Lewis Hamilton strahlte nach seinem ersten Saisonsieg in Monaco, Daniel Ricciardo dagegen wirkte wie ein Häufchen Elend trotz Rang zwei. Doch auch Nico Hülkenberg wird nicht erfreut gewesen sein, seinen Teamkollegen jubelnd auf dem Podium gesehen zu haben. Der Monaco GP sah gleich mehrere gefühlte und tatsächliche Verlierer. Motorsport-Magazin.com betrachtet die Geschlagenen im Fürstentum.

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo war bei der Siegerehrung nicht nach Feiern zumute, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo war bei der Siegerehrung nicht nach Feiern zumute, Foto: Sutton

Nein, diesen zweiten Platz wird Daniel Ricciardo nicht gern in Erinnerung behalten. Zu tief ist der Schmerz angesichts des verpassten Sieges. Nachdem das Rennen hinter dem Safety Car gestartet wurde, konnte sich Ricciardo nach Rennfreigabe schnell von den Mercedes absetzen. Als der Australier an die Box kam und von Regenreifen auf Intermediates wechselte, fiel er zwar hinter Lewis Hamilton zurück. Doch schon bald hatte er den Briten, der immer noch mit Voll-Regenreifen unterwegs war, wieder eingeholt. Als Hamilton schließlich als Erster auf Slicks wechselte, nutzte Ricciardo die Chance, den notwenidgen Vorsprung herauszufahren.

Was dann aber passierte, war an Unglück für den Australier nicht zu überbieten. Als er zur Box kam, waren die Mechaniker zwar da - aber nicht die Reifen! Diese mussten erst herbeigeschafft werden. Eine gefühlte Ewigkeit, nämlich 14 Sekunden, stand Ricciardo an der Box. Als er die Boxengasse verließ, lag er dennoch nur eine Sekunde hinter Hamilton. Bei einem normalen Stopp wäre er also weit vor ihm auf die Strecke gekommen. "Ich hatte den Wunsch nach einem Pitstop nicht geäußert, sie hätten bereit sein müssen", war der Polesetter sichtlich enttäuscht.

Zwar zeigte sich Ricciardo in der Folge oftmals schneller als Hamilton - aber Überholen in Monaco ist bekanntermaßen so gut wie unmöglich. "Wir hatten den Speed, von Anfang an. Wir konnten etwas davon ziehen. Dann haben wir uns in Rennsituation mit Lewis gebracht, die so nicht hätte sein sollen. Ich war der Schnellste unter allen Bedingungen. Der zweite Platz ist deshalb ein schlechtes Ergebnis", stellte er klar. Bei Red Bull nahm man die Schuld auf sich. "Wir haben dem armen Ricciardo den Sieg vermasselt. So souverän vorne zu fahren und dann passiert das. Mir tut Ricciardo leid. Aber Fehler passieren, die werden wir in Ruhe analysieren", so Dr. Helmut Marko.

Nico Rosberg

Nico Rosberg hatte keine Chance unter den nassen Bedingungen, Foto: Sutton
Nico Rosberg hatte keine Chance unter den nassen Bedingungen, Foto: Sutton

Er kam mit 43 Punkten Vorsprung in der WM-Wertung zu seinem Heimrennen, er verlässt Monaco mit 24 Zählern Vorsprung. Nico Rosberg gehört ganz klar zu den Verlierern des Monaco GP. Während sein Teamkollege Lewis Hamilton mit dem Sieg verlorengegangenes Selbstvertrauen tankte, verlor Rosberg sogar auf der Zielgeraden noch zwei wertvolle Punkte.

Bereits zu Beginn des Rennens war erkennbar, dass der Deutsche nicht konkurrenzfähig ist. Zwei Sekunden verlor er zweitweise pro Runde auf Daniel Ricciardo. Die Folge: Mercedes bat Rosberg, Hamilton vorbeifahren zu lassen. Dieser folgte der Anweisung prompt. "Wenn ich Nikis rote Kappe hätte, würde ich sie ziehen. Nico hat gesehen, dass die Pace nicht da war und hat ihn vorbeigelassen. Da muss man schon sagen, dass er ein Teamplayer ist. So etwas zu machen ist stark", lobte Toto Wolff.

