Vom Himmel in die Hölle. So oder so ähnlich könnte man die letzten Wochen im Leben von MotoGP-Superstar Marc Marquez betiteln. Krönte er sich in Motegi endlich zum siebten Mal in der Königsklasse zum Weltmeister, verletzte er sich nur sieben Tage später beim Indonesien-GP infolge einer unverschuldeten Kollision mit Marco Bezzecchi schwer. Schon vor einer Woche vermeldete Ducati aus diesem Grund den Ausfall der Nummer 93 in Australien und Malaysia. Wie nun bekannt wurde, könnte Marquez aber noch viel länger fehlen.
"Das ist eine Verletzung, deren Heilungsdauer bei gutem Verlauf etwa 16 Wochen betragen kann", warnte nun nämlich Dr. Pedro Luis Ripoll, der für das MotoGP-involvierte Unternehmen Quironsalud [leitet das Health-Care-Center an der Strecke, Anm.] arbeitet und folglich weiß, wovon er redet, im Gespräch mit der spanischen Tageszeitung 'Marca'. Zwar sei Spitzensportlern wie Marquez auch eine frühere Rückkehr zu vollständiger Fitness zuzutrauen, doch der Heilungsprozess müsse speziell bei Verletzungen dieser Art respektiert und entsprechend vorsichtig angegangen werden.
MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte meint: Portimao wird sehr schwierig
Gut möglich also, dass Marc Marquez in der restlichen Saison 2025 nicht mehr auf seine Ducati Desmosedici GP25 zurückkehren wird. Das Saisonfinale in Valencia steigt bereits in rund einem Monat (14. bis 16. November). Zum dortigen Zeitpunkt wären erst sechs der prognostizierten 16 Wochen Ausfallzeit vergangen. "Australien, Malaysia und Portugal werden ziemlich schwierig, weil das eine Verletzung ist, die lange Nachwirkungen haben kann, wenn sie nicht korrekt behandelt wird", stimmte am Donnerstag auch MotoGP-Arzt Dr. Angel Charte zu.
Eine Teilnahme Marquez' am Valencia-GP wollte Charte (noch) nicht gänzlich ausschließen. An dieser Stelle muss aber die Frage erlaubt sein, ob der MotoGP-Superstar selbst mit Blick auf die düsteren Prognosen der Ärzte überhaupt beim Saisonfinale fahren wollen würde. "Mein Ziel ist es, noch vor Saisonende zurückzukommen", hatte Marquez noch unmittelbar nach seiner Verletzung in Mandalika gesagt. Damals war jedoch noch unklar, wie schwerwiegend seine Verletzung wirklich ausfallen und dass er - anders als ursprünglich geplant - doch nicht um eine Operation herumkommen würde.
Maverick Vinales als abschreckendes Beispiel: Wie lange pausiert Marc Marquez?
Dass mit Schulterverletzungen nicht zu spaßen ist, zeigt aktuell der Fall von Maverick Vinales. Der Tech3-Pilot zog sich bereits Mitte Juli am Sachsenring eine Luxation sowie eine Fraktur der linken Schulter zu und kämpft bis heute um eine Rückkehr zu alter Stärke. Zwei Comeback-Versuche musste er in den vergangenen Wochen abbrechen, verzichtet derzeit freiwillig auf eine Teilnahme an den Grands Prix in Australien und Malaysia. Auch bei ihm ist nicht undenkbar, dass er erst 2026 auf ein MotoGP-Bike zurückkehren wird.
Welch schwerwiegende Folgen ein überstürztes Comeback haben kann, erfuhr Marquez außerdem 2020 schon am eigenen Leib. Daraus wollte er zuletzt die richtigen Lehren gezogen haben und riet dem verletzten Jorge Martin zu Saisonbeginn dazu, sich die nötige Zeit zu nehmen. "Ich habe meinen Körper in der Vergangenheit nicht respektiert und dafür den Preis gezahlt", meinte Marquez seinerzeit. Da sein WM-Gewinn bereits eingetütet ist und es für ihn in der restlichen Saison 2025 somit um nichts mehr geht, könnte er sich auf dem Papier beruhigt zurücklehnen und die restlichen vier Grands Prix vom heimischen Sofa verfolgen.
Bitter wäre einzig der Ausfall im Valencia-Test am 18. November, in dem die MotoGP-Stars traditionell zum ersten Mal mit den Prototypen für die neue Saison in Kontakt kommen. Hier müsste Marquez im Zweifelsfall also auf eine erste Ausfahrt mit der Ducati GP26 verzichten, um zum Start der Wintertests 2026 [Ende Januar 2026 wären genau vier Monate seit Marquez' Verletzung in Mandalika vergangen, Anm.] wieder fit zu sein. Sein Glück im Unglück: Da 2027 ein großer Regelumbruch ansteht, ist zur kommenden Saison nur mit wenig Veränderungen an der Desmosedici zu rechnen. Viel Zeit dürfte Marquez also nicht verlieren, würde er sich vollkommen auf die körperliche Regeneration konzentrieren und auf eine Teilnahme am Valencia-Test verzichten. Ob es aber wirklich dazu kommen wird, werden erst die kommenden Wochen aufzeigen.
Teamkollege Francesco Bagnaia ist derweil schon in Phillip Island darum bemüht, nach dem Indonesien-Debakel wieder auf Kurs zu kommen. Am Donnerstag rechtfertigte der Italiener seinen Medienboykott in Mandalika. Mehr dazu hier:



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