Top: Vettel lässt Ferraristi strahlen

Genau 686 Tage mussten die Ferrari-Fans warten, bis wieder ein Pilot der Roten auf dem obersten Podest stand. Die WM-Titel-Leidensgeschichte dauert sogar bereits seit Kimi Räikkönens Titel 2007 an. Besserung war lange Zeit nicht in Sicht, bis nun der Heilsbringer Sebastian Vettel die Tifosi erlöst hat. Eine entscheidende Rolle spielt natürlich auch die deutlich verbesserte Ferrari-Power-Unit, von den Bedingungen in Malaysia ganz abgesehen.

Ferrari profitierte von deutlich besserem Reifenmanagement als bei Mercedes und zudem einem klugen Strategieschachzug während des Safety Cars. 1,656 Sekunden Rückstand von Vettel auf Mercedes, wie das in Australien der Fall war, verschwinden aber nicht über Nacht - das weiß auch Vettel sehr genau. Nun geht es nach China - traditionell eine der stärksten Strecken für Mercedes und das Pendel wird vermutlich wieder in Richtung der Silberpfeile ausschlagen. Aber das interessiert momentan niemanden. Ferrari hat gewonnen. Als erstes Team seit der Technik-Revolution Mercedes klar auf der Strecke geschlagen und das war Balsam auf die leidgeprüften Seelen aller Fans der Scuderia.

Top: Die Formel 1 ist wieder spannend

Es wurde gekämpft, Foto: Sutton
Es wurde gekämpft, Foto: Sutton

Nach dem Saisonauftakt ging ein Raunen durch die Menge: Langweilig, Sieger bereits vor dem Rennen klar, Titel schon entschieden. Und dann kam Malaysia. Ein spannendes Duell, knifflige Strategie-Entscheidungen und Überholmanöver auf der Strecke. Bis wenige Runden vor dem Fallen der karierten Flagge war nicht klar, wer dieses Rennen nun gewinnen wird.

Genau das hat die Formel 1 gebraucht: Spannung und verschiedene Sieger. Aktuell zählt es nicht, ob Ferrari eine Eintagsfliege war oder regelmäßig Silber in die Suppe spucken wird. Dieses Rennen hat gezeigt, dass 2015 zumindest keine One-Man-Show werden wird. Es werden noch einige heiße Rennen folgen, in denen Mercedes erneut straucheln könnte. Zudem bleibt die Hoffnung, dass Williams - wie bereits 2014 - während der Saison noch einen großen Entwicklungssprung macht und dann sogar ein Dreikampf um die Spitze entsteht.

Top: Mclaren holt auf

McLaren kämpfte nicht allein auf weiter Flur, Foto: Sutton
McLaren kämpfte nicht allein auf weiter Flur, Foto: Sutton

"Was passiert hier? Ich hole auf Autos auf!" Dieser vollkommen verwunderte Funkspruch stammt von Jenson Button während der Malaysia Grand Prix. Tatsächlich war McLaren mit der neuen Honda-Power-Unit in Sepang deutlich besser als erwartet. Beide Autos schieden zwar im Rennen mit technischen Problemen aus, das interessierte aber niemanden. Viel wichtiger war für das gesamte Team die Steigerung seit Australien.

"Wenn wir weiterhin Schritte wie zwischen Australien und Malaysia machen, sieht es am Ende der Saison gut aus", meinte Team-Boss Ron Dennis. Auch Alonso war anhand der Zeitensteigerung zu Scherzen aufgelegt. "Wenn wir pro Rennen 1,6 Sekunden aufholen, wird es schwierig, denn in drei Rennen wären wir dann auf Pole und das ist doch ein bisschen zu optimistisch", grinste er. Teamkollege Button drückte aber auf die Euphoriebremse. Er warnte, dass andere Teams aufgrund der Hitze in Malaysia ebenfalls ihrer Motoreinstellungen konservativer gewählt haben könnten und schon in China wieder ein deutlich größerer Abstand bestehen könnte.

Top: Mercedes unterhält die Zuschauer via Funk

Lewis Hamilton machte seiner Frustration über Funk Luft, Foto: Sutton
Lewis Hamilton machte seiner Frustration über Funk Luft, Foto: Sutton

Mercedes sorgte in Malaysia für Lacher unter Journalisten und Fans - durch den Boxenfunk. "Wir haben die falschen Reifen drauf, Leute", rief Hamilton völlig überrascht durch den Funk, als er merkte, dass er im letzten Stint erneut die harten Pneus aufgezogen bekommen hatte. Alle Beruhigungsversuche des Teams halfen nichts, Hamilton war sauer. Schließlich wollte er Vettel noch von der Spitze abfangen. Und das mit harten Reifen?

Entsprechend gereizt reagierte er auf alle weiteren Funkversuche des Teams. "Sprecht mich nicht in Kurven an", raunte Hamilton wütend, als sein Renningenieur einen weiteren Versuch unternahm. Erinnerungen an Kimi Räikkönen in Abu Dhabi und seinen legendären Funkspruch "leave me alone, I know what I'm doing" kamen auf. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab nach dem Rennen offen zu, dass in der Kommunikation via Funk bei Mercedes tatsächlich noch einige Schwachstellen auszumerzen sind. Für die Fans nicht zwingend, schließlich sorgt derartiger Funkverkehr für den ein oder anderen Schmunzler.