Rosberg konnte aber auch den dritten Platz nicht halten. Warum lief es bei ihm so gar nicht? "Wir haben sofort gesehen, dass Pace gefehlt hat. Das war aber nicht sein Fehler. Wir haben das Auto einfach nicht auf Temperatur gebracht", versuchte sich Wolff an einer Erklärung. Dies betraf zum einen die Reifen, die nie eine funktionierende Arbeitstemperatur erreichten. Und zum anderen waren auch die Bremsen viel zu kalt. "Wir haben die Bremskanäle mit Tape gegen den Regen verklebt, deshalb ist die Bremstemperatur nie hochgekommen", so der Österreicher. Rosberg kämpfte schlicht mit stumpfen Waffen.

Max Verstappen

Erneut landete Max Verstappen in den Leitplanken des Casinos, Foto: Sutton
Erneut landete Max Verstappen in den Leitplanken des Casinos, Foto: Sutton

From hero to zero und zurück, um am Ende dann doch mit hängendem Kopf abzureisen. So erging es Max Verstappen in Monaco. Der Spanien-Sieger zerlegte in der Qualifikation seinen Red Bull beim Casino, wodurch er aus der letzten Startreihe, letztendlich dann aus der Box starten musste. Im Rennen zeigte der 18-Jährige dann wieder einige seiner gewohnt starken Überholmanöver. Doch in Runde 35 war das Rennen beendet - erneut beim Casino, mit dem fast identischen Fehler wie am Vortag.

"Ich bin von mir und für das Team enttäuscht, weil sie sehr hart gearbeitet haben, um das Auto herzurichten, aber ich habe ihnen nicht das Ergebnis beschert, das sie verdient hätten", zeigte er sich selbstkritisch. Bis zu seinem Ausrutscher lag er auf Punktekurs. "Leider bin ich ein wenig von der Linie abgekommen, und sobald man ins Nasse gerät, ist man nur noch Passagier", erläutert der Niederländer.

Vor zwei Wochen noch der gefeierte Held, landete Verstappen nun wieder hart auf dem Boden der Tatsachen. Da er gleich zweimal denselben Fehler fabrizierte, fühlen sich einige Kritiker wohl bestätigt, die seine Beförderung ins A-Team als zu früh erachten. Sein Vorgänger machte es jedoch nicht besser...

Daniil Kvyat

Daniil Kvyat kämpfte mit großen Problemen, Foto: Sutton
Daniil Kvyat kämpfte mit großen Problemen, Foto: Sutton

Denn Daniil Kvyat bekleckerte sich im Fürstentum ebenfalls nicht mit Ruhm. Dabei sah es bis zum Sonntag eigentlich gut aus. In allen Trainings inklusive dem Qualifying lag er in den Top 10. Er schien auf dem besten Weg, nach seiner Degradierung endlich positive Schlagzeilen zu schreiben. Im Rennen aber verließen ihn erst Glück, dann Geduld. Gleich zu Beginn trat ein Elektronik-Problem an seinem Toro Rosso auf, wodurch er nicht schneller als 60 km/h fahren konnte.

Als dieses nach einem langwierigen Boxenbesuch inklusive Lenkrad-Wechsel und Überrundung beseitigt war, versuchte sich Kvyat durch das Feld zu kämpfen. Dabei traf er mit Renault-Pilot Kevin Magnussen zusammen. Für den Russen endete das Duell in den Leitplanken der Rascasse. "Wir haben gegeneinander gekämpft und er hat mich einige Kurven zuvor hart geblockt. Ich habe dann versucht, vorbeizukommen und er hat mich komplett geblockt. Da ich nicht durch die Wand konnte, musste ich halt durch ihn durch", erklärte Kvyat den Vorfall. Seine Aktien bei Red Bull werden durch diesen Auftritt wohl nicht gestiegen sein.

Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg war unzufrieden mit seinem Rennen, Foto: Sutton
Nico Hülkenberg war unzufrieden mit seinem Rennen, Foto: Sutton

Platz sechs, auf den letzten Metern noch Nico Rosberg überholt - eigentlich könnte Nico Hülkenberg zufrieden sein. Doch angesichts des dritten Platzes seines Teamkollegen Sergio Perez fällt die Freude eher gedämpft aus, falls sie überhaupt vorhanden ist. Die Ursache lag laut Hülkenberg in seinem ersten Boxenstopp. "Das Team hat mich in der falschen Runde hereingeholt. Ich lag danach hinter einem Williams auf Regenreifen", so der Force-India-Pilot. Gemeint war Felipe Massa, der ihn mehrere Runden aufhielt. "Es ist sehr frustrierend, denn ich hatte heute die Pace für das Podium. Wir haben es schlicht und einfach in den Sand gesetzt", bilanzierte der Deutsche enttäuscht.

