Ducati dominiert die MotoGP. Das gilt seit Mitte 2022 mit wenigen Ausnahmen. Die Rückkehr des Kult-Rennens in Brünn war eigentlich eine dieser Ausnahmen, doch ein alles überragender Pilot kaschierte ein schwaches Wochenende der Desmosedicis.

Marc Marquez die einzige Ducati auf beiden Podien in Brünn

Die Rede ist natürlich von Marc Marquez. Der Ausnahmekönner gewann zum fünften Mal in Folge Sprint und Grand Prix. Normalerweise grüßen bei der Siegerehrung dann weitere Piloten der Marke aus Borgo Panigale rechts und links neben der Nummer 93. Diesmal trugen sie an beiden Tagen die Lederkombis von KTM oder Aprilia.

Marc Marquez (Ducati Lenovo Team) vor Marco Bezzecchi (Aprilia Racing Team) und Pedro Acosta (Red Bull KTM Factory Racing)
Die ersten Verfolger von Marquez waren keine Ducatis, Foto: Tobias Linke

Die Bilanz der weiteren Ducatis ist erschreckend schlecht. Francesco Bagnaia zog sich mit Rang vier im Grand Prix noch achtbar aus der Affäre, ansonsten ist da nichts erwähnenswertes mehr. Es fehlte an Pace, oder es gab Pannen, wie bei der Reifendruckfarce am Samstag. Franco Morbidelli war insgeheim vielleicht froh, dass er aufgrund seines Sturzes am Sachsenring nicht antreten konnte.

Diggia such keine Ausrede: Das war in meiner Verantwortung!

Sein VR46-Teamkollege Fabio Di Giannantonio sorgte für den absoluten Tiefpunkt. Er kam auf Rang 16 ins Ziel, ohne jede Chance auf Punkte. Mit einer Ducati ist das eigentlich fast undenkbar. Das Motorrad hat gefühlt eine eingebaute Top-10-Garantie. In Tschechien wurde sie in seinen Händen zum Hinterbänkler.

Fabio Di Giannantonio (Pertamina Enduro VR46 Racing Team)
Di Giannantonio fuhr gnadenlos hinterher, Foto: Tobias Linke

Der Italiener gab zu, diesmal beim Setup komplett verwachst zu haben. "Ich will gleich zum Punkt kommen und keine Ausreden suchen. Mein Gefühl für das Motorrad war sicher nicht fantastisch, aber ich muss die gesamte Verantwortung auf mich nehmen, denn ein Fahrer sollte das Team auch führen. Er ist derjenige, der die Informationen und Rückmeldung für das Setup gibt. Ich war in meiner Karriere schon wesentlich präziser als dieses Wochenende. Vielleicht waren es die besonderen Bedingungen, aber es liegt in meiner Verantwortung, dass wir dieses Wochenende nicht das Paket hatten, um zu kämpfen", ging er hart mit sich ins Gericht.

Marc Marquez vielsagend: Anpassung muss mehr vom Fahrer kommen

Der neue Asphalt im Automotodrom bot gewaltigen Grip, auf den es sich einzustellen galt. Regen am Freitag, ein Sturz am Samstag im Sprint: Da war nicht viel Zeit für Setup-Arbeit bei VR46. "Natürlich hätte ein richtiger Sprint uns ein bisschen geholfen, aber ich muss das früher und besser aussortieren", ließ 'Diggia' diese Faktoren trotzdem nicht gelten.

Während die Konkurrenz über den Grip frohlockte, war es für Ducati vielleicht sogar etwas zu viel. Es ist das Phänomen, wenn das Heck auf die Front drückt, welches Probleme bereitete. Marc Marquez war sich dessen bewusst. Sein Kommentar dazu lässt seine Markenkollegen nicht gut aussehen: "Dieses Wochenende gab es aufgrund des hohen Griplevels mehr Probleme, weil die Front gepusht wurde. Sie [die Ingenieure, Anm. d. Red.] hatten keine Zeit, es anzupassen, also musste das diesmal etwas mehr vom Fahrer kommen."

Sieger Marc Marquez (Ducati Lenovo Team)
Marc Marquez war eine Klasse für sich, Foto: Tobias Linke

Francesco Bagnaia huldigt Marquez: Er hat den Unterschied gemacht

Von Rookie Fermin Aldeguer kann man eine Anpassung des Fahrstils wohl nicht erwarten, aber sehr wohl von einem zweifachen Weltmeister wie Bagnaia. Dieser zog den Hut vor seinem Teamkollegen: "Marc hat heute einen gewaltigen Unterschied zu den anderen [Ducatis] gemacht. Unser Motorrad war auf dieser Strecke schwierig zu fahren. Ich habe hart daran gearbeitet, ihm nahe zu kommen, aber er machte den Unterschied. Erstmals war unser Motorrad nicht das Beste, aber er war der Beste."

Wobei dann noch ein Fahrer aus dem Ducati-Kader etwas aus dem Muster fällt. Marcs Bruder Alex Marquez kam durch Eigenfehler gar nicht erst in die Lage, seinen Rennspeed zeigen zu können. Im Qualifying ärgerte ihn ein keines Gefecht mit Bagnaia. Im Sprint kam es schon am Start zur Berührung mit Teamkollege Aldeguer und im Rennen crashte er sich und Joan Mir in Runde zwei raus. Die Details zu seinem komplett gebrauchten Wochenende findet ihr hier: