Einen Sprint- und zwei Grand-Prix-Siege feierte Marc Marquez zuletzt in Aragon und Misano. Bei der Rückkehr an die Adriaküste für den Emilia-Romagna-GP hatte er zwei Wochen später jedoch nichts mehr mit den vordersten Plätzen zu tun. Nach Sturz im Qualifying reichte es nur zu Startplatz sieben, im Sprint dann nur zu Rang vier. Ein Resultat, dass sich aber auch mit besserer Startposition wohl nicht verändert hätte. Mit seinen drei Ducati-WM-Rivalen konnte Marquez beim zweiten Misano-Wochenende schlicht nicht mithalten, das zeigte sich auch am Sonntag wieder.
Denn im Grand Prix erwischte der MotoGP-Superstar wie schon tags zuvor im Sprint einen ausgezeichneten Start, lag nach dem Sturz von Brad Binder zu Beginn der zweiten Runde bereits auf Platz fünf. Als im neunten Umlauf auch noch Pedro Acosta im Kiesbett landete und das KTM-Debakel komplettierte, fuhren nur noch Jorge Martin, Enea Bastianini und Francesco Bagnaia vor Marquez. Sich annähern, oder den Rückstand zumindest konstant halten, konnte er auch in freier Fahrt allerdings nicht. Vielmehr fiel der Spanier ab Runde zehn von 3,558 Sekunden bis zur Zielankunft in Runde 27 noch bis auf 7,848 Sekunden zurück. Im Schnitt verlor Marquez also fast drei Zehntel pro Runde, was sich auch mit den Erkenntnissen aus Training und Sprint deckt.
Marc Marquez: Lieber Platz vier als unnötig stürzen
Den vierten Platz hatte der Gresini-Pilot daher bereits am Samstagnachmittag als klares Ziel für den Grand Prix ausgegeben. "Ich bin heute mit einer eindeutigen Vorgabe in das Rennen gegangen und das war P4", unterstrich Marquez auch am Sonntag dann nochmal. "Im ersten Teil des Rennens habe ich versucht, Acosta und 'Bezz' [Marco Bezzecchi, Anm.] zu kontrollieren. Sie hatten beide den Speed, mit mir um Platz vier zu kämpfen. Dann war ich irgendwann Vierter. Von da an wusste ich, dass ich auch Vierter werden würde. Mit viel Risiko vielleicht nur vier Sekunden hinter dem Sieger, mit weniger Risiko vielleicht acht Sekunden. Das Resultat wäre jedenfalls das gleiche geblieben."
Dies akzeptierte Marquez und nahm Tempo raus, um keinen unnötigen Sturz zu riskieren. Belohnt wurde er dafür mit Platz drei, als WM-Rivale Bagnaia sieben Runden vor Schluss noch rätselhaft zu Sturz kam. "Ich hatte Glück, dass Pecco dieser Fehler unterlaufen ist und uns dieses Geschenk gegeben hat, eine Podiumsplatzierung. Ich freue mich sehr für das Team, dass ich es bei deren Heimrennen ein weiteres Mal auf das Podest geschafft habe", kommentierte die Startnummer 93 mit einem Grinsen im Gesicht.
Anschließend verging Marquez das Lachen aber auch schnell wieder, denn dem 31-jährigen ist bewusst, dass diese vierten Plätze wohl auch in den letzten sechs Rennwochenenden der Saison 2024 das Maximum darstellen könnten - zumindest wenn die Konkurrenz nicht patzt. Unerwartet kommt das allerdings nicht. "Das war schon das ganze Jahr so, speziell in der zweiten Saisonhälfte. Ich habe zwei Rennen gewonnen, aber in merkwürdigen Bedingungen", meint der Gresini-Star. Zu Saisonbeginn konnte er mit seinem Vorjahresmotorrad noch besser mithalten, seither wurde der Rückstand auf die aktuellen Ducati GP24s jedoch größer. In Aragon, ohnehin eine seiner Lieblingsstrecken, konnte er dies aufgrund der schlechten Gripverhältnisse überspielen, beim San Marino GP half ein kurzer Regenschauer. Erlebt die MotoGP jedoch ein 'normales' Wochenende wie beim zweiten Misano-Gastspiel, wird es schwierig für Marquez.
Marc Marquez ohne Chance im WM-Kampf? P4 bleibt wohl Standard
"Dieses Wochenende war der Grip sehr gut und ich hatte größere Probleme, während sie sich wohler gefühlt haben", bestätigt er. "Als ich gestern [Samstag, Anm.] versucht habe, ihre Pace zu fahren, bin ich zweimal gestürzt. Das hat mir eindeutig gezeigt, dass ich dieses Wochenende nicht bereit war und einen Schritt zurück machen musste, das Rennen auf P4 beenden musste. Wir werden sehen, was ich in den nächsten Rennen ausrichten kann. Wenn wir in Zukunft um den Titel kämpfen wollen, müssen wir uns aber noch etwas verbessern und diese letzten ein bis zwei Zehntel finden, die letztlich den Unterschied ausmachen."
Nach 14 von 20 Grand Prix im Jahr 2024 ist Marquez in der Fahrer-WM nun wieder hinter Bastianini auf WM-Rang vier zurückgefallen, zu WM-Leader Martin fehlen 60 Punkte. Insgesamt 222 Zähler sind in Indonesien, Japan, Australien, Thailand, Malaysia und Valencia noch zu vergeben. Theoretisch also noch alles möglich, doch für eine realistische Chance müsste der Gresini-Pilot zeitnah mit der Aufholjagd beginnen. Schwer vorzustellen, dass speziell Martin und Bagnaia in den letzten Grand Prix noch großartig einknicken und den Spanier viele Punkte aufholen lassen. Doch wie Marquez selbst vor einigen Wochen schon sagte: "In Asien kann es immer Stürme und Regen geben. Du weißt nie, was dort passiert."
Was glaubt ihr: Kann Marc Marquez nochmal so richtig in den WM-Kampf eingreifen oder bleiben vierte Plätze künftig das Maximum? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!
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