Die wohl größte und verrückteste 'Silly Season' der Geschichte der MotoGP ist vorbei. Endlich wissen wir, wie das Starterfeld für die Saison 2025 aussehen wird. Da wird es Zeit, ein Fazit des Fahrermarktes zu ziehen. Welche Hersteller gehören zu den Gewinnern, und welche haben Verluste zu beklagen? Wir machen den Check.

Klarer Gewinner: Yamaha hat ein zweites Team und behält seinen Star

Yamahas Geschäfte neben der Strecke sind den Leistungen auf dieser klar voraus. Schon zu Beginn der Saison durften sie einen überraschenden Erfolg verkünden. Starpilot Fabio Quartararo verlängerte bis 2026. Es ist kein Geheimnis, dass er auch zu Aprilia hätte gehen können. Später wurde sein Teamkollege Alex Rins für zwei weitere Jahre gehalten. Eine Paarung, die sportlich über dem steht, was die M1 derzeit technisch zu bieten hat.

Der noch größere Gewinn ist aber ein ganzes Team. Mit Pramac konnten sie einen Rennstall zum Wechsel ins japanische Lager überzeugen, der gerade mit dem besten Motorrad der Königsklasse um den Titel fährt. Endlich haben die einstigen MotoGP-Giganten wieder vier Motorräder am Start, allesamt werksunterstützt. In Sachen Weiterentwicklung war dies zwingend notwendig. Dafür wurden mit Miguel Oliveira sowie Jack Miller Piloten mit Erfahrung bei KTM, Aprilia, Ducati und Honda verpflichtet.

Klarer Verlierer: Marc Marquez kann Ducatis Exodus nicht beschönigen

Ja, Ducati hat mit Marc Marquez ab 2025 den großen Star der MotoGP im Werksteam. Die Fahrerpaarung aus ihm und Francesco Bagnaia ist schlichtweg sensationell. Das war es dann aber auch mit den guten Nachrichten. Ansonsten herrschte ein gewaltiger Aderlass. Mit Pramac verlässt das 'zweite Werksteam' den Stall nach erfolgreichen gemeinsamen Jahren. Die ausgeweitete Partnerschaft mit VR46 kompensiert dies nur zur Hälfte, da einzig Fabio di Giannantonio in den kommenden Jahren Werksunterstützung und damit das aktuelle Bike bekommt.

Bei den Fahrern ist es nicht minder dramatisch. Mit Jorge Martin und Enea Bastianini verliert Borgo Panigale zwei Fahrer, die zum absoluten Spitzenfeld der MotoGP gehören. Besonders der Verlust von Martin wird schmerzen, hat er doch nachhaltig bewiesen, dass er einen WM-Kampf annehmen kann. Dazu kommt dann auch noch der Abgang von Marco Bezzecchi. Der Italiener hat in dieser Saison zwar Probleme, zeigte als WM-Dritter von 2023 aber bereits sein Potential. Dem Gegenüber steht nur Rookie Fermin Aldeguer als Neuzugang. Der Spanier ist ohne Frage hochtalentiert, aber für 2025 ist die Qualität des Fahrerkaders gewaltig gesunken.

Klarer Gewinner: KTM rüstet Tech3 auf und hält den kommenden Superstar

Bei KTM gibt es 2024 eine Zweiklassengesellschaft. Während Brad Binder und Ausnahmerookie Pedro Acosta vorne mitfahren, zeigen Jack Miller und Augusto Fernandez indiskutable Leistungen. Der Hersteller aus Mattighofen hat prompt darauf reagiert. Die Philosophie, dass GasGas bzw. Tech3 ein Nachwuchsteam ist, gehört der Vergangenheit an. Stattdessen wurde ordentlich auf dem Transfermarkt geklotzt. Mit Maverick Vinales und Enea Bastianini kommen zwei Grand-Prix-Sieger.

Die Speerspitze der Österreicher soll aber ein anderer Fahrer werden. Pedro Acostas Status als Supertalent hat die Saison 2024 bisher mehr als bestätigt. Das Ende der Fahnenstange ist beim jungen Spanier mit Sicherheit noch nicht erreicht. Ein solches Talent weckt Begehrlichkeiten, denen KTM sofort einen Riegel vorgeschoben hat. Mit Acosta wurde langfristig verlängert und die Beförderung ins Werksteam war dabei eine Selbstverständlichkeit. KTM muss jetzt technisch liefern, denn fahrerisch gibt es keine Ausreden mehr, dafür haben sie selbst gesorgt.

Neutral: Hondas Problem sind nicht die Fahrer

Honda wird 2025 mit einen fast unveränderten Fahrerkader antreten. Lediglich Takaaki Nakagami tritt als Entwicklungsfahrer in die zweite Reihe und macht für Rookie Somkiat Chantra Platz. Einige könnten Honda durchaus als Gewinner sehen, hätte doch wohl zumindest Joan Mir wie zuvor Marc Marquez die Flucht ergreifen können. Die bittere Realität aber ist, dass Hondas Aktivität auf dem Fahrermarkt vollkommen zweitrangig ist. Sie könnten die vier besten Fahrer der MotoGP unter Vertrag haben und würden trotzdem hinterherfahren. Beim Aufholen des technischen Rückstandes soll Neu-Testfahrer Aleix Espargaro helfen.

Bei Honda sind nicht die Fahrer das Problem, Foto: LAT Images
Bei Honda sind nicht die Fahrer das Problem, Foto: LAT Images

Gewinner mit Sternchen: Aprilia ergreift die Gelegenheit, aber Stotterstart droht

Aleix Espargaro beendet die Karriere als Vollzeit-Rennfahrer, Maverick Vinales geht überraschend zu KTM: Aprilia musste auf dem Fahrermarkt aktiv werden. Und das hat Noale auch auf eindrucksvolle Art und Weise getan. Mit der Verpflichtung von Jorge Martin gelang ein echter Coup. Das Ducati-Chaos rund um den zweiten Werksplatz wurde sofort ausgenutzt. Daneben kommt mit Marco Bezzecchi ein weiterer Grand-Prix-Sieger, womit auch endlich wieder ein Italiener auf der RS-GP sitzen wird.

Bei Trackhouse Racing gab es mit Miguel Oliveria einen weiteren Abgang. Er wird durch Rookie Ai Ogura ersetzt. Also sind es insgesamt drei Wechsel im Hause Aprilia, und genau das ist das Problem. Mit Raul Fernandez verbleibt nurmehr ein Pilot, der das Motorrad kennt. Espargaro konnte als Testfahrer nicht gehalten werden, also ist auch seine Expertise verloren. Aprilia hat sich ohne Zweifel mit enormem Zukunftspotential ausgestattet, doch 2025 könnte erst einmal eine Anpassungsphase vonnöten sein.

Jetzt seid ihr gefragt: Wer hat für euch in der 'Silly Season' die beste Arbeit geleistet? Wäre Ducatis Exodus zu verhindern gewesen? Sagt es uns in den Kommentaren!