Bei Perez dagegen klappte die Strategie. "Die erste schwierige Entscheidung war der Wechsel auf Intermediates und wir haben ihn so lange wie möglich herausgezögert. Das hat sich wirklich ausgezahlt, denn ich konnte so einige Autos überholen, inklusive meinen Teamkollegen", so Perez. "Der Wechsel auf Trockenreifen war der zweite Schlüsselmoment. Wir haben ihn früh gemacht, eine Runde vor Rosberg und Vettel. Das hat mich vor die Beiden gebracht", stellte er fest. Ein ähnliches Strategie-Glück hätte sich auch Hülkenberg gewünscht.

Ferrari

Der Monaco GP verlief für Ferrari enttäuschend, Foto: Sutton
Der Monaco GP verlief für Ferrari enttäuschend, Foto: Sutton

Ein totaler Reinfall war der Monaco GP für die Scuderia Ferrari. Kimi Räikkönen verabschiedete sich früh im Rennen nach einem Fahrfehler mit Mauerkuss in der Loews-Kurve. Sebastian Vettel beendete das Rennen zwar auf Rang vier. Dass ein Force India jedoch vor einem roten Renner aus Maranello liegt, entspricht nicht dem Selbstverständnis von Ferrari.

"Am Anfang war es brutal schwer einfach nur auf der Strecke zu bleiben - durchdrehende Räder, Aquaplaning und der eine oder andere Moment, wo es auch hätte anders ausgehen könnte", erklärte Vettel. Ferrari wählte eine aggressive Herangehensweise und holte den viermaligen Weltmeister bereits in Runde 13 zum ersten Mal an die Box. Problem: Er landete hinter Felipe Massa, der ihn aufhielt. Doch Vettel gibt nicht dem Team die Schuld. "Das geht auf meine Kappe! Ich war am schnelleren Reifen, und auch wenn das Überholen in Monaco sehr schwer ist, so muss ich irgendeinen Weg an ihm vorbei finden", gestand Vettel.

Er ging sogar noch weiter. "Ich werde jetzt von keiner Brücke springen, aber ich hätte eine bessere Leistung bringen müssen. Felipe hat nichts falsch gemacht, ich habe wohl einfach den Moment verpasst. Vielleicht war ich auch zu vorsichtig...", so Vettel. Der Zeitverlust führte schlussendlich zu den entscheidenden Positionsverlusten. Und Räikkönen? Auch er suchte den Fehler nur bei sich selbst. "Mein eigener Fehler. Ich war mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs und da war einfach kein Grip", so der Finne.

Sauber

Die Sauber-Fahrer nahmen sich gegenseitig aus dem Rennen, Foto: Sutton
Die Sauber-Fahrer nahmen sich gegenseitig aus dem Rennen, Foto: Sutton

Als hätte Sauber nicht schon genug Probleme, kracht es jetzt auch noch unter den Fahrern. Eine Kollision zwischen Felipe Nasr und Marcus Ericsson beförderte beide Fahrer ins Aus und fordert vom chronisch klammen Team neue Ersatzteile. Besonders pikant wird der Vorfall durch die Tatsache, dass Nasr klar die Anweisung bekam, Ericsson vorbeifahren zu lassen. Doch dieser weigerte sich. "Es gab keinen Grund, die Positionen zu tauschen. Ich habe die Nachricht zwar bekommen, fand aber, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist", so Nasr.

Nasr machte sogar Ericsson selbst noch für sein Verhalten verantwortlich. "Wir müssen Vertrauen haben innerhalb des Teams. Wenn eine solche Anweisung gegeben wird, muss sie auch befolgt werden. Marcus hat das zweimal nicht getan. Dieser Mangel an Vertrauen im Team liegt an ihm, weil er es zweimal nicht getan hat", erklärte er. Und als Krönung gab es auch noch eine Breitseite gegen die eigene Teamchefin. "Sie muss sicherstellen, dass innerhalb des Teams genug Vertrauen herrscht, damit Anweisungen auch befolgt werden", forderte Nasr mit Blick auf Monisha Kaltenborn. Sauber zeigt deutliche Auflösungserscheinungen.