Wer gewinnt in der MotoGP? Monatelang war das in der Saison 2025 eigentlich keine Frage. Marc Marquez zeigte sich zwischenzeitlich unschlagbar. Doch auf Phillip Island ist er nicht dabei und der zweitbeste Pilot der letzten Monate startet mit einem großen Handicap. Wer kann dieses Favoritenvakuum nutzen? Das Feld scharrt mit den Hufen.

Springt Alex für Marc Marquez ein? Australien-Pech abschütteln

"Marc [Marquez] ist wegen seiner Verletzung nicht hier und Marco [Bezzecchi] hat im Grand Prix eine doppelte Longlap, die ihn mit Sicherheit kosten wird. Der Fakt, dass Marc nicht da ist, wird definitiv eine Rolle für das Kräfteverhältnis des Feldes spielen", bringt Franco Morbidelli die Gedankengänge im Paddock auf den Punkt. Dazu ist Francesco Bagnaia weiter ein Rätsel - inklusive Medienboykott - und mit Jorge Martin sowie Maverick Vinales fehlen zwei weitere Hochkaräter auf Phillip Island verletzt. Die Tür für einen Überraschungserfolg scheint weit offen zu stehen.

Marc Marquez verletzt: Seine irre MotoGP-Verletzungsliste (07:17 Min.)

Der offensichtlichste Kandidat für einen Sieg wäre allerdings keine Sensation. "Jeder hier wird euch sagen, dass es eine seiner Lieblingsstrecken ist, aber am Sonntag kann es nur einen Sieger geben", scherzt Alex Marquez. Der WM-Zweite kämpft auf dem Kult-Kurs allerdings gegen eine Art Fluch: "2022 war ich nicht schlecht unterwegs, aber ich crashte mit [Jack] Miller in der Miller-Kurve. Das war keine schöne Erfahrung. 2023 hatte ich eine Rippenverletzung. Und letztes Jahr hatte ich eine Longlap-Strafe und war Letzter nach der ersten Kurve. Ich würde mein Pech hier gerne beenden, denn eigentlich ist das eine Strecke, die meinem Fahrstil auf dem Papier sehr gut liegen sollte."

Jorge Martin scheiterte 2023: Fabio Quartarao kündigt dennoch Reifenpoker an

Die schnellen flüssigen Kurven kann die Nummer 73, wie er bereits mit dem Sieg in Barcelona bewies. Ebenso wohl auf diesem Terrain fühlen sich Fabio Quartararo und seine Yamaha. Im schnellen und kalten Silverstone verwehrte ihm nur ein Defekt am Ride-Height-Device den Sieg. Er hofft nun auf Parallelen: "Wo kann ich das unterschreiben? Ich hoffe, dass es wie in Silverstone sein wird. Eine clevere Reifenwahl wird für uns entscheidend. Als ich damals [in Silverstone, Anm. d. Red.] am Freitag meinte, dass wir mit dem Soft das Rennen fahren sollten, erklärte mich das Team für verrückt. Für mich war es aber die beste Wahl."

In Silverstone fuhr Quartararo auf und davon, Foto: IMAGO / PsnewZ
In Silverstone fuhr Quartararo auf und davon, Foto: IMAGO / PsnewZ

Die Reifentemperatur ist bei Kälte und angekündigtem starken Wind auch auf Phillip Island ein großes Thema. Der Franzose ist daher zu Risiko bereit: "Wir wissen, wie groß bei diesem Rennen hier der Schritt zwischen Soft und Medium ist. Wenn wir diese Entscheidung treffen müssen, dann tun wir das." Dies ging bei einem anderen Piloten aber auch schon einmal in die Hose: "Es ist derselbe Reifen wie damals bei Martin vor zwei Jahren, aber der Asphalt ist ein neuer. Ich weiß nicht, ob es das besser oder schlechter machen wird, aber wir sollten es versuchen." Damals ging Jorge Martin als Führender in die letzte Runde, fuhr mit einem komplett abgefahrenen weichen Hinterreifen aber nur als Fünfter über die Ziellinie.

Jorge Martin wurde in letzter Runde zurückgereicht, Foto: IMAGO / CordonPress
Jorge Martin wurde in letzter Runde zurückgereicht, Foto: IMAGO / CordonPress

Aufgrund der Abwesenheit des großen Favoriten will Quartararo weiter vorne landen: "Für die nächsten zwei Rennen sitzt einer zu Hause, der sonst vor mir ist. Daraus musst du etwas machen. Mein Ziel ist es, so weit wie möglich nach vorne zu kommen. Wir wissen, dass Marc [Marquez] sonst immer vor uns ist. Wenn ich also Vierter wäre, dann ist es mit Einem weniger vielleicht die Chance auf ein großartiges Resultat." Vermutlich wird Marc Marquez sogar noch länger als zwei Rennen fehlen. Die Einschätzungen der Ärzte sind nicht positiv:

Rechnung mit Phillip Island offen: Gelingt Pedro Acosta endlich der erste MotoGP-Sieg?

Auf ein großartiges Resultat hofft auch Pedro Acosta. Der erste Sieg des KTM-Supertalents wäre längst überfällig, doch das flüssige Layout passt der RC16 eigentlich nicht. Das Bike aus Österreich bevorzugt Stop-and-Go-Kurse. Davon lässt sich der Spanier nicht entmutigen: "Das ist nicht meine beste Strecke im Jahr, aber KTM hat sich auf diesen Kursen verbessert, so wie in Assen oder Silverstone. Wir werden unser Bestes geben. In Indonesien haben wir mehr gelitten als erwartet, und haben es dennoch auf das Podium geschafft."

Pedro Acosta wartet noch auf den ersten Sieg, Foto: KTM Media
Pedro Acosta wartet noch auf den ersten Sieg, Foto: KTM Media

Wie Alex Marquez hat auch Acosta eine Rechnung mit der Strecke offen: "Das letzte Jahr hier war es kein Spaß, ein MotoGP-Fahrer zu sein. Mir ging eine Menge Fahrzeit ab, ich konnte nicht viele Runde drehen. Dann war das FP2 auch noch nass und das Qualifying ein Chaos. Ich will es dieses Mal besser machen und werde dafür 100 Prozent geben. Wenn wir alles zusammenbekommen, kann es ein gutes Wochenende werden." Die gute Nachricht: Auf ein Wetterchaos, wegen dem 2024 sogar das FP1 abgesagt wurde, deutet momentan nichts hin. Eine bessere Vorbereitung scheint definitiv möglich.

Zweiter Sieg in Folge? Fermin Aldeguer liebt Phillip Island

Und dann ist da ja auch noch der überragende Sieger des letzten Rennens. Wird Fermin Aldeguer etwa zum Wiederholungstäter? Das hat seit Marc Marquez 2013 kein Rookie mehr geschafft. Der Gresini-Pilot ließ in der Pressekonferenz aufhorchen: "Ich komme mit Extra-Motivation hierher. Ich habe das letzte Rennen gewonnen und Phillip Island ist sowohl meine beste als auch meine Lieblingsstrecke. Hier habe ich drei Pole-Positions in Folge und meinen letzten Sieg [jeweils in der Moto2, Anm. d. Red.] vor dem Grand Prix in Indonesien geholt."

Doch nach diesen Aussagen merkte der Rookie wohl, dass er vielleicht nicht zu große Töne spucken sollte. "Ich komme also mit guter Laune hierher, möchte aber nicht übertreiben, denn es wird auf einem MotoGP-Motorrad anders werden. Der Wind und die Kälte macht es deutlich anders als in Indonesien, da muss man vorsichtig sein", schickte er dann gleich noch nach.

Fermin Aldeguer feiert den Moto2-Sieg in Australien
In Australien holte Aldeguer seinen letzten Moto2-Sieg, Foto: IMAGO / Panoramic by PsnewZ

Dennoch reiht er sich in eine lange Liste der Kandidaten ein. Neben den bereits Genannten müssen auch Fabio Di Giannantonio (holte 2023 sein erstes MotoGP-Podium in Australien) und der zuletzt formstarke Raul Fernandez (erstes Sprint-Podium in Indonesien) beachtet werden, ebenso wie das Honda-Trio aus Joan Mir, Luca Marini und Johann Zarco. Letzterer holte hier 2023 seinen ersten MotoGP-Triumph und ist damit der letzte anwesende Sieger, denn 2024 gewann Marc Marquez.

Marco Bezzecchi dürfte es auch bei starker Pace mit zwei Longlaps schwer haben, um den Sieg im Grand Prix zu kämpfen. Was der Italiener zu seiner Strafe und der Kollision mit Marc Marquez sagt, lest ihr hier: