Ganz Spa war am Rennsonntag des Belgien GP orange: Max Verstappen verzaubert die Massen und lockt sie wieder zur Formel 1. Aber er verzaubert längst nicht alle: spätestens seit seinen harten Verteidigungsmanövern gegen Kimi Räikkönen in Ungarn und Belgien mehren sich die kritischen Stimmen.

Chef-Kritiker Jacques Villeneuve wirft der FIA vor, Verstappen schlichtweg nicht bestrafen zu wollen. Nachdem Villeneuve im ausführlichen Interview zu Wort kam, sprach Motorsport-Magazin.com nach dem Belgien GP mit Verstappens schärfstem Verteidiger: Dr. Helmut Marko.

Ein unfassbares Wochenende muss das für Sie bei Red Bull gewesen sein mit dem Verstappen-Boom hier. Wie erklären Sie sich, dass ein 18-Jähriger alleine die Strecke voll macht?
Dr. Helmut Marko: Er fasziniert. Nicht nur durch seinen Speed und sein Talent, sondern auch, wie er auftritt, wie er sich als Person entwickelt. Die Holländer scheinen ein sehr begeisterungsfähiges Publikum zu sein.

Hätten Sie so etwas wie hier erwartet?
Dr. Helmut Marko: Nein. 50.000 Holländer, 5.000 Australier - das ist unglaublich. Aber es ist fein, dass es so etwas im Sport noch gibt. Und es wäre gut, wenn wir mehr solche Fahrer aus mehreren Nationen hätten, die solche Emotionen hervorrufen.

Hat sich der Promoter bei Ihnen bedankt?
Dr. Helmut Marko: Ja. Seit 16 Jahren hatte er nicht mehr so viele Zuschauer.

Red Bull ist nicht nur ein Formel-1-Team, sondern auch ein globales Unternehmen, das Energydrinks verkaufen will. Gibt es Pläne, Max Verstappen auch außerhalb der Formel 1 zu einem Weltstar zu machen?
Dr. Helmut Marko: Er muss sich aufs Rennfahren konzentrieren. Er muss Positionen einfahren. Der schlechte Start beim Belgien GP war keineswegs seine Schuld, aber Verstappens Auto scheint auf die Ferraris wie ein rotes Tuch für einen Stier zu wirken.

Die Startkollision geht also auf die Kappe von Sebastian Vettel?
Dr. Helmut Marko: Verstappen war ja innen und Räikkönen hatte außen keinen Platz, weil Vettel reingezogen ist. Es ist auf keinen Fall Verstappens Schuld. Er ist kein Kind von Traurigkeit, der fährt nicht einfach weg wenn die Herren Vettel oder Räikkönen da kommen. Ich vergleiche das mit dem jungen Michael Schumacher: Ayrton Senna hat auch einen riesen Aufstand gemacht, weil der nicht sofort Platz gemacht hat. Aber das wird sich beruhigen und Verstappen wird seinen Weg gehen.

Jacques Villeneuve - seines Zeichens Chef-Kritiker von Max Verstappen - hat im Interview wieder zugeschlagen: Er meint, Verstappen würde von der FIA beschützt und deshalb nicht bestraft.
Dr. Helmut Marko: So ein Blödsinn. Vielleicht sollte der liebe Herr Villeneuve wieder Rennen fahren, damit er etwas Vernünftiges macht.

Also haben Sie auch den Zweikampf von Max gegen Kimi in Spa keineswegs grenzwertig gesehen?
Dr. Helmut Marko: Nein, sonst hätte ja die FIA eingegriffen. Wir sehen das ja auch! Wir spulen da sofort zurück und schauen uns das noch einmal an, aber da gab es für uns überhaupt keinen Grund! Es wurde ja noch nicht einmal untersucht. Die ganze Sache wird einfach nur aufgeschaukelt.