Portrait
Am 16. Oktober 1996 in Alanya geboren, hatte Toprak Razgatlioglu das Motorradfahren schon immer im Blut. Sein Vater Arif Razgatlioglu war als Stuntfahrer unterwegs und in der Türkei unter dem Namen 'Tek Teker Arif' (zu deutsch: 'Wheelie-Arif') bekannt. Bereits mit fünf Jahren nahm Toprak erstmals auf einem Motorrad Platz. Sein Weg auf die große Bühne war jedoch steinig, denn die Türkei hatte jungen Talenten wie ihm kaum professionelle Infrastrukturen und Unterstützung zu bieten. So trainierte Razgatlioglu in Kindheitstagen primär auf Schotterpisten, die seinen spektakulären Fahrstil für immer prägen sollten.
Zu Beginn der 2010er-Jahre machte sich Razgatlioglu in der türkischen Meisterschaft einen Namen, überzeugte schon damals mit harten Bremsmanövern, aggressivem Turning und mutigen Überholmanövern. 2012 wurde er im Alter von 15 Jahren Champion und machte damit Landsmann Kenan Sofuoglu, einen dreimaligen Supersport-Weltmeister, auf sich aufmerksam. Ein Wendepunkt in Razgatlioglus Karriere, denn mit Sofuoglus Unterstützung schaffte er 2013 den Sprung in den Red Bull Rookies Cup.
Dort fuhr Razgatlioglu gleich bei seinem Debüt in Austin zweimal als Dritter auf das Podium. Ein Achtungserfolg, an den er anschließend aber nur selten anknüpfen konnte. Auf den europäischen Strecken, die seinen Konkurrenten deutlich besser bekannt waren als COTA, hatte er Mühe, mitzuhalten. Ein einzelner Rennsieg in zwei Jahren genügte nicht, um einen Platz in der Motorrad-WM zu erhalten. Stattdessen startete der Türke 2015 in der European Superstock 600 und wurde dort überlegen Meister. Gemeinsam mit dem Puccetti-Team und Kawasaki ging es über Superstock 1000 Cup und European Superstock 1000 Championship zur Saison 2018 dann in die Superbike-WM.
Durchbruch mit Yamaha, Legendenstatus mit BMW
Bereits im ersten Jahr konnte Razgatlioglu zwei Podien herausfahren, ein Jahr später etablierte er sich mit den ersten Siegen als Spitzenfahrer. Sein aggressiver, furchtloser Fahrstil machte ihn schnell zu einem der Lieblinge der Fans, die ihn später ihn Anlehnung an seine 'Stoppie'-Jubel und türkische Herkunft liebevoll 'Stoprak' und 'El Turco' taufen sollten. Im Verlauf der Saison 2019 zerstritt sich Razgatlioglu mit Kawasaki, nachdem die Japaner ihn nicht bei den 'Suzuka 8h' hatten fahren lassen. Er wechselte zu Yamaha - und sollte 2021 in einem packenden WM-Kampf die sechsjährige Dominanz von Kawasaki-Werkspilot Jonathan Rea in der Superbike-WM beenden.
2022 und 2023 kämpfte Razgatlioglu mit unterlegenem Material erneut um die Weltmeisterschaft, zog aber jeweils den Kürzeren gegen das starke Duo aus Alvaro Bautista und Ducati. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung überraschte 'El Turco' im Frühsommer 2023 daher alle und verkündete für 2024 seinen Wechsel zu BMW, die seinerzeit nicht einmal in der Nähe des Podiums herumfuhren. Razgatlioglu war jedoch überzeugt, auch mit dem deutschen Motorradbauer Weltmeister werden zu können und er sollte Recht behalten. 2024 und 2025 behauptete er sich in spektakulären Duellen mit Nicolo Bulega und fuhr zwei weitere Titel ein.

MotoGP-Abenteuer mit Yamaha und Pramac
In der Superbike-WM hatte Razgatlioglu damit nichts mehr zu beweisen oder zu erreichen, weshalb er sich nochmal der MotoGP zuwandte. Mit dieser hatte er in den Jahren zuvor immer wieder geliebäugelt, ein Wechsel scheiterte jedoch stets - bis zum Frühsommer 2025. Dann klopfte Ex-Arbeitgeber Yamaha an und konnte 'Stoprak' von einer Rückkehr überzeugen. Razgatlioglu unterschrieb direkt bei den Japanern, wird zumindest seine Debütsaison 2026 aber im Kundenteam Pramac Racing verbringen.
