Portrait
Im Motorsport ist BMW wohl eher für Automobilsport bekannt, aber auch auf zwei Rädern kann der Konstrukteur aus München auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg war BMW äußert dominant auf der Isle of Man TT unterwegs, Ende der 1990er-Jahre sprangen sechs Gesamtsiege bei der Rallye Dakar heraus und auch in diversen nationalen Superbike-Serien feierten BMW-Piloten immer wieder Erfolge.
2009 startete BMW erstmals auch werksseitig in der Superbike-Weltmeisterschaft und feierte nach drei unauffälligen Jahren in der Saison 2012 die ersten Erfolge. Ex-MotoGP-Star Marco Melandri holte sechs Siege auf der BMW S1000RR und wurde Gesamtdritter. 2013 folgten durch den Italiener und Teamkollege Chaz Davies weitere sechs Rennsiege. Dennoch entschied sich BMW dazu, sich mit Saisonende wieder werksseitig zurückzuziehen und nur noch Kundenteams mit Motorrädern auszustatten. In dieser Zeit sollte es kein BMW-Fahrer mehr auf das Podium schaffen.

Schleppender Start nach Superbike-Rückkehr
Erst als BMW zu Beginn der Saison 2019 wieder werksseitig in die Superbike-WM zurückkehrte, stellten sich auch wieder Erfolge ein. Im ersten Jahr nach der Rückkehr gab es dank Tom Sykes direkt vier Podestplatzierungen zu bejubeln. Statt Fortschritten machte das BMW-Werksteam 2020 aber nur Rückschritte: Sykes und Eugene Laverty brachten es gemeinsam nur auf 101 Punkte, Platz fünf im dritten Barcelona-Rennen war das beste Einzelresultat.
Mit Neuzugang Michael van der Mark ging es 2021 wieder in die richtige Richtung, es sprangen drei Podien und der erste Sieg im Superpole-Race von Portimao heraus. In Summe war der Rückstand auf die dominierenden Hersteller Ducati, Yamaha und Kawasaki aber immer noch groß und daran änderte sich auch in den folgenden Jahren nichts. 2022 reichte es immerhin zu drei Podestplatzierungen, 2023 blieb BMW wieder völlig ohne Silberware.
Toprak Razgatlioglu macht BMW zum Weltmeister
Umso größer war die Überraschung, als im Frühsommer 2023 Toprak Razgatlioglu als Neuzugang für die Saison 2024 vorgestellt werden konnte. Der Türke hatte 2021 mit Yamaha die Weltmeisterschaft gewonnen und auch in den beiden Folgejahren um den Titelgewinn gekämpft. Dass er nun zum sieglosen Motorradbauer aus Deutschland wechseln würde, war nichts weniger als eine Sensation. Der Poker beider Seiten sollte aber aufgehen. BMW rüstete über den Winter auf und verbesserte die M1000RR auch während der Saison 2024 noch spürbar, sodass 'El Turco' auf seinem neuen Arbeitsgerät schnell zur neuen Messlatte in der Superbike-WM wurde.
Auf Phillip Island holte er noch während seines Debüt-Wochenendes das erste Podium mit BMW und beim zweiten Event in Barcelona dann den vielumjubelten ersten Rennsieg. Beginnend mit dem zweiten Hauptrennen in Assen gewann Razgatlioglu sogar 13 WM-Läufe in Serie, der Titel schien ihm längst sicher. Dann kostete ihn ein heftiger Sturz in Magny-Cours jedoch sechs Rennteilnahmen, sodass Verfolger Nicolo Bulega nochmal aufschließen konnte. Neun Podien in den letzten neun Rennen ließen jedoch nichts mehr anbrennen, sodass Razgatlioglu am Jahresende als erster Superbike-Weltmeister auf einer BMW feststand.

Als amtierender Titelverteidiger begann die Saison 2025 erstmal ernüchternd für BMW und Razgatlioglu, auf Phillip Island war man chancenlos gegen Bulega. Beginnend mit dem zweiten Event des Jahres in Portimao traf man jedoch das Setup-Fenster der neuen Maschine immer besser und so raste 'Stoprak' mit 21 Siegen aus den letzten 33 Rennen, davon erneut 13 in Serie, zu seinem zweiten WM-Titel in Folge.
2026 muss BMW nun wieder ohne Starfahrer Razgatlioglu auskommen, er verabschiedete sich in die MotoGP zu Pramac-Yamaha. Den Abgang des Türken nutze BMW, um das Werksteam komplett neu aufzustellen. Auch van der Mark musste nach fünf Jahren im Team gehen. Mit den Ex-MotoGP-Piloten Danilo Petrucci und Miguel Oliveira wurde bei der neuen Fahrerpaarung stattdessen auf geballte Erfahrung und gestandene Grand-Prix-Sieger gesetzt.