Top: Rekord für die Ewigkeit

Ein Eintrag in die Geschichtsbücher für Max Verstappen, Foto: Sutton
Ein Eintrag in die Geschichtsbücher für Max Verstappen, Foto: Sutton

Max Verstappen hat in Malaysia einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt. Er ist mit 17 Jahren, 5 Monaten und 27 Tagen der jüngste Pilot, der jemals in einem Formel-1-Rennen Punkte sammelte. Diesen Rekord wird aller Voraussicht nach niemals ein anderer Fahrer knacken können, denn ab 2016 wurde das Mindestalter für die Superlizenz auf 18 Jahre heraufgesetzt. Abgelöst hat er damit seinen Toro-Rosso-Vorgänger Daniil Kvyat, der 2014 bei seinen ersten Punkten in Australien 19 Jahre, 10 Monate und 18 Tage alt war. Den dritten Platz hält aktuell Sebastian Vettel. Er war beim USA GP 2007 19 Jahre, 11 Monate und 14 Tage alt.

Flop: Williams säuft ab

Felipe Massa und Valtteri Bottas kamen nicht über die Ränge fünf und sechs hinaus, Foto: Sutton
Felipe Massa und Valtteri Bottas kamen nicht über die Ränge fünf und sechs hinaus, Foto: Sutton

2015 zweite Kraft hinter Mercedes, den Motorenlieferanten angreifen, Siege einfahren. So hießen die Ziele von Williams vor der Saison. Tatsächlich sieht die Realität ganz anders aus. Nicht nur, dass Mercedes weit enteilt scheint, auch Ferrari zeigt den Boliden aus Grove nur noch die Heckansicht. Besonders in langsamen Kurven sah der FW37 kein Land, da das Heck unruhig wurde.

Früher kein Problem, denn die Mannschaft glich die Probleme in den Kurven mit dem großen Topspeed-Vorteil auf der Geraden wieder aus. Doch dieser ist nun verpufft. "Ein Blick auf den Speed von Ferrari auf den Geraden reicht aus. Sie sind nun Spitzenreiter. Wir sind zwar mit dabei, aber die Werte sind gleich", sagte Massa in Malaysia. Im Rennen reichte es zumindest für die Ränge fünf und sechs, im Qualifying musste sich das Team sogar hinter Red Bull einsortieren. Für Williams bleibt nur eine Hoffnung: Die starke Entwicklung während der Saison 2014 muss sich wiederholen.

Flop: Manor nur mit einem Auto

Ein fahrender Manor Marussia, Foto: Sutton
Ein fahrender Manor Marussia, Foto: Sutton

Manor steigert sich stetig, allerdings sind diese Steigerungen mehr als dürftig. In Australien waren beiden Autos vor Ort, keiner der beiden Piloten fuhr aber auch nur eine Runde. In Sepang dann die Überraschung: kaum waren die Ampeln im Freien Training auf grün, war Will Stevens auch schon auf der Strecke. Die Jagd nach einer Zeit innerhalb der 107-Prozent-Regel begann, um im Zweifelsfall nach dem Qualifying eine Sondergenehming der FIA für den Start des Rennens zu erhalten.

Stevens schaffte dies in allen Sessions, Teamkollege Roberto Merhi in keiner einzigen. Im Qualifying war aber exakt dieser Merhi der einzige Manor-Pilot auf der Strecke. An Stevens Autos kämpfte das Team mit einem Problem mit dem Benzinsystem. Es kam, wie es kommen musste: obwohl beide Autos eine Sondergenehmigung für den Rennstart erhielten, blieb Stevens in der Box. Angeblich konnte das Auto nicht repariert werden. Gerüchten zur Folge soll das Team aber schlicht nicht genug Ersatzteile für beide Autos zur Verfügung haben.

Flop: Weltmeisterlicher Reifenverschleiß

Mercedes hatte große Probleme mit den Medium-Reifen, Foto: Sutton
Mercedes hatte große Probleme mit den Medium-Reifen, Foto: Sutton

Und täglich grüßt das Murmeltier: Mercedes kämpfte in Malaysia mit starkem Reifenabbau. Lewis Hamilton musste in seinem verzweifelten Kampf gegen Sebastian Vettel im letzten Stint sogar auf die harte Mischung zurückgreifen, weil der Medium-Pneu am F1 W06 nicht lange genug überlebt hätte. Im Vergleich zu Ferrari hatte das Team klar das Nachsehen.

Ein Problem, das aber keineswegs neu ist. Bereits 2013 standen die Silberpfeile fast regelmäßig auf der Pole Position, im Rennen fielen die Autos durch den starken Reifenverschleiß meist weit zurück. Dieses Problem wurde 2014 kaum deutlich, denn Mercedes war der Konkurrenz in Sachen Geschwindigkeit vollkommen überlegen. Dieser Vorteil scheint nun - zumindest bei heißen Bedingungen - verpufft.

Flop: Red Bull von Toro Rosso angehängt

Toro Rosso hat Red Bull klar abgehängt, Foto: Sutton
Toro Rosso hat Red Bull klar abgehängt, Foto: Sutton

Für Red Bull könnte es 2015 bisher kaum schlechter laufen. Die Renault-Power-Unit liefert nicht die gewünschte Leistung, stattdessen ist sie mehr defekt als fahrtauglich. Von den lauthals verkündeten Mehr-PS war in Malaysia zudem wenig zu spüren. Viel bitterer ist für den viermaligen Weltmeister aber vermutlich, sogar schlechtestes Renault-Team zu sein.

In Sepang landeten Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo hauchdünn innerhalb der Punkte. Vor ihnen lagen sowohl Max Verstappen als auch Carlos Sainz im Toro Rosso. Fehlende Pace, Bremsprobleme, ein beschädigter Frontflügel bei Ricciardo und eine Kollision mit Nico Hülkenberg bei Kvyat. "Ein wirklich frustrierendes Rennen", befand Daniel Ricciardo. So kann es bei Red Bull schlicht nicht weitergehen. "Nach diesem Wochenende gibt es eine ganze Menge, was wir verstehen und bis China angehen müssen", machte deshalb Teamchef Christian Horner keine Umschweife.