Nach Jahren der schier unendlichen Spekulationen hat Toprak Razgatlioglu am vergangenen Dienstag endlich Klarheit geschaffen, er wechselt in die MotoGP und erfüllt sich damit einen Lebenstraum. Anders als ursprünglichen Gerüchten zu entnehmen, kommt 'El Turco' aber nicht erst 2027 mit Honda (und einer weiteren Saison in der Superbike-WM) in die Königsklasse, sondern schon 2026 mit Yamaha-Kundenteam Pramac Racing. Eine überraschende Entscheidung, wirkte die Saison 2027 doch wie der deutlich bessere Zeitpunkt für einen Transfer von Superbikes zu MotoGP-Maschinen.

Gigantischer MotoGP-Regelumbruch - aber erst 2027

2027 startet die MotoGP schließlich in eine neue Ära, erlebt die größte Regelrevolution ihrer inzwischen 76-jährigen WM-Geschichte. Es wird nicht nur von 1.000ccm- auf 850ccm-Motoren und 100 Prozent nachhaltigen Treibstoff gewechselt, die Aerodynamik wird auch massivst beschnitten. Zudem werden Ride-Height-Devices jeglicher Art verboten und dann wechselt die MotoGP auch noch von Michelin-Reifen auf Pneus von Pirelli.

Michelin raus, Pirelli rein! Folgen der MotoGP-Reifenrevolution (06:21 Min.)

Es stellt sich also die Frage, wieso sich Razgatlioglu noch eine Saison unter dem auslaufenden MotoGP-Reglement antut. Mit den Ride-Height-Devices war er bei Testfahrten mit Yamaha im Herbst 2022 in Aragon und im Frühling 2023 in Jerez etwa überhaupt nicht zurecht gekommen und auch mit den Michelin-Reifen fremdelte der zweimalige Superbike-Weltmeister erstmal. Wieso also nicht auf 2027 und das neue Reglement warten?

Warum wartet Toprak Razgatlioglu nicht auf das neue Reglement 2027?

Nun, Razgatlioglu hat eben auch an andere Aspekte gedacht und will bestmöglich vorbereitet in die neue MotoGP-Ära starten. "Mein Hauptziel ist die Saison 2027", begann der scheidende BMW-Pilot vor dem anstehenden Superbike-Wochenende in Misano. Warum er aber unbedingt schon 2026 wechseln wollte: "Ich werde mich mich schnell anpassen und die neuen Strecken lernen müssen, denn es gibt sechs oder sieben, die ich nicht kenne."

Tatsächlich spricht Razgatlioglu damit einen interessanten Punkt an. Im aktuellen WorldSBK-Kalender finden sich mit Phillip Island, Portimao, Assen, Misano, Balaton Park, Aragon und Jerez nur sieben aktuelle MotoGP-Strecken wieder. Aus vergangenen Superbike- und Supersport-Jahren kennt er zudem Barcelona, Mandalika, Buriram, Losail und Brünn. Bleiben aus der Saison 2025 aber immer noch Termas de Rio Hondo, Austin, Le Mans, Silverstone, Mugello, Sachsenring, Spielberg, Motegi, Sepang und Valencia - in Summe also zehn Kurse, auf denen 'El Turco' noch keine Rennkilometer zurückgelegt hat. Mit Indien und Brasilien stehen zudem zwei weitere unbekannte Strecken in den Startlöchern. Der genaue MotoGP-Rennkalender für 2027 steht wahrlich noch nicht fest, aber zehn bis zwölf unbekannte Kurse könnten Razgatlioglu da schon zu schaffen machen.

Durch seinen Wechsel zur Saison 2026 wird der Yamaha-Rückkehrer in dieser Hinsicht aber schon alle Fragezeichen geklärt haben. "Ich weiß nicht, wie das nächste Jahr laufen wird. Aber 2027 ändert sich alles, die Reifen eingeschlossen. Darum bleibt diese Saison mein Hauptziel. Davor muss ich aber das Paddock und die Strecken kennenlernen, mich an die neue Atmosphäre gewöhnen", stellt der 28-Jährige aus Alanya erneut klar. Um 2027 dann angreifen zu können, ist er folglich auch bereit, 2026 eine potenziell schwierige Zeit in Kauf zu nehmen. "Die MotoGP ist ganz anders und das erste Jahr könnte hart für mich werden", bremst er die Erwartungen. "Ich muss bescheiden bleiben, das ist eine ganz andere Welt. Ich werde Zeit brauchen, um zu lernen und mich zu verbessern."

Toprak Razgatlioglu: Will WorldSBK als Weltmeister verlassen!

Scheint, als würde also noch jede Menge Arbeit auf den kommenden MotoGP-Piloten warten. Bevor diese angegangen wird, steht aber erstmal noch ein erfolgreicher Abschluss seiner Superbike-Karriere auf dem Zettel. Für die restliche Saison 2025, in der Razgatlioglu nach fünf der zwölf Rennwochenenden mit 31 Punkten Rückstand auf Platz zwei der Fahrer-WM liegt, hat er noch große Ziele: "Es stehen noch viele Rennen aus, wir können unser Ziel noch erreichen. Ich will nochmal Weltmeister werden, bevor ich in die MotoGP gehe!" Dazu braucht es aber Siege, und zwar viele. Misano könnte daher zum perfekten Zeitpunkt für den BMW-Star kommen, denn dort setzte er im Vorjahr zu einer Siegesserie über 12 Rennen an.

Toprak Razgatlioglu kämpft 2025 noch mit BMW um den WM-Titel in der Superbike-Weltmeisterschaft, Foto: IMAGO / Italy Photo Press
Toprak Razgatlioglu kämpft 2025 noch mit BMW um den WM-Titel in der Superbike-Weltmeisterschaft, Foto: IMAGO / Italy Photo Press

Was glaubt ihr: Kann Toprak Razgatioglu dieses Jahr nochmal Superbike-Weltmeister werden? Und wie wird sich 'El Turco' danach in der MotoGP schlagen? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!