Red Bull hat sich selbst in eine Sackgasse manövriert. Nach der vorzeitigen Scheidung von Motorenpartner Renault steht der Rennstall ohne Motor da. Zunächst ohne konkurrenzfähigen Motor, gibt es jetzt gar kein Triebwerk mehr für den einstigen Dauerweltmeister. Weil das Scheidungsjahr noch nicht ganz durch ist, könnte es zwar wieder eine Zwangsehe mit Renault geben, doch dazu müssten nahezu unüberbrückbare Differenzen beigelegt werden.

Was also tun? Klar, der Ausstieg Red Bulls schwebt über der Formel 1 wie ein Damoklesschwert. Dann wären auf den Schlag vier Autos weg, weil Toro Rosso ebenfalls dran glauben müsste. Es gibt nur eine ganzheitliche Lösung, meinte Dr. Helmut Marko in Russland.

Für die Formel 1 wäre der Red-Bull-Ausstieg eine mittlere Katastrophe. Es würden nicht nur vier Autos fehlen, es wäre auch eine Bankrotterklärung. Wenn schon Mercedes und Ferrari nicht dabei helfen, Red Bull in der Formel 1 zu halten, dann wenigstens die Obrigkeiten. Chefpromoter Bernie Ecclestone will genauso wie FIA-Präsident Jean Todt Red Bull in der Formel 1 halten.

Zwei-Motoren-Formel eine schlechte Notlösung

Ecclestone fürchtet um sein Produkt. 18 statt 22 Autos wären wenig prickelnd, außerdem hat sich Red Bull inzwischen eine Fan-Basis geschaffen. Die will Ecclestone nicht verlieren. Todt geht es um die Motorenformel. Würden zwei Teams nur deshalb aussteigen, würden viele die Monster-Hybrid-Power-Units für endgültig gescheitert erklären.

Toro Rosso durfte 2006 mit V10 fahren, Foto: Sutton
Toro Rosso durfte 2006 mit V10 fahren, Foto: Sutton

Weder die FIA, noch Bernie Ecclestone können Red Bull aber mit einer Power Unit aushelfen. Also suchen sie nach Alternativen. Immer wieder tauchen Gerüchte auf, wonach Red Bull mit einer Sondererlaubnis an den Start gehen soll. Mit altem V8-Motor und 160-PS-KERS. Alternativ zum stärkeren KERS soll sich ein Gewichtsvorteil im Lostopf befinden.

Doch dieses entweder mehr KERS, oder weniger Gewicht zeigt schon das ganze Problem: Es ist ein Kuhhandel. Man muss verschiedene Konzepte auf einen Level bringen. Stichwort Balance of Performance. Die ist in GT-Rennserien ganz üblich.

Ewige Diskussionen wegen Balance of Performance

Wer sich ein wenig mit den GT-Rennserien befasst, der weiß, dass es mit der Balance of Performance immer Ärger gibt. Irgendjemand ist immer unzufrieden mit der Einstufung. Gewinnt Red Bull plötzlich mit dem V8, wird der Aufschrei von Mercedes und Ferrari riesig sein. Gewinnt Red Bull nicht, hört man schon Dr. Helmut Marko, wie er sich über die Einstufung beschwert. Red Bull bekäme schlichtweg nicht genügend Kompensation, um konkurrenzfähig zu sein. Das beste Chassis habe man ja sowieso.

Im GT-Sport müssen unterschiedliche Konzepte einander angeglichen werden, Foto: ADAC GT Masters
Im GT-Sport müssen unterschiedliche Konzepte einander angeglichen werden, Foto: ADAC GT Masters

Wie es auch immer sportlich ausgehen würde, man hätte eine Lose-Lose-Situation. Warum gibt es überhaupt eine Balance of Performance? Bei den Sportwagen müssen verschiedenste Fahrzeugkonzepte auf ein vergleichbares Niveau gebracht werden. Die GT3-Boliden sind aber keine Prototypen, ihre DNA ist der Serie entliehen. Und die Hersteller verfolgen bei ihren Serienfahrzeugen verschiedenste Philosophien. Porsche setzt auf relativ kleine Boxermotoren, Ferrari auf hochdrehende Saugmotoren, Corvette auf Hubraummonster.

All das gibt es in der Formel 1 nicht. Formel-1-Autos sind reine Prototypen. Es gibt keinen Grund, unterschiedliche Konzepte künstlich performancetechnisch angleichen zu müssen. Wenn, dann müssen alle Hersteller von Beginn einer Reglementperiode die Wahl zwischen verschiedenen Konzepten mit festen Rahmenbedingungen haben. Im Nachhinein eine Alternative anzubieten ist nicht korrekt.

Natürlich fuhr Toro Rosso 2006 mit gedrosselten V10-Motoren, während die Konkurrenz geschlossen mit V8 antreten musste. Auch damals war es eine Notsituation, warum man diese Ausnahme zuließ. Wie in diesem Jahr mit den Vorjahresmotoren bei Manor. Allerdings juckt es am Ende des Feldes kaum jemanden, es geht um das schlichte Überleben. Das hätte Red Bull auch mit nicht konkurrenzfähigen Power Units sichern können.