Eine Zeit lang sah es so aus, als könnte Red Bull im nächsten Jahr auf Mercedes-Power bauen. Dass der ehemalige Serienweltmeister mit Motorenpartner Renault wenig zufrieden ist, ist hinlänglich bekannt. Deshalb sucht Red Bull seit längerer Zeit nach Alternativen. Ferrari und Mercedes wollen aber verständlicherweise die Konkurrenz nicht selbst stärken. Doch bei Mercedes kam der Mutterkonzern ins Spiel: Und aus Imagegründen würde sich die Allianz mit Red Bull gut machen.

Doch nun soll es übereinstimmenden Medienberichten zufolge ein Umdenken in der Chefetage gegeben haben. Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, war beim Italien GP persönlich anwesend und machte sich ein Bild von der aktuellen Lage.

Rennteam vs. Mutterkonzern

Dabei konnte ihn offenbar das Rennteam davon überzeugen, dass es aus sportlicher Sicht unklug wäre, den Rivalen mit den eigenen Motoren zu beliefern. Es ist kein Geheimnis, dass Mercedes-Benz Motorsportchef Toto Wolff ein schwieriges Verhältnis zu Red Bull hegt.

Daimler Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Thomas Weber im Gespräch mit Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton
Daimler Entwicklungsvorstand Prof. Dr. Thomas Weber im Gespräch mit Dr. Helmut Marko, Foto: Sutton

Der Österreicher galt als Gegner der Idee, Red Bull mit Motoren zu beliefern, hätte sich aber im Fall der Fälle der Entscheidung des Konzerns beugen müssen. Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko bestätigte gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass Mercedes derzeit keine Variante für 2016 ist.

Nun stellt sich die Frage, was mit Red Bull passiert. Laut Autosport hat das Team seinen Vertrag mit Renault für die nächste Saison bereits gekündigt. Die Franzosen sollen die Kündigung angenommen haben. Das würde die Situation für Renault erleichtern, da man sich auf ein mögliches Werksteam fokussieren könnte. Wegen des im Vertrags festgeschriebenen Nummer-eins-Status als Motorenkunde hätte Red Bull in diesem Fall Probleme bereiten können.

Dr. Helmut Marko wollte die Kündigung im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com nicht bestätigen. "Nein, wir haben einen Vertrag bis 2016. Wie wir damit umgehen werden, ist derzeit noch nicht fix", so der Österreicher.

Red Bull hätte nicht viele Alternativen für die kommende Saison. Mit Ferrari und Honda blieben nur zwei Motorenhersteller übrig. Mit Honda läuft Red Bull aber Gefahr, vom Regen in die Traufe zu kommen. Die Japaner haben sich in dieser Saison nicht mit Ruhm bekleckert. Außerdem würde es bei Honda ähnliche Probleme mit McLaren geben, wie bei Renault mit einem Werksteam.

Ob Honda-Motoren ein Fortschritt wären, ist fraglich, Foto: Sutton
Ob Honda-Motoren ein Fortschritt wären, ist fraglich, Foto: Sutton

Bleibt Ferrari. Die Italiener würden Red Bull womöglich wieder mit Power Units beliefern. Bereits 2006 war Red Bull mit einem Ferrari-V8 unterwegs. Doch die Italiener werden sich hüten, dem einstigen Dominator bestes Material zur Verfügung zu stellen - auch wenn das eigentlich durch das Reglement sichergestellt sein soll. In der Realität sieht es aber anders aus, man blicke auf die neuen Wunder-Motoren bei Mercedes und Ferrari, der bislang den Werksteams vorbehalten ist.

Was also bleibt Red Bull? Nicht viel. Die Motorensituation bleibt verzwickt. Auf Dauer muss eine ähnliche Allianz wie bei McLaren mit Honda geschaffen werden. Hier käme Audi wieder ins Spiel. Doch eine konkurrenzfähige Power Unit gibt es über Nacht nicht einmal aus Ingolstadt.

Sollte tatsächlich noch unklar sein, mit welchem Motor Red Bull 2016 fährt, hat der Rennstall noch ein anderes Problem: Die Entwicklung des nächstjährigen Boliden läuft bereits seit mehreren Wochen. Die Integration der Power Unit ist keine Kleinigkeit und zwischen den Herstellern gibt es durchaus konzeptionelle Unterschiede.