es allerdings nicht, so Carey. "Es ist ein kumulativer Prozess. In der heutigen Welt, in der die Leute mehr und mehr Entertainment-Auswahl haben, musst du Wege finden, um die Events besonderer und erinnerungswürdiger zu machen", sagte der Liberty-Boss. Wie Toto Wolff sieht auch er genau hier jedoch nichts als gewaltige Chancen für die Formel 1. "Wir haben einen Sport, der sich dafür eignet. Wir haben Magie und Mystik, Kraft, Speed und alle die Dinge, die - wenn in der richtigen Plattform präsentiert - wachsen können", sagte Carey.

Stefano Domenicali, Chef der Singel-Seater Kommission der FIA, fordert deshalb, auch weiterhin mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, sich keinem neuen Trend zu verschließen: "Je mehr wir mit der Welt verbunden sind, desto mehr können wir einen Sport entwickeln, der sich darauf fokussiert, was die Fans möchten und können sicherstellen, dass der Motorsport in zehn Jahren sogar noch beliebter und aufregender sein wird als er es jetzt ist